Radfahrende vor den Mauern des Archäologischen Parks Xanten
Dominik Ketz, Tourismus NRW e.V.

Den Römern hinterher

Es wird die Bahnfahrt der hoch klingenden Versprechungen, bevor die Radtour vielversprechend Fahrt aufnimmt. Diesmal kombinieren wir beides, den Dieselzug mit dem Drahtesel, eine Bahnfahrt ins Blaue mit einer Radtour durchs Grün. Schön wird’s werden am Niederrhein, das können wir hier schon verraten. Und unsere Vorstellungskraft wird gefordert – an vielen Stellen. Ran an den Lenker und rein in den Bahnhof. Römer-Lippe-Route: Wir kommen!

Metallglobus im Innenhafen Duisburg
Ruhr Tourismus GmbH, Ralph Lueger
Einsteigen, bitte!

Start in Duisburg

Duisburg macht die Welle. So heißt es auch an diesem Oktobermorgen im Hauptbahnhof. Tatsächlich ist er im Umbau und die Dächer der nagelneuen Bahnsteige zeichnen launig ihre Rundungen vor dem Himmel. Nicht so bei der Regionalbahn 31. Hier an Gleis 1 ist alles noch … sagen wir mal historisch. Wir denken an die Kohle-, Stahl- und Malocherzeit, die in Duisburg längst nicht vorbei ist. Rheinhausen ist der nächste Halt. Klingt wie Donnerhall nach Stahl und Protest, nach deutscher Stahlkrise, die nicht enden will. Natürlich ist es heute ruhig am Bahnsteig. Und den Stahl sieht man nur noch in Form der üppigen Edelstahlgeländer. Der nächste Halt für den Diesel-Triebwagen ist Trompet. Klingt nach Blechbläsern. Eine schöne Vorstellung für die Begrüßung an der Bahnsteigkante. Aber natürlich: zu hören ist nichts.
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Weite Landschaft mit Feld und Wiesen
Weite Landschaft mit Feld und Wiesen, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.

Abfahrt Richtung AlpenBeobachtungen aus dem Zugfenster

Vor den Fenstern wird es grüner. Auf Moers folgt Rheinberg. Der „-berg“ im Namen ist unerklärlich, ein Gipfel nicht auszumachen, aber auf einer leichten Anhöhe passieren wir die Kraftwerke der Jetztzeit: einen Solarpark neben Windrädern. Sieht gut aus, nach Zukunft. Und jetzt verspricht der Fahrplan auch noch „Alpen“. Aber bitte! Ok, verstanden. Es ist eine nette kleine Ortschaft mit vielen Zweckbauten rund um den Bahnhalt. Ohne Gebirge, eher flach wie ein Rochen.

Häuser mit bunten Fassaden säumen einen Platz
Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Nächster Halt:

Xanten. Alle aussteigen, bitte!

Hier ist jetzt Land – aus Sicht des Städters. Schööön! (Das tiefe Durchatmen bitte jetzt vorstellen.) Die sehr angenehme Fahrt geht zu Ende. Angst vor dem Verpassen des Halts brauchen wir nicht zu haben, vor der Zugnase kommt nur noch der Prellbock. In Xanten ist Schluss. Raus aus dem Zug mit reichlich Platz für Räder. Die Orientierungskarte am Bahnhof macht Lust auf den Besuch. Verspricht die „Südsee“. Jetzt reicht’s aber mit den Miss-, oder besser Andersverständnissen auf der Tour. Oder? Los geht’s. Aber nicht weit. Der Bahnhof liegt an einem Ende des großen Xantener Highlights: dem Archäologischen Park (APX). Denn hier ist kein Neuland. Für die Römer war es das drittgrößte Zentrum auf heutigem deutschem Gebiet, als sie Germanien erobern wollten. Gut 2000 Jahre ist das her. Colonia Ulpia Traiana nannten sie den Ort. Klein-Italien am niederrheinischen Ufer sozusagen. Der APX und das LVR-RömerMuseum auf dem Gelände sind unbedingt einen Besuch wert.
Säulen und Teile des Dachs zeigen, wie der römische Hafentempel ausgesehen hat.
Säulen und Teile des Dachs zeigen, wie der römische Hafentempel ausgesehen hat., Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.

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LVR-Römermuseum

Das Museum mitten im Archäologischen Park Xanten macht Vergangenes lebendig: Mit ihren über 2500 Funden und Ausstellungsstücken zum Anfassen, Ausprobieren und Anschauen, etwa den Überresten eines römischen Schiffes, gewährt sie spannende Einblicke in das Leben der Antike.

