Fachwerkhaus aus fahrender Bahn
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop

Der Weg ist das Ziel

Wer mit der Rothaarbahn durchs Siegerland fährt, schaut wohl häufiger aus dem Fenster als auf anderen Strecken. Denn hier bekommen Reisende schon mal einen Geschmack auf eines von vielen Naturabenteuern, die im Rothaargebirge warten. 

Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen
Tanja Evers, Touristikverband Siegerland-Wittgenstein e.V.
Erster Halt:

Siegen

So gemütlich und in Ruhe bin ich noch nie Bahn gefahren. Eingestiegen in Siegen. Los geht's. Ich sitze allein in einem Vierer (der Traum aller Zugfahrenden) in der Rothaarbahn Richtung Bad Berleburg im Siegerland. 
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Eine Reise in die VergangenheitKindheitserinnerungen und mystische Landschaften

"Wir ham hier auch Steckdosen, wa?" sagt die Zugbegleiterin, als sie mich mit  Laptop auf dem Schoß sieht. Praktisch denke ich. Werde ich bestimmt gleich brauchen. Immerhin fahre ich fast eineinhalb Stunden. "Dies ist ein Bedarfshalt - zum Aussteigen bitte die Haltewunschtaste drücken” Bei der Ansage muss ich grinsen und unwillkürlich an meine Schulbuszeiten auf dem Dorf denken. Lange her. Und auch sonst erinnert mich die Fahrt irgendwie an meine Kindheit und Jugend auf dem Land. 

So idyllisch. Die Rothaarbahn führt durch Waldgebiete und häufig am Fluss entlang. Hin und wieder durchkreuzen wir malerische kleine Fachwerkorte und als ehemaliges Dorfkind frage ich mich unwillkürlich, wie es sich hier wohl lebt. Das Wetter zeigt sich heute nicht von seiner besten Seite, aber von seiner mystischen. Und ich mag's. Der Nebel hängt über den Hügeln des Rothaargebirges. Dass es hier nur vor Wanderparadiesen so wimmelt, ist ja klar. 

Ein Fachwerkhaus durch die Kabine einer fahrenden Bahn in Siegen-Wittgenstein
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Ein Bach am Kleinen Rothaar Märchenwanderweg
Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Grüne Feldfläche mit der Ginsburg in Hilchenbach-Grund
Michael Bahr, TVSW e.V.

Bahnhof VormwaldWie in einem Märchenwald

Mitten im nirgendwo hätte die Station auch heißen können. Das Bahnhofshaus scheint ein wenig einem Märchenfilm entsprungen. Ich stehe vor einem schmalen, spitzen Holzhaus. Überraschenderweise befindet sich angrenzend eine Eventscheune mit Biergarten – der Zollposten. Für Bier ist es jedoch zu früh und ich bin zu Höherem berufen. Hinauf geht’s zur Ginsburg. Nur 20 Minuten laufe ich durch den dichten Wald, entlang eines kleinen Bachs und malerischen Lichtungen, bevor ich die gelbe Burgruine sehe. Gegen eine kleine Spende kann ich sogar den Burgturm erklimmen. Eine Weile stehe ich da und genieße den Panoramablick über das Rothaargebirge. In der Ginsburgschänke, direkt an der Burgruine gelegen, lasse ich mich kurz nieder. Ein uriges, rustikales Steinhaus mit schönem Außenbereich. Zu viel Zeit lasse ich jedoch nicht verstreichen, denn ich freue mich schon auf die Weiterfahrt entlang der malerischen Kulisse. Denn heute ist bekanntlich der Weg das Ziel. Und so sitze ich schon bald wieder in der  Rothaarbahn. Wald, Wasser, Nebelschwaden und meine kreisenden Gedanken. Der sinkende Akkustand meines Laptops interessiert mich schon längst nicht mehr 

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Ginsburg

Im Mittelalter kennzeichnete sie den Kreuzungspunkt verschiedener Fernstraßen, heute liegt sie am Wegesrand eines wunderschönen Wanderwegs und dient als Raststätte mit weitem Panoramablick.

