Urfttalsperre im Nationalpark Eifel
Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.

Ab in die Wildnis!

Raus aus der Stadt, rein in die Wildnis. Der Nationalpark Eifel beschert nicht selten in Sekundenschnelle Urlaubsfeeling und ist immer wieder für eine Überraschung gut. An ihm sattsehen? Unmöglich.

„Wie voll kann ein Zug sein?“  bzw.  „Wie viele Menschen passen in einen RE?“ frage ich mich, leicht nervös am Düsseldorfer Hauptbahnhof wartend. Ich muss nach Köln und zwar schnell, aber es quetschen sich immer mehr Leute in mein Abteil. Und in Köln habe ich nur zwei Minuten Umsteigezeit. Wird schon alles, bloß nicht stressen lassen, immerhin fahre ich mit der Bahn direkt ins Grüne – Nationalpark-Eifel-Kurzurlaub. Und gerade hier lohnt es sich, das Auto stehen zu lassen. Mit dem Zug direkt ins Herz des Nationalparks Eifel fahren? Check. Gutes Streckennetz und Mobilität vor Ort? Check. Den Nationalpark schon während der Zugreise entdecken? Check.  

Das Rheinufer und der Kölner Dom in Köln
Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Erster Halt:

Köln

Wäre aber ja nicht das erste Mal, dass eine Zugreise zur Zerreißprobe wird. Nächster Halt Köln Hauptbahnhof. Ich nehme die Poleposition an der Tür ein, um möglich schnell zum Gleis 16 zu rennen. Tür auf. Sprint. Eigentlich bin ich noch zu müde für Frühsport. Gleis 16 „RE22 nach Kall Hauptbahnhof heute 5 Minuten Verspätung“. Also kurz durchschnauben, bevor es weitergeht. Habe ich ja noch nie gesehen: Im RE22 gibt’s keine Vierer, sondern Sechser. Sieht irgendwie lustig aus. Ich freue mich, dass der Zug so schön leer ist. Genau deswegen bin ich nach einigen Minuten Fahrtzeit aber auch so irritiert, als sich eine Frau direkt neben mich setzt. Hier sind noch hunderte Plätze frei. Verstehe ich nicht.
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Blick aus der Bahn auf Bahnleitungen
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop

Mit der Bahn in die WildnisVon Köln nach Kall

Wir fahren durch Köln-Süd und es wird immer ländlicher. In Erftstadt steigt meine Sitznachbarin aus. Wie schade. Ich genieße die Aussicht. Ein Rapsfeld reiht sich an das nächste. Ich sitze in Fahrtrichtung rechts und erschrecke mich fast etwas, als ich hinter Euskirchen auf einmal – die für mich – schönste Burg in ganz Nordrhein-Westfalen erblicke. Burg Satzvey. Unverkennbar mit ihren spitzen Türmen und den rot-weißen Fensterläden. Hatte ich gar nicht auf dem Schirm, dass sie auf der Strecke liegt. Eine umso schönere Überraschung. Es wird immer hügeliger und bald heißt es „nächster Halt Kall Hauptbahnhof“. Mein Kurzurlaub ist zum Greifen nah. Und ich kann die Handymusik ein paar Reihen hinter mir auch echt nicht mehr ertragen. Die Bushaltestelle des Busses SB82, welcher mich zu meiner Unterkunft für diese Nacht bringen soll, finde ich direkt. Mein Ziel: Vogelsang IP.

Blick auf ein Feld aus dem Inneren einer Bahn
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Endstation:

Kall

Ab der kleinen Gemeinde Kall sind Busse für mich das Fortbewegungsmittel Nummer eins. Innerhalb des Nationalparks gibt es nämlich ein gut ausgebautes Streckennetz. So praktisch. Ab Kall werden dann verschiedene Punkte im Nationalpark angefahren. Ganz ohne Auto oder andere Fortbewegungsmittel komme ich zu meinem nächsten Abenteuer in der Wildnis. Das gefällt mir schon ganz gut.
Neugierig?Was gibt es hier wohl zu sehen?
Öffne die Tür, um es herauszufinden.
Abtei Mariawald, Heimbach
Antje Zimmermann