Öffnungszeiten
Montag10:00 - 16:00
Dienstag10:00 - 16:00
Mittwoch10:00 - 16:00
Donnerstag10:00 - 16:00
Freitag10:00 - 16:00
Samstag10:00 - 16:00
Sonntag10:00 - 16:00
Feiertag10:00 - 16:00
DetailsLVR-RömerMuseum

apx.lvr.de

Xantener Südsee

Badespaß an weißem Südseesand gibt's hier am Niederrhein. Und gleich nebenan bietet die Xantener Nordsee Wassersport und Action. Beste Bedingungen für sonnige Urlaubstage und jede Menge Wasserspaß. 

Öffnungszeiten

keine Angaben

DetailsNaturbad Xantener Südsee

www.f-z-x.de

Von Heiligen und Helden2000 Jahre an einem Tag

Wer auf Kurzreise ist, sollte am besten über Nacht bleiben, es lohnt sich. Xanten ist ein hübsches Städtchen, mit Cafés zum Draußensitzen, mit kleinen Geschäften, viel historischer Bausubstanz und enorm viel Geschichte. Neben den Römern waren auch die Spanier da, später die Franzosen, nicht immer in guter Absicht. Dann gings hin und her innerhalb der Herzog- und Bistümer. Die angebotenen Stadtrundgänge lohnen. Und der Gang in den Dom. Riesig für diesen kleinen Ort, der dafür gleich zwei Heilige vorweist. Der heilige Norbert (gab es wirklich!) hat hier mal gewohnt, und der heilige Viktor, dem der Dom gewidmet ist, ist hier gestorben. Geboren dagegen wurde hier in Xanten – angeblich – ein anderer gewichtiger Geschichtsheld: Siegfried. Der große Protagonist aus dem Nibelungenlied. Direkt neben dem Dom erinnert das SiegfriedMuseum daran, lässt unterhaltsam in die 2400 Strophen blicken und widmet sich ganz dem 800 Jahre alten Werk über Siegfrieds Tod und Kriemhilds Rache.

Blick in Altarraum des Doms
Blick in Altarraum des Doms, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Seitenansicht des Doms in Xanten
Seitenansicht des Doms in Xanten, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
An der Fassade des Doms nach oben in den Himmel geschaut
An der Fassade des Doms nach oben in den Himmel geschaut, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Mühle vor blauem Himmel
Mühle vor blauem Himmel, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.

Ab jetzt mit dem RadVon der Mehl- auf die Tretmühle

Mit Kriemhild geht auch unsere Radtour los. Denn so heißt die echte Windmühle in oder besser auf der mittelalterlichen Stadtmauer. Sie mahlt bis heute. Und unten drin gibt’s frisches Gebäck und Obst und Snacks. Perfekt für unterwegs. Nicht nur die Brötchen sind geladen, auch die Tour-Navi-Daten sind längst auf dem Handy. Los geht’s vorbei an der Südsee (so heißt hier der Badesee) auf der Römer-Lippe-Route, den Weg, den auch die Römer nahmen, gen Osten. Doch schon gleich kommen wir von der vorgegebenen Strecke ab. Nehmen eine Extra-Schleife gern in Kauf. 

Freilichtbühne im Grünen
Freilichtbühne im Grünen, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.

Höchstleistung für die VorstellungskraftFreilichtbühne am Fürstenberg

Es geht zum Vergnügungstempel der römischen Legionen. Dem Amphitheater im Xantener Ortsteil Birten. Wow! Noch heute bzw. wieder ist es eine Freilichtbühne für rund 400 Gäste. Doch vor 2000 Jahren passten hier ca. 10.000 Zuschauer rein. Kaum vorstellbar für uns mit dem Kolosseum im Kopf und dem baumumsäumten Rund vor Augen. Am Fuß des Fürstenbergs liegt diese Sehenswürdigkeit. Der Fürstenberg ist ein Hügel mit frischer Saat. Hier unter der taufrischen Ackerkrume mit Wahnsinnsblick über die Landschaft liegen Reste des Römerlagers Vetera Castra, für 10.000 Legionäre mit „riesigen Verwaltungs- und Versorgungsbauten“, so die Infotafel. Unglaublich, denken wir, „gut nachvollziehbar“ schreibt dagegen die Tafel und versucht auf dem abschüssigen Acker die Ausmaße zu vermitteln. 

