Museum Ludwig, Außenansicht bei Tag

Auf Schatztour im Kunstexpress

Es wird eine lange Tour, so viel ist sicher. Allein die Fahrtzeit des Rhein-Ruhr-Express der Linie 1 von Hamm bis nach Aachen beträgt knapp drei Stunden – mit 26 Haltepunkten. Nicht jeden nutzen wir, aber mindestens zwölf Mal lohnt der Ausstieg auf unserer Kunstreise, weil bedeutende Sammlungen nahe der Gleise sind. Die Strecke als Kulturhauptlinie Europas zu bezeichnen wäre passend. Ein Top-Museum reiht sich an das andere, das Bild einer Perlenkette drängt sich auf. Fangen wir an dem einen Ende an.

Thorsten Hübner, Stadt Hamm
Erster Halt:

Hamm

In Hamm steigen wir ein. Dort, wo das Ruhrgebiet sich schon anfühlt wie das Münsterland, wo der Blick über Äcker und Weiden streift – bis zu den Großkraftwerken am Stadtrand. Wo Bergwerke nur noch in der Stadtchronik stehen und immer noch alle Hände voll zu tun ist im Strukturwandel. Im Grünen ist schon viel geschafft. Der Maximilianpark war Vorreiter als Zechengelände, das in einen Landschaftspark verwandelt wurde. Aus einer Kohlenwäsche entwickelte sich ein riesiger Glaselefant, wohl die größte Hammer Berühmtheit. Entlang des Datteln-Hamm-Kanals lässt es sich herrlich radeln und auch die Auen der Lippe wurden in eine Erlebniswelt verwandelt.
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Ständig im WandelGustav Lübcke Museum

Apropos: Auch das erste Haus auf unserem Fahrplan ist mitten im Wandel. Das Gustav-Lübcke-Museum liegt nur eine Wurfweite vom prächtigen Hammer Hauptbahnhof entfernt. Einladend wirkt der 1993 fertiggestellte Bau, längst schon wieder renoviert, schon auf dem Vorplatz. Skandinavisch leicht präsentiert sich die Eingangshalle mit ihren weiten Rampen, auffälligen Leuchtenklassikern, eleganten Holzwänden und einem Café – wow! Ein Wunder ist diese architektonische Lässigkeit nicht, die beiden Architekten Jørgen Bo und Vilhelm Wohlert stammten aus Dänemark. Wie sie Museumsbau konnten, werden wir auf der Strecke noch am Kunstmuseum Bochum wiedersehen. Sehr großzügig wirkt das Haus in Hamm – und ist ständig im Wandel. Direktor Thomas Schmäschke bereitet schon wieder den nächsten Umbau vor. Sein Ziel: jeder Gast soll gerne kommen, auch die Jüngsten – und das wirkt. An einem Donnerstagmorgen sind gleich zwei Gruppen da, eine Schulklasse und eine Kita-Gruppe. Ihr Vergnügen ist gut zu vernehmen. Aber Schmäschke und sein Team machen es den Interessierten leicht. Das Gustav-Lübcke-Museum überspannt in fünf Abteilungen rund 13.000 Jahre Kulturgeschichte – einzigartig weit und breit – und wirkt auf den insgesamt 4000 Quadratmetern Ausstellungsfläche kräftig aufgelockert. Neben der Stuhlsammlung der Abteilung für Angewandte Kunst steht etwa ein Vasenkunstwerk. Hochmodern im 3D-Druck entstanden. Und neben den Gemälden von einst steht ein Kugellabyrinth aus dem Jetzt. Ins Rollen gebracht werden die Kugeln über von den Gästen gesungene Us und Os. Eine Musikausstellung ist gerade im Haus und fordert mal hier mal dort zum Mitmachen auf. 