Öffnungszeiten
Montag09:00 - 19:00
Dienstag09:00 - 19:00
Mittwoch09:00 - 19:00
Donnerstag09:00 - 19:00
Freitag09:00 - 19:00
Samstag09:00 - 19:00
Sonntag09:00 - 19:00

Turmbesteigung ganztägig bis Einbruch der Dunkelheit
Ausstellungsräume: Samstags und Sonntags von 11:00 bis 18:00 Uhr
Achtung: Öffnungzeiten der Gastronomie abweichend. Infos unter www.ginsburg.info

Preisinformation
Erwachseneab 1,00 € p.P.
DetailsGinsburg

Schlossberg 1
57271 Hilchenbach

www.ginsburg.info
Entfernung zum Bahnhof: 5,0 km

Weiter geht'sVon Siegen nach Bad Berleburg

Bad Berleburg ist kein Bedarfshalt, sondern Endstation. 

Neugierig?Was gibt es hier wohl zu sehen?
Öffne die Tür, um es herauszufinden.

Prachtbau mit StolperfalleSchloss Berlebug

Bad Berleburg

Traumstrecke und Traumschloss: Die malerische Trasse der Rothaarbahn endet in Bad Berleburg. Umgeben von kleinen Fach- und Schieferhäusern thront hier Schloss Berleburg, eines der wenigen Schlösser in NRW, das noch von den Eigentümern selbst bewohnt wird. Die Fürstenfamilie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg lebt seit bald 800 Jahren in dem Schloss und ihr verdanken wir Anekdoten für die Ewigkeit, wie die Geschichte eines stolperverdächtigen Eisbärenfells. Das Hochzeitsgeschenk der Inuit für eine dänische Prinzessin, die ins Fürstenhaus einheiratete, liegt unschuldig im Schloss herum, kann aber schnell zur „Dinner for One“-Einlage werden, wie ich bei meinem Besuch leidvoll erfahren habe. 

Schloss Berleburg

Hier trifft sich der Hochadel, aber immer wieder stehen die Türen auch für alle offen: Regelmäßig öffnet die Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ihr Zuhause für Führungen und Schlosskonzerte.

Öffnungszeiten

keine Angaben

DetailsSchloss Berlegburg

Goetheplatz 8
57319 Bad Berleburg

schloss-berleburg.de
Entfernung zum Bahnhof: 0,8 km
Zaun und Burghof von Schloss Berleburg
Sascha Huettenhain, Kreis Siegen-Wittgenstein
Endstation:

Bad Berleburg

Die Stadt im Siegerland hat sogar einen Mc Donalds. Mein jugendliches Ich staunt nicht schlecht.Und sonst? Eine süße Kleinstadt mit dem barocken Schloss Berleburg und dem romantischen Schlosspark. Für mich steht aber erstmal kein gemütlicher Stadtbummel an. Ich will mich bewegen. So richtig. Und auch um Bad Berleburg warten unzählige Wanderhighlights.

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Schloss Berleburg

Hier trifft sich der Hochadel, aber immer wieder stehen die Türen auch für alle offen: Regelmäßig öffnet die Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ihr Zuhause für Führungen und Schlosskonzerte.

Öffnungszeiten

keine Angaben

DetailsSchloss Berlegburg

Goetheplatz 8
57319 Bad Berleburg

schloss-berleburg.de
Entfernung zum Bahnhof: 0,8 km

"Was war zuerst da?"-Skulptur

Na dann - los geht's. Vom Bahnhof bewege ich mich in Richtung Waldgebiet und es geht schnell steil bergauf. 

Ein nett aussehender Mann grüßt mich: "Schon Feierabend?" fragt er mich? "Ich hab' heute frei, grinse ich ihn an." "Na das gibt's da überhaupt?” "Ich glaube, sie verwechseln mich - ich komme nicht von hier." "Ah, habe mich schon gewundert, wa, schönen Tach auch!" 

Und wie ich mich erst wundere. Und weiter geht's bergauf. Entlang an vielen Holzbänken, die jeweils mit kleinen Schrifttafeln versehen sind. “Franks Bank – I did it my way” heißt es etwa auf einer Rückenlehne. Und auch für Schlecht-Wetter-Wandernde sollen wohl Pausenmöglichkeiten geschaffen werden. An den meisten Bänken befinden sich kleine “Flitscher” und Lappen, um die Bänke von Regen zu befreien. Wie witzig. Nach einigen hundert Metern sehe ich mein Ziel schon durch die Baumkronen blitzen. Wie witzig, denke ich mir und gehe schneller. 