Tipp von der Reise-ExpertinAbtei Mariawald lädt ein

Heimbach

“Die Erbsensuppe, die Erbsensuppe, die Erbsensuppe – Besucher der Klosterschänke verfallen regelmäßig in Ekstase, wenn besagtes Gericht auf den Tisch kommt. Ich hingegen halte sie für eine stinknormale Suppe, gänzlich ohne himmlische Zutaten, auch wenn ich mich damit womöglich unbeliebt mache. Die geschichtsträchtige Abtei Mariawald ist hingegen ganz nach meinem Geschmack. Die ersten Mönche bezogen das Kloster 1486 - die letzten verließen es 2018, was aber glücklicherweise nicht das Ende des Traditionshauses eingeläutet hat. Ein örtlicher Verein setzt die Arbeit des Trappistenordens fort und plant die Eröffnung eines großen Gästehauses. Aktuell werden Führungen angeboten, und neben der Gaststätte ist auch der Klosterladen geöffnet.”
Antje Zimmermann, Reise-Bloggerin und Journalistin

Herzlich Willkommen in der Abtei Mariawald

Gastfreundschaft wird hier schon immer groß geschrieben: Während die Mönche der Abtei Mariawald in Heimbach früher Pilger willkommen hießen, kann das einstige Kloster heute offen für alle. Seitdem 2018 der letzte Mönch in den Ruhestand gegangen ist, hat sich die Anlage zu einem Treff für ganz unterschiedliche Reisende entwickelt, die manchmal noch wie früher per pedes eintreffen, manchmal aber auch mit dem Rad, dem Zug oder dem Auto. Die Klosterbetriebe sind geblieben - mit einer rustikalen Gaststätte, einem Klosterladen und eigener Likörfabrik und anderen Produkten aus eigener und regionaler Fertigung. Immer sonntags werden Führungen durch den ehemaligen Klausurbereich des Klosters angeboten, dafür ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. 

Öffnungszeiten
Mittwoch10:00 - 18:00
Donnerstag10:00 - 18:00
Freitag10:00 - 18:00
Samstag09:00 - 18:00
Sonntag09:00 - 18:00

Montag und Dienstag geschlossen

DetailsAbtei Mariawald

Mariawalder Straße
52396 Heimbach

kloster-mariawald.de

Von Kall in den UrwaldNationalpark Eifel

Das Gelände der ehemaligen NS-Ordensburg ist weitläufig. Als Internationaler Platz (IP) für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander ist die einstige Schulungsstätte des Nationalsozialismus heute Bildungszentrum und Erlebnisort für Kunst und Kultur und ebenfalls Wanderzentrum. Mehrere Rundwege verlaufen über Vogelsang. Der Urftsee ist in unmittelbarer Nähe. Ein schöner Ort. Dennoch muss ich zwangsläufig an die dunkle, historische Periode denken, die mit der Existenz des Ortes einhergeht. Die dunklen, robusten und massiven Steinbauten auf dem Gelände tragen dazu bei.

Das Gästehaus K13 befindet sich ebenfalls in einem langen Gebäude aus Stein, das mich an eine Kaserne erinnert. Von der Bushaltestelle gehe ich einen kleinen Hügel herunter. Wow. Von hier hat man einen unglaublichen Blick auf den Urftsee. Beim Eintreten fühl ich mich direkt in meine Schulzeit zurückversetzt. Jugendherbergen-Vibes, wohin ich auch blicke. Ich werde herumgeführt. Kaffeeautomat hier, Weinkühlschrank da, Zimmer oben. Und übrigens: „Sie sind ja heute allein hier. Schließen Sie die Eingangstür dann heute Abend einfach von innen ab.“ „Ach, Sie sind heute Abend auch nicht mehr da?“, frage ich verdutzt und schaue vermutlich noch verdutzter als mir ein „Nein, später nicht mehr“ entgegenkommt. Ich wollte meine Ruhe und mache mich deswegen auch gleich auf den Weg. Aber dass es so ruhig werden wird? 

Meine Gedanken, Vogelgezwitscher, Wasserplätschern und Ich. Um den Urftsee zu wandern, ist so beruhigend. Und idyllisch. Da es mitten in der Woche ist, ist kaum eine Menschenseele hier. Nur zwei ältere Herrschaften kommen mir mit einem Fernglas entgegen. Ob sie wussten, dass es hier sogar eine offizielle Bird-Watching-Station gibt? Ich bleibe immer wieder am Ufer stehen und genieße die Aussicht. Je nach Lichteinfall ändert sich die Farbe des Wassers. Die dichten Baumkronen, die den Urftsee umgeben, sehen mit ihren unterschiedlichen Grüntönen aus wie getuscht. Wie schön soll’s noch werden? Als würde die Viktor-Neels-Brücke und die Urfttalsperre „so schön“ schreien. Von der Fußgängerbrücke und der Talsperre gibt’s nochmal einen ganz besonders herrlichen Ausblick über den See.