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
RTG, Dennis Stratmann
Heinz Feussner
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Neben der Angewandten Kunst – die Sammler und Händler Therese und Gustav Lübcke stifteten ihre Sammlung einst der Stadt Hamm – wird die Stadtgeschichte, Archäologie (etwa Hammer Mammutzähne) und Kunst des 20. Jahrhunderts ausgestellt. Letztere bildet wohl den größten Schatz im Haus, mit dem „Mann auf dem Hügel“ im Zentrum. Wilhelm Morgner hat es gemalt, der Westfälische Expressionist. Und irgendwie passt es nach Hamm. Dieser sitzende Mann, der doch nicht sitzt, eher unruhig wirkt, in einer Landschaft in Bewegung. Wilde Striche, eine Zeitenwende deutet sich an, schon damals, 1911. Es erinnere ihn an den „Schrei“ von Munch, sagt Direktor Schmäschke und berichtet, wie sehr es die Hammer Bürger immer wieder vor das Bild ziehe. Ein Must-See in Hamm.

Die ausgestellte Bildende Kunst im Haus erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zeigt beispielhaft Stile und Künstlergruppen: Viegener neben Piene, Hoehme neben Geiger, Götz neben Schumacher. Eine sehr gute Mischung für einen Kunstgenuss zwischendurch wie für einen Einstieg in die Kunstbegeisterung – und in unsere RRX-Tour. Der Fahrplan ruht nicht. Noch schnell einen Kaffee, dann geht’s weiter. Einsteigen! Auf nach Dortmund. 

24 Minuten dauert die Strecke von Hamm nach Dortmund. In Fahrtrichtung rechts fällt der Blick auf verfallende Bahnhistorie. Das bröckelnde Bahnbetriebswerk Hamm und die zugewucherte gelbe Drehscheibe davor warten immer noch auf die schnellsten Dampfloks ihrer Zeit, die hier am sehr bedeutenden Bahnknotenpunkt Hamm einst zuhause waren.

Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Nächster Halt:

Dortmund

Hokuspokus Fidibus, dreimal… Nein, ganz so schnell ging der Wandel Dortmunds von Kohle und Stahl zur Dienstleistungsstadt nicht. Aber die größte Stadt des Ruhrgebiets macht sich laufend lebenswerter, ohne die Schwierigkeiten zu verdecken. Der Westfalen- und der Rombergpark gehören zu den beliebtesten Ausflugsziele der Dortmunder, und in dem zauberhaften Schloss der Arbeit, der Zeche Zollern, erwachte einst die Meinung, man solle Industrieorte zu Kultur machen statt abzureißen. Entstanden sind empfehlenswerte Orte, etwa zur Bier- und Fußballkultur, zu Stahl und Kohle, zum angenehmen Zeitvertreib. Wir müssen jetzt raus. Nächster Halt: Dortmund Hauptbahnhof.
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Kunst mal bodenständigMuseum Ostwall

Schon vom Bahnsteig aus ist oberhalb des Deutschen Fußball-Museums ein goldenes U auszumachen. „U“ für Union Brauerei, könnte aber auch für „unglaublich“ stehen. Längst ist aus dem Alten Gär- und Lagerhaus ein Kulturleuchtturm geworden. Sieben Etagen voller kultureller Aufladung, möchte man meinen. Den Überblick dazu gibt’s im Foyer. Ein Kino im Erdgeschoss, dazu ein Bistro und ein immersiver Raum für Experimente zwischen analogem und digitalem Erlebnis. Die Dimensionen dieses Gebäudes sind unvergleichlich. Uns zieht es auf die Rolltreppen und davon gibt es einige.