Am Wanderparkplatz schultert ein älterer Herr seinen kleinen Rucksack und blickt mich an. "Da wollen wa uns heute mal was bewegen, hm?" "Dachte ich mir heute auch." grinse ich. 

Mittlerweile kann ich es deutlich sehen. Das große, goldene Ei, das mitten im Wald steht. Die Skulptur "Was war zuerst da?", ist ein wirklicher Blickfang und nicht nur zu Ostern einen Besuch wert. Zudem ist sie eine von elf künstlerischen Installationen auf dem 23 Kilometerlangen WaldSkulpturenWeg, welcher zwischen Schmallenberg im Sauerland und Bad Berleburg verläuft. Angekommen nehme ich auf einer Bank Platz und blicke ins Tal. Knapp 40 Minuten habe ich hier hoch gebraucht. Ich schnaufe, bereue aber nichts. In der Ferne sehe ich den älteren Herrn spazieren. Die Hände selbstverständlich auf dem Rücken verschränkt. Hinter ihm liegen die Berge des Siegerlands in Nebelschwaden. Was für eine Idylle. 

Die Skulptur Goldenes Ei in Bad Berleburg
Tourismus NRW e.V., Ilonka Zantop
Pflanzen an einem Holzsteg am Rothaarsteig
Tourismus NRW e.V.
Ein Wanderpfad zwischen hohen Bäumen am Rothaarsteig
Tourismus NRW e.V.

Wieder unten in Bad Berleburg angekommen, ist mir nach ausruhen. Ich finde ein kleines, süßes Kaffeehaus, nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt. Eier scheinen in Bad Berleburg Thema zu sein. An der Decke baumeln Pappmachée-Eierschalen. Vielleicht aber auch nur Zufall. Ich bestelle einen Schokomuffin und einen Cappuccino, während ich mich weiter umschaue. Die Theke sieht aus wie ein Bücherschrank, überall stehen frische Tulpen. Total gemütlich. 
Für mich geht's zurück nach Düsseldorf. Und: Wie gut, dass die Rothaarbahn Steckdosen hat. Der entgegenkommende Zug hat 25 Minuten Verspätung. Und: Anschlusszug in Siegen? Kann nicht erreicht werden. Also geht's über Kreuztal nach Hagen und ich werde eine Stunde später als geplant in Düsseldorf ankommen. Aber das WLAN in der RB91? Kann was. Danke Rhein-Ruhr-Netz. 

Übersicht gefällig?Alle Stopps auf einen Blick

Der Weg ist das Ziel
  • Hach Siegen, Du bist so schön grün. Die grünste Großstadt Deutschlands. Und mitten durch die City plätschert die Sieg. Stadt und Natur ergeben hier das perfekte Match.
    Direkt nach Siegen
  • Das barocke Schloss Berleburg mit romantischem Schlosspark ist ein Highlight der süßen Kleinstadt. Dein Motto ist: Natur statt Kultur? Kein Problem. In der Umgebung kannst Du auch wunderbar wandern.
    Direkt nach Bad Berleburg

    Wo bleibt die Bahn?Besondere Tipps für besondere Situationen!

    Die Bahn kommt mal wieder nicht? Kein Problem, in NRW gibt es genug zu entdecken.

    • In Siegen kannst Du Dir die Füße noch etwas vertreten: Der Wellersbergpark ist eine kleine grüne Oase ganz in der Nähe des Bahnhofs. 
    • In Bad Berleburg kannst Du der Nase nachgehen und dem Duft von frischem Kaffee folgen: Nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt liegt Grobbels Kaffeebar und serviert Kuchen und Cappuccino in netter Atmosphäre.

    Übernachtungstipp: 

    • Und falls Du spontan einen Tag dranhängen möchtest - im Hotel Alte Schule in Bad Berleburg schläfst Du himmlisch, denn es ist Sieger des TV-Formats „Mein himmlisches Hotel auf VOX“.

    Deine Strecke:
    58,9 km; 1:18 h Reisezeit
    Verbrauch Bahn: 4,0 kg CO²

    Im Vergleich:
    Verbrauch Auto: 11,5 kg CO²

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