Was für eine skurrile Situation, denke ich, als ich die Tür des K13 aufschließe. Das riesige Gästehaus und ich. Ich streune durch den Gemeinschaftsraum, tippe auf der Kaffeemaschine auf „Latte Macchiato“ und gehe in die obere Etage. Neben meinem Zimmer befindet sich hier auch eine Art Kaminzimmer. Super gemütlich, mit bester Aussicht. Ganz allein, mitten in der Eifel, in einem riesigen Haus - kommt es mir wieder in den Sinn und ich muss grinsen. Den Gedanken, dass meine Situation das ideale Horrorfilm-Setting ist, schiebe ich schnell an die Seite. Kontrolliere aber trotzdem noch einmal, ob die Tür abgeschlossen ist.

Blick auf die Wälder der Eifel
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Die Jugendherberge K13 in der Eifel
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Blick auf die Eifel aus einem Fenster
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop

Weiter mit dem Wander-BusUnterwegs auf dem Wilden Kermeter

Keine gruseligen Vorfälle über Nacht. Mein Tagesstart? Traumhaft. Goldenes Morgenlicht überm Urftsee. Und da stehe ich. Immer noch keine Menschenseele in Sicht. Heißer Pfefferminztee, kühle Luft und Sonne im Gesicht. Eifel Tag 2. Ich kann’s kaum erwarten. Da es heute Abend aber auch schon wieder zurück geht, entscheide ich mich (vielleicht bin ich nach gestern auch etwas lauf faul) mich mit dem ÖPNV durch den Nationalpark zu bewegen. Und das geht erstaunlich gut. Die mir bereits bekannte Linie SB82 bringt mich ins Ortszentrum von Schleiden-Gemünd, wo ich in den Bus 231 einsteige. 15 Minuten später komme ich schon an meinem Ziel an. Der Wilde Kermeter. An den Wochenenden ist das Pendeln durch den Nationalpark noch einfacher. Dann verkehren sogar zwei Freizeitlinien – das Mäxchen und der “KermeterShuttle“ zwischen verschiedenen Sehenswürdigkeiten im Nationalpark. 

Hier am Wilden Kermeter wird Besuchenden ein barrierefreier Zugang zu Outdoor-Erlebnissen ermöglicht. Breite, asphaltierte Wege, Informationstafeln in Blindenschrift und einfacher Sprache und verschiedene Hörstationen, die allerhand Informationen zur Flora und Fauna des Nationalparks in petto haben, machen diesen Wanderweg zu einem ganz besonderen Ort. Vor allem der begehbare Holzsteg und der Tunnel in Form eines liegenden Baumstamms auf dem „Wilden Weg“ machen optisch richtig etwas her. Und die vielen gemütlichen, teils verstecken Sitzgelegenheiten im dichten Buchenwald ebenso. 

„Hallo Mädel, ab jeht et!“ grüßt mich, diesmal ein anderer, Busfahrer der Linie 231 im Eifeler Platt, als ich mich wieder auf den Rückweg mache. Mädel also. Irgendwie kann ich dem freudig strahlenden alten Herrn diese Begrüßung auch nicht übelnehmen. Kurvenreich geht’s durch den Nationalpark, von oben sieht der idyllische Kurort Gemünd besonders fotogen aus. Umstieg Schleiden-Gemünd, um wieder nach Vogelsang zu kommen „Schönen Tach noch, och wenn’s regnet, tschö tschö!“ Tschö Eifel, wie schön Dich als Kurzurlaubsziel so nah vor der Haustür zu haben.  
 

Die Haltestelle 231 in der Eifel
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Wälder am Rande des Rursees in der Eifel
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Der Rursee mit spiegelnder Sonne in der Eifel
Tourismus NRW e.V., Dominik Ketz

Neugierig?Dann schaue hier für weitere Infos

Nationalpark Eifel "Wilder Kermeter"

So geht Wandern für alle: Die Wege hier sind breit, asphaltiert und sowohl mit Info-Tafeln in Blindenschrift und einfacher Sprache als auch mit Hörstationen ausgestattet. Gut für einen kurzen Spaziergang aber auch für einen großen Familienausflug. 