Diesmal tragen sie uns nicht in die Ausstellungen der Dortmunder Universität oder des umtriebigen HMKV, des Hartware MedienKunstVerein, einem sehr erfolgreichen Zentrum für aktuelle Medienkunst. Sondern ins Museum Ostwall, der Vorzeigesammlung in Dortmund. Fünf Rolltreppen-Etappen später öffnet sich die Tür zur Kunst. Aber irgendetwas ist anders hier. Goldrahmen an Goldrahmen, die klassische Gemäldesammlung gibt es hier auch, dazu gleich mehr. Aber dann: eine Riesenwand voller Din-A4-Bilder – gemalt von Kindern in einem der Workshops im Haus. Ein offener Workshop-Raum zum Reinfühlen in den Kunstprozess. Und wenig später: weite Wände mit Aberhunderten bunter Klebezettel. Es sind Ideen und Beiträge aus dem Bürgerbeirat des Museums für gewünschte Veränderungen des Hauses. Sie wirken so geballt geklebt schon selbst wie ein Kunstwerk.

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Erfrischend fühlt sich diese Präsentation an, die den Beitrag von Bürgerinnen und Besuchern, Bürgern und Besucherinnen neben die Klassiker stellt. Und diese fehlen nicht. August Macke fällt ins Auge. Welch Farbenpracht, welch Expressivität. Sein Triptychon „Großer Zoologischer Garten“ von 1913 dominiert die Wand, an der es hängt. Das Ockergelb bringt es scheinbar noch mehr zum Leuchten. Flanierende Menschen, in erhabener Eintracht mit den Tieren, eingebunden in die Schönheit der Natur – welch verlockende Vorstellung des gebürtigen Westfalen Macke, der lange in Bonn wohnte. Auch Paula Modersohn-Beckers „Mutter mit Kind auf dem Arm“ von 1906 und Max Beckmanns „Selbstbildnis mit Zigarette“ von 1947 an einer eng behängten Wand gehören zu den unzweifelhaften Höhepunkten der Ostwall-Sammlung. Sie müssen wir gesehen haben, wenn wir Dortmund mit dem Zug wieder verlassen. Oder? Sammlungsleiterin Nicole Grothe zögert, setzt bewusst einen anderen Akzent: „Das ist unsere Mona Lisa!“ Selma Selmans „Mercedes Matrix“ von 2019. Zeitgenössische Kunst, weiblich, direkt, eindrücklich.

Das Ostwall im Dortmunder U macht vieles anders als andere. „Wir sind sehr bodenständig mit der Kunst“, sagt Sammlungschefin Grothe. Mitreden am Programm und den Ankäufen darf der Bürgerbeirat des Museums. Drei Viertel der Mitglieder hätten bisher keinen Kontakt zur Kunst gehabt, heißt es. Sie einzubinden ist ein Zeichen dafür, ein Museum für und von allen Dortmundern zu sein. Als Spiegel des Lebensgefühls der Dortmunder kann man seine Sammlung deshalb lesen. 

Beeindruckt davon geht es noch mal hoch. Mit den Rolltreppen Richtung Dachterrasse auf 64 Metern. Im höchsten Biergarten Deutschlands diese Stadt fühlen. Der Hauptbahnhof ist von hier oben gut zu überblicken. Das Piepen der schließenden Zugtüren meint man schon zu vernehmen. Die Fahrt geht weiter.

Tourismus NRW e.V.
Nächster Halt:

Bochum

Bereit für Perspektivwechsel? Hier geht es hoch hinaus in die Sterne, tief hinunter in die Kunst, zur Aussicht auf den Förderturm und tief hinab in die Bergbaugeschichte. Intellektuelle Weitblicke verschafft die Riesenuni weit ins Land. Und in Rufweite von „Nordseewelten“ im Tierpark kommt uns doch einiges surreal vor. Willkommen in Bochum, bitte aussteigen.
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Wohnzimmer nach NordenKunstmuseum Bochum

Vom Bochumer Hauptbahnhof fährt auch die U-Bahn, wir wählen aber den 15-minütigen Fußweg durch die Innenstadt und queren den Nordring in Richtung des Bochumer Ausflugsviertels. Unser Ziel ist das Kunstmuseum im Stadtpark. Nur wenige Schritte weiter säßen wir mit Sternenblick im Planetarium, im Tretboot auf dem Gondelteich oder in den „Nordseewelten“ des Tierparks.