Gemütlich radelnZeitreise mit Zugvögeln

Eigentlich folgen wir nun dem Weg der Legionäre in Richtung Untergang. Die Varusschlacht im Teutoburger Wald setzte ihrem Eroberungsdrang ein Ende. Ans Aufhören denken wir noch lange nicht. Im reinen Flachland passieren wir Einfamilienhäuser-Siedlungen, Getreide- und Porreefelder, Schlösser, Wälder und Gewerbe. Dazwischen das Naturhighlight Bislicher Insel mit Tausenden Zugvögeln, das sehenswerte LVR-Niederrhein-Museum und die Zitadelle in Wesel und plötzlich die hübsche Uralt-Siedlung Krudenburg am Lippe-Ufer bei Hünxe.

Wall und Gebäude der Zitadelle
Wall und Gebäude der Zitadelle, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Arktische Wildgänse fliegen auf
Arktische Wildgänse fliegen auf, Ralph Sondermann, Tourismus NRW e.V.
Kleine Backsteinhäuschen säumen Kopfsteinpflaster-Straße
Kleine Backsteinhäuschen säumen Kopfsteinpflaster-Straße, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.

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Auenlandschaft Bislicher Insel

Lautes Geschnatter erklingt hier am Niederrhein: Unzählige arktische Wildgänse nutzen die Auenlandschaft Bislicher Insel als Quartier für die kalte Jahreszeit - und bleiben mitunter auch das ganze Jahr.

Öffnungszeiten

keine Angaben

DetailsNaturforum Bislicher Insel

www.bislicher-insel.rvr.ruhr

Immer geradeausRast "anne Bänke"

Bald geht’s am Ufer des Wesel-Datteln-Kanals schnurgerade entlang. Eine Camping-Hochburg ist das hier, eine Anlage grenzt an die nächste. Nicht gerade viel los bislang auf dem Radweg. Das ändert sich schlagartig „anne Bänke“. So heißt ein Rastplatz, besser Biergarten, kurz vor Dorsten. Voll besetzt mit bester Stimmung. So viele Leute hier direkt am Kanal? Eine Pause ist Pflichtprogramm, an dieser Stelle werden Erinnerungen gemacht an diese Tour. Ein schöner Ort. Dann geht’s weiter.

Feldweg in der Abendsonne
Feldweg in der Abendsonne, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Schiff fährt auf Kanal in Abendsonne
Schiff fährt auf Kanal in Abendsonne, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Roter Backsteinbau des Bahnhofs Dorsten
Roter Backsteinbau des Bahnhofs Dorsten, Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.

Durst in DorstenMit der Bahn zurück

Mit knapp 50 Kilometern in den Beinen und untergehender Sonne im Rücken stoppen wir in Dorsten. Zur Wahl stehen hier am durstigen Ende unserer Radstrecke das Sterne-Restaurant eines Fernsehkochs, die übliche Burger-Braterei und die Gastronomie im „Bürgerbahnhof“. Bahn!Boom!Bang! verführt natürlich zu letzterem. Wie am ersten Tag strahlt das Dorstener Bahnhofsgebäude von 1876. Sein Umfeld ebenso. Alles neu und chick! Herausgeputzt ist auch die Speisekarte. Bio, fair, regional und lecker soll’s hier sein. Überzeugt, wir nehmen einen Zug später. Der Regionalexpress 14 verkehrt hier, bringt uns zurück in die Großstadt, nach Essen. Schön war’s – und unbedingt nachfahrenswert!

    Übersicht gefällig?Alle Stopps auf einem Blick!

    • Beim Einstieg denken wir an die Kohle-, Stahl- und Malocherzeit, die in Duisburg längst nicht vorbei ist. Hochöfen und Hüttenwerke zeugen davon.
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    • Xanten war zur Römerzeit ein wichtiges Zentrum, der Archäologische Park zeugt davon. Aber auch andere Stationen in der Stadt erzählen Spannendes aus der Geschichte.
      Direkt nach Xanten. Alle aussteigen, bitte!

    Wo bleibt die Bahn?Besondere Tipps für besondere Situationen!

    Die Bahn kommt mal wieder nicht? Kein Problem, in NRW gibt es genug zu entdecken.

    • Ein Ründchen über die Duisburger Brunnenmeile flanieren: Ganz in der Nähe des Bahnhofs verläuft sie auf etwa einem Kilometer durch die Fußgängerzone und verbindet sechs Brunnen, die eigens für diesen Skulpturenweg geschaffen worden sind.
    • Übernachtungstipp Xanten: Eine Nacht im historischen Stadttor, dem Klever Tor, passt perfekt zur Reise in die Vergangenheit. Das Gebäude aus dem 14. Jahrhundert verbindet die historische Altstadt mit gemütlichen Cafés und dem Grüngürtel der Stadt

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