Öffnungszeiten

keine Angaben

DetailsNationalpark Eifel "Wilder Kermeter"

Kermeter-Hochstraße (L 15) zwischen Schleiden-Gemünd/-Wolfgarten und Heimbach-Schwammenauel
53937 Schleiden

www.nationalpark-eifel.de
Entfernung zum Bahnhof: 14,5 km

Forum Vogelsang IP

Dieser Ort löst gemischte Gefühle aus: Ich freu mich über die schönen Aussichten auf den Nationalpark rundum, grusele mich aber zugleich bei dem Gedanken, dass die Nationalsozialisten das Bauwerk errichtet haben. Gut, dass beide Aspekte thematisch aufgegriffen werden. 

Öffnungszeiten
Montag10:00 - 17:00
Dienstag10:00 - 17:00
Mittwoch10:00 - 17:00
Donnerstag10:00 - 17:00
Freitag10:00 - 17:00
Samstag10:00 - 17:00
Sonntag10:00 - 17:00

Nehmen Sie an den Geländeführungen teil (ca. 90 Min., Anmeldung erforderlich).
April bis Oktober:
täglich um 14 Uhr, Samstag, Sonntag und feiertags zusätzlich um 11 Uhr.
November bis März:
donnerstags und freitags um 14 Uhr, Samstag, Sonntag und feiertags zusätzlich um 11 Uhr und 14 Uhr.
Eine Anmeldung ist erforderlich unter +49 (0)2444 91579 0 oder info@vogelsang-ip.de

Preisinformation
Erwachseneab 12,00 € p.P.
DetailsVogelsang IP

Vogelsang 70
53937 Schleiden

www.vogelsang-ip.de
Entfernung zum Bahnhof: 14,1 km

K13 Gästehaus

Jugendherbergs-Feeling kommt in diesen historischen Mauern auf. Aber der besondere Ausblick und die traumhafte Lage mitten im Nationalpark veredeln die Nacht im Etagenbett und der selbstgebackene Kuchen ist einfach köstlich. 

Öffnungszeiten
Montag08:30 - 16:00
Dienstag08:30 - 16:00
Mittwoch08:30 - 16:00
Donnerstag08:30 - 16:00
Freitag08:30 - 16:00
Preisinformation
Erwachseneab 34,00 € p.P.
DetailsK13 Gästehaus

Vogelsang 92
53937 Schleiden

www.gaestehaus-k13.de
Entfernung zum Bahnhof: 13,6 km

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Ab in die Wildnis!
  • Noch einmal Großstadtduft schnuppern, bevor es in die Wildnis geht. Dann bist Du in Köln genau richtig. Hier trifft Trend auf Tradition.
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  • Die kleine Nationalpark-Gemeinde ist idealer Starpunkt für Abenteuer in der Natur. Mit dem Bus kommst Du von hier aus überall hin.
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    Wo bleibt die Bahn?Besondere Tipps für besondere Situationen!

    Die Bahn oder der Bus kommt mal wieder nicht? Kein Problem, in NRW gibt es genug zu entdecken.

    • In Köln solltest Du Dir vor der Weiterfahrt etwas Aktivität gönnen. 533 Stufen und es wartet ein atemberaubender Blick über die Stadt. Auf zum Kölner Dom.
    • In Schleiden kannst Du Dich stärken: Falls die nächste 231 noch auf sich warten lässt, findest Du direkt an der Bushaltestelle den Imbiss Onkel Tom’s Hütte: Die Pommesbude ist bestens bewertet.

    Übernachtungstipp:

    • Ferienhäuser, die es sich in sich haben, findest Du in der Unterkunft neugrad. Die modernen Cabins mit Sauna inmitten des Nationalparks, ebenfalls auf dem Vogelsang IP-Gelände zu finden, sind ideale Rückzugsorte zum Seele baumeln lassen.

    Deine Strecke:
    63,4 km; 1:24 Reisezeit
    Verbrauch Bahn: 4,3 kg CO²

    Im Vergleich:
    Verbrauch Auto: 12,2 kg CO²

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