Nordisch wird es nach der Drehtür auch im Kunstmuseum. Die dänischen Architekten Jørgen Bo und Vilhelm Wohlert haben diesen Bau bis 1983 errichtet. Zehn Jahre vor dem Lübcke-Museum in Hamm, dabei ist die Ähnlichkeit unverkennbar: eine weiße, großzügige Rampe erschließt auch hier elegant die Etagen, Leuchten als Gestaltungsmerkmal spielen ebenfalls eine große Rolle. Bo und Wohlert selbst designten die Leuchten für ihr legendäres Louisiana Museum in Dänemark. Und hängten die heute gesuchten Sammlerstücke auch in ihr Bochumer Haus.

„Menschlich und wohnlich“ sei diese Architektur, sagt die stellvertretende Direktorin Julia Lerch Zajączkowska und fügt an: „Ich höre von Menschen, die nicht gerne ins Museum gehen, dass man sich hier wohlfühlen kann.“ Woran das liegen mag? Große Fensterflächen weisen den Blick über die Straße in den Stadtpark, auf der anderen Seite in die Privatgärten der Nachbarn. Oberlichter zeigen den blauen Himmel, das Haus ist dadurch sehr hell. Ihren Beitrag dazu leisten 9000 weiße Fliesen aus Biskuitporzellan mit schwarzer Grafikbemalung. Auf zehn mal 20 Metern Wandfläche hinter der Rampe hat der dänische Künstler Mogens Andersen das riesige Werk aufgebracht. Heute stimmt es auf die Gegenwartskunst ein, die hier im „Neubau“ von 1983 in Wechselausstellungen gezeigt wird.

Bei unserem Besuch breitet die Künstlerin Theresa Weber gerade eine organische Landschaft aus, holt (einen) „Chaosmos“ ins Haus, so der Titel der Ausstellung. Aufstrebende Künstler:innen haben das Team um Direktorin Noor Mertens im Visier. Hier soll für jeden Platz für reichlich Entdeckungen sein. Eine demokratische Kunsterfahrung wollen sie ermöglichen in einem Haus, das baulich und inhaltlich „kein Tempel der Repräsentation“ sei, wie Julia Lerch Zajączkowska es ausdrückt. Im Gegenteil: Werkstattcharakter soll herrschen und bald schon sollen viele Bürger mitarbeiten können bei der Neupräsentation der Sammlung.

Our House, 2023. Kunstmuseum Bochum.
Daniel Sadrowski
Kirchner Gebirgslandschaft 1921, Kunstmuseum Bochum
Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Eingang Kunstmuseum Bochum
Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.
Plexi Detail Terry Haass, Kunstmuseum Bochum
Jens Nieweg, Tourismus NRW e.V.

8000 Werke ist diese stark und im Nachbarhaus beheimatet. Im Altbau, der Villa Marckhoff-Rosenstein von 1900. Den Übergang zwischen Alt und Neu, zwischen Historismus und Moderne, bildet wiederum Kunst am Bau: Eine Plexiglaswand (1983-87) der tschechischen Künstlerin Terry Haass trennt Gang von Bibliothek ab. Schon wieder fällt die Wohnlichkeit ins Auge. Im kühlen Schick des renovierten Altbaus (hier gelten gesonderte Öffnungszeiten!) dominieren aber die weißen Wände hinter eindrücklicher Kunst. Ein doppelseitiger Kirchner, ein Richter, ein fabelhafter Kuno Gonschior hier aus Bochum machen Spaß. Für die vielen osteuropäischen Arbeiten von u.a. Strzeminski, Zrzavy und Kupka, hatte der ehemalige Direktor Spielmann, ein gebürtiger Tscheche, gesorgt.

