Konrad Adenauer hat die Entwicklung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg wie kein anderer Kanzler geprägt. In seinem ehemaligen Wohnhaus können sich Gäste dem berühmten Politiker auf persönliche Weise nähern. Im benachbarten Ausstellungsgebäude im malerischen Ortsteil Rhöndorf wartet eine Ausstellung zu Adenauers Leben und Wirken über fast 100 Jahre deutscher Geschichte.
So etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Hunderttausende säumen am 25. April 1967 die Rheinufer, als ein Schnellboot der Bundesmarine den mit einer Bundesflagge bedeckten Sarg Konrad Adenauers von Köln rheinaufwärts, vorbei an der damaligen Bundeshauptstadt Bonn nach Bad Honnef bringt. Von dort aus führt ihn der Weg zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Rhöndorfer Waldfriedhof.
Die vielen Menschen entlang des Rheins erweisen ihrem Altkanzler die letzte Ehre. Es ist ein Tag, der in Erinnerung bleiben sollte. Ranghohe Staatsvertreter aus der ganzen freien westlichen Welt waren zum Staatsakt nach Bonn und dem anschließenden Pontifikalrequiem im Kölner Dom angereist, um Adenauers Lebenswerk zu würdigen.
Zeit bleibt in Wohnhaus stehen
Am 19. April war Konrad Adenauer daheim in Rhöndorf im hohen Alter von 91 Jahren verstorben. An diesem Tag blieb in seinem Wohnhaus die Zeit stehen. Die alte Musiktruhe hat unverändert ihren Platz im Wohnzimmer, an dem sie zuletzt gespielt hat. Die Gemälde an den Wänden erzählen von Adenauers Freude an Malerei vergangener Jahrhunderte, und auch der Schreibtisch sieht aus, als hätte ihn der Kanzler gerade erst verlassen. Hier hat er also gearbeitet, Dokumente unterzeichnet, Reden verfasst und unzählige Briefe in alle Welt geschrieben.
Heute können Besucher*innen das ehemalige Wohnhaus als historischen Ort bei einer Führung erkunden. Das Haus, das 1937 auf einem einstigen Weinberg erbaut worden war und die letzten 30 Jahre seines langen Lebens Adenauers persönlicher Rückzugsort blieb, gewährt Einblick in das Privatleben des Staatsmannes und langjährigen CDU-Vorsitzenden, erinnert aber auch an den früheren Oberbürgermeister von Köln und an die Zeit des Nationalsozialismus, in der Adenauer immer wieder um sich und seine Familie bangen musste.
Dauerausstellung im Museumsneubau
Das Adenauerhaus liegt idyllisch im Bad Honnefer Ortsteil Rhöndorf, am Hang des Siebengebirges, mit einem weiten Blick über das Rheintal und auf den sagenumwobenen Drachenfels. Auch zum berühmten Schlosses Drachenburg ist es nur ein Sprung. Der malerische Garten mit den schönen Rosen und dem mediterranen Flair umgibt bis heute das Haus. Adenauer hat ihn geliebt, gehegt und gepflegt. Auf der 1958 angelegten Bocciabahn spielte er regelmäßig, um von der Bonner Politik abzuschalten. Im seinem Gartenpavillon begann Adenauer 1963 seine Memoiren zu schreiben.
Die 2017 neu konzipierte Dauerausstellung „Konrad Adenauer 1876-1967. Rheinländer, Deutscher, Europäer" richtet den Blick auf das ganze Leben Konrad Adenauers. Im Museumsbau, der sich direkt unterhalb des Wohnhauses befindet, können Besucher*innen dem Staatsmann über zahlreiche Dokumente, Exponate und Multimediastationen näherkommen. Zum bunten Repertoire gehört auch ein historisches Stück Fußboden des alten Bonner Kanzleramts im Palais Schaumburg.
Das Ausstellungszentrum wie auch das Wohngebäude betreibt die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, die seit ihrer Gründung 1967 das Andenken an Konrad Adenauer lebendig hält.
Ein malerischer Ortsteil zum Verweilen
- Rhöndorf, 15 km südlich von Bonn am Fuße des landschaftlichen eindrucksvollen, sagenumwobenen Drachenfels im Siebengebirge direkt am Rhein gelegen, ist ein malerischer Ortsteil von Bad Honnef.
- Hier lebte der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland - Konrad Adenauer. In seinem ehemaligen Wohnhaus findet sich heute die ständige Ausstellung der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus über Leben und Werk „des Alten“. Der üppige Rosengarten zeugt von Adenauers Liebe zur Natur.
- Ein Spaziergang zum historischen Waldfriedhof, auf dem neben Konrad Adenauer auch Peter Scholl-Latour beigesetzt ist, lohnt schon allein wegen der mystischen, ruhigen Stimmung auf diesem besonderen Friedhof mitten im Grünen.
- Die Weinberge um Rhöndorf gehören zum einzigen Weinanbaugebiet NRWs – eine Probe der edlen Tropfen direkt bei den Winzern Weingut Broel und Weingut Pieper ist empfehlenswert.
- Zurück im Ortzentrum mit seinen kleinen Gassen und Fachwerkhäusern lockt eine Einkehr im urigen Café Profittlich: die hausgemachte Herrentorte soll schon die Lieblingstorte Adenauers gewesen sein und hat es auch heute noch in sich.
Ausflugtipp: Von Rhöndorf aus kommen Wanderfreunde direkt auf den Rheinsteig. Etwas Motivation für Auf- und Abstiege benötigt man für den Weg durch das Tretschbachtal auf die Löwenburg, von deren Gipfel man bei gutem Wetter den Blick über das Rheintal bis nach Köln schweifen lassen kann. Unterhalb der Löwenburg liegt das gleichnamige Gasthaus, in dem eine Einkehr lohnt. Frisch gestärkt geht’s weiter über die Breiberge und die Schaaffhausenkanzel zurück nach Bad Honnef.
Wer nicht so aktiv unterwegs ist, erkundet den Drachenfels und fährt ein paar Kilometer weiter mit der historischen Zahnradbahn hoch zum Drachenfelsplateau. An der Mittelstation befindet sich Schloss Drachenburg. Die „zu groß geratene Villa“ ist eines der Wahrzeichen der Region.
Übernachtungstipp: Hotel Weinhaus Hoff im malerischen Ortskern von Rhöndorf oder Ferienhaus Willa Woiperdinger.