Star der Sammlung ist allerdings etwas anderes. Eine „Liegende Figur“ von 1958, umrahmt von auffälligem Gold. Francis Bacon hat sie gemalt, diese Figur eines jungen Mannes. Er war wohl einer seiner Liebhaber. Einfach hingelegt zur Ruhe. Zum Nachahmen könnte er verleiten. Der Neubau fällt uns dafür ein mit der großzügigen Sonnenterrasse. Ach! Der Star in diesem Haus ist auch das Haus, finden wir bei einem Rückblick mit Kaffee und ahnen, dass das auch für die nächste Station gelten könnte. Ab zum Zug, auf nach Essen.

Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Nächster Halt:

Essen

Sie kann schwitzen und malochen, macht sich die Hände schmutzig und umspannt mit ihrer Arbeit die Welt. Sie schaut gern zurück, doch dreht sie sich um, ist alles Grün. Schick kommt sie heraus, verbreitet Urlaubsstimmung am See, Festlaune im Park und Triumphgesang auf ihren Bühnen. Das alles gilt es zu entdecken am nächsten Halt: Essen Hauptbahnhof.
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Großzügig und erstklassigMuseum Folkwang

Am Essener Bahnhof besteht die Wahl: Eine Station U-Bahn fahren und ein Stücken laufen oder gleich ein Stückchen mehr laufen bis zu „The Big Names“. So fällt es mal, dieses Stichwort beim Besuch. Und die großen Namen – die wirklich großen Namen in der Kunst sind nicht das einzige Große in diesem vorzüglichen Haus. Die Räume, die Werke …. Beginnen wir im Foyer. Großzügig. Erstklassig. Nicht zu Unrecht ist der Architekt David Chipperfield längst mit dem „Star“-Präfix und dem Pritzker-Preis dekoriert. Luftig, hell, würdig… in jedem Saal, den wir betreten, passt dieses Gefühl zwischen dem Werk und seinem Raum. Und die 24 Räume wiederum greifen groß. „Neue Welten“ lautet die Sammlungspräsentation, in der losgelöst von Epoche, Stil und Material der außerordentlich reiche Schatz nach Einzelthemen sortiert wird. So setzt der Bottroper Albers den Ton des Raumes mit seiner „Homage to the Square“, den u.a. Frank Stella bravourös aufnimmt mit dem schwarz-dunklen Viereck-Reigen in „Tomlinson Court Park I“. Daneben eine Wandinstallation und eine Plastik. Eine Mischung, mit der das Folkwang führend war bei der Neusortierung im Jahr 2019, und immer noch bestechend gut ist. Videokunst, Lichtkunst, Öl, Fotografie, Skulptur, gemischt. „Damit wollen wir ein neues Sehen evozieren“, begründet Folkwang-Sprecherin Anka Grosser die abwechslungsorientierte Auswahl. Es gelingt, so vermittelt es das Besucherbuch im Foyer.

Weit voraus war seiner Zeit auch der Folkwang-Gründer Karl-Ernst Osthaus. Seine Sammlung, ruhraufwärts in Hagen entstanden, bietet immer noch den Grundstock der heutigen Sammlung, die posthum nach Essen ging und hier nun die Welt begeistert. Osthaus war der erste weit und breit, der sie schätzte, der sie sammelte. „The Big Names“ sind es heute. Van Goghs „Die Ernte, Kornfeld mit Schnitter“ von 1889. Schon 1902 erwarb es Osthaus. Hatte es Wilhelm Morgner im Kopf, als er seinen „Mann auf dem Hügel“ 1911 malte? Van Goghs „Schnitter“ ist anders, steht ebenfalls mittig links, aber sich dem fast gebirgigem Getreidefeld scheinbar machtlos gegenüber unter der gleißenden Sonne. Die französischen Bilderbuchlandschaften liegen in der Entfernung

La moisson 1889, Museum Folkwang, Foto: Jens Nober
Tourismus NRW e.V.
Tourismus NRW e.V.
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Wenige Räume weiter hängt sie dann, die „Lise“. Essens Mona Lise. Renoirs fast 1,90 m großes Meisterwerk von 1867. Welch ein Unterschied zum Schnitter. Wie sie, „Lise mit dem Sonnenschirm“, ihr Gesicht der Sonne entzieht, das Kleid aber in unvergleichlichem Licht leuchtet, ganz weit weg von jeglicher Anstrengung und Arbeit, unschuldig und rein. „Die Spitzenwerke sind alle aus der Osthaus-Sammlung“, sagt Anka Grosser. Und die Essener lieben diese Werke, als Ankerpunkt für Neuentdeckungen in der heutigen Präsentation. 

Auch im Folkwang wird mit Licht, Luft und Gelassenheit gespielt. Offene Sichten aus den großen Fensterflächen sind frei auf Straße und Nachbarschaft. Der Lese- wie der Gartensaal und die Innenhöfe unter freiem Himmel laden zur Pause und zum langsamen Wirkenlassen der Kunst ein. Bei den auf- und abfahrenden Textilscreens zum Sonnenschutz zeichnen die Bäume vor den Fenstern eigene Bilder ab. Aber die Ruhe währt nicht ewig, jenseits der traditionsreichen Kunstsammlung des 19. und 20. Jahrhunderts gibt es noch das Deutsche Plakatmuseum und die Kunstgewerbe-Schätze aus dem Osthaus-Nachlass zu würdigen. Die Fotografie ebenfalls, wiederum ein Ruhmesblatt des Essener Folkwangs. Wir müssen wohl wiederkommen und wieder staunen. Mit Blick auf die „Große Stehende“ gehen die Gedanken schon voraus. Lehmbruck steht bald an, ein paar Kilometer Gleise weiter, in Duisburg. 

Wo bleibt die Bahn?Besondere Tipps für besondere Situationen

Die Bahn kommt mal wieder nicht? Kein Problem, in NRW gibt es genug zu entdecken.

  • Der perfekte Zeitvertreib in Hamm? Das hübsche Museumscafé. Hierher kommen Zuggäste, die sich in Hamm treffen und arbeiten dort den Tag. Frei zugänglich. Oder aber 
    DIE! Sehenswürdigkeit Hamms: Der Glaselefant  aus dem beliebten Ausflugsziel Maximilianpark in Kinder- statt Hochhausgröße. Steht als Modell auch im Museum.
  • Aus erster Hand erreichen nur wenige Gemälde die Museumswände. Wer in Bochum den Fußweg wählt vom Hauptbahnhof, kann es mit den Klamotten ähnlich halten. Der Weg führt vorbei an der Ecke Brück- und Kortumstraße mit gut gemachten Second-Hand-Läden wie Think Twice.  
  • In Dortmund wartet die kulinarische Ländervielfalt in der szenigen Brückstraße, hier liegt übrigens auch das Konzerthaus. Altermarkt: Hinsetzen und „ehrliches Bierchen“ trinken beim Beobachten der Dortmunder Flaneure. Neuer Trend in Do: Borussia Bier.
  • Abendgestaltung in Dortmund gefällig? Brauereibesichtigung Bergmann Bier in Dortmund-Hörde. Direkt gegenüber: Phoenix de Lumieres. Übernachtung in einem Hotel am Phoenixsee.
  • Das Folkwang hat mit „Edda“ eine gute Gastronomie im Haus. Wer ins urbane Essener Stadtleben eintauchen möchte, geht kurz auf die Parallelstraße, die „Rü“ für Rüttenscheider Straße und besucht zum Beispiel die zweibar. Bei bestem Sommerwetter lässt sich auch gerne aufs Urbane herunterschauen, in der „Lil’-Tiger Rooftop Terrasse“ im Flowers Hotel.

Übernachtungstipp:

  • In der Nähe des Folkwang Museum in Essen befindet sich das Hotel niu Cobbles. Hier findest Du nicht nur ein ausgezeichnetes Frühstück vor, sondern jede Menge Charme und Stil. So hängen etwa Grubenlampen von den Decken, um an die Bergbautradition zu erinnern.
Joshua Belack
Nächster Halt:

Mülheim an der Ruhr

Wo im Ruhrgebiet die eine Großstadt endet und die nächste beginnt? In der „Stadt der Städte“ ist das nicht immer leicht auszumachen. Trotzdem hat jede Stadt ihre Besonderheiten. Die von Mülheim liegen am Ufer der Ruhr. Hier zeigt sich der Fluss von seiner schönsten Seite mit einem Radweg (Richtung Kettwig), der sich anfühlt wie Urlaub, dem alten Schloss Broich zum Zurückblicken, dem Ringlokschuppen zum Erleben, dem Müga-Park zum Entspannen und dem fachwerkhübschen Stadtteil Saarn zum Flanieren. Und wer das alles aus ungewöhnlicher Perspektive sehen will, schaut in die Camera Obscura im alten Wasserturm, der größten begehbaren weltweit. Also Augen auf und raus durch die Zugtür in Mülheim an der Ruhr.
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Ruhr Tourismus GmbH, Olff Appold

Endlich wieder geöffnetKunstmuseum Mülheim an der Ruhr

Da hatte sich einiges angestaut an Erneuerungsarbeiten. Sechs Jahre war geschlossen. Und jetzt? „Allein der erste Raum …! Da hat sich der Besuch schon gelohnt“, staunt ein älterer Herr schon beim Eintritt. Vor seinen Augen: Marcs „Kühe unter Bäumen“ (1910/11). Flammend rot. „Im Herzen wild“ heißt die Ausstellung des Kunstmuseums Mülheim zur Wiedereröffnung. Und dieser Titel gibt unmittelbar wieder, wie es sich anfühlt: diese Sammlung, dieser Elan, dieses Brodeln, das man allen im Haus gleich anmerkt. Endlich wieder geöffnet ist das Haus seit Mai 2024 mit der „Kunst für jede Generation und für jede Zielgruppe“, wie es die stellvertretende Museumsleiterin Anja Bauer-Kersken formuliert.

1909 ging es ursprünglich los. „Das Museum gehört zu den frühesten im Ruhrgebiet, und es hat zu jeder Zeit zeitgenössisch gesammelt,“ sagt Bauer-Kersken. Seit 30 Jahren liegt es fünf Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Seitdem ist das alte Postamt ein Kunstmuseum. Das Foyer ist die alte Schalterhalle, in die Wand eingelassene Telefonkabinen leuchten in Farbe. Grüne Säulen und ein wandhohes Foto aus der Schwarz-Weiß-Zeit der Postfächer tragen zurück in die Historie. 

Aber dieses Haus ist kein Rückblick. Im Gegenteil. Zwei Räume weiter lässt das Künstlerpaar Banz & Bowinkel allerlei bunte Formen tanzen. Tonne, Quader, Zylinder und Würfel schwirren durch den Raum. In der erweiterten Realität – also auf dem Handy-Bildschirm. Auch am Ende unseres Rundgangs wirkt Beuys’ ansteckende Auseinandersetzung mit der These „Demokratie ist lustig“ gerade sehr zeitgemäß.

Aber fangen wir noch einmal vorne an. Was sonst getrennt ist, mischt sich in der Eröffnungsschau (bis Januar 25) mit bestem Effekt. Die städtische Gemäldesammlung, die Grafik- und Zeichnung-Sammlung des Mülheimer Arztes Karl G. Themel (so kam die zweitgrößte Zille-Sammlung außerhalb Berlins nach Mülheim) und die Highlight-Sammlung eines Nobelpreisträgers: Karl Ziegler zog aus Halle an der Saale nach Mülheim an das Max-Plank-Institut für Kohlenforschung und brachte einen Kirchturm mit. Feiningers „Roter Turm II“ (1930). Was in Halle eine Infotafel vor der Kirche schmückt, hängt vor uns als Original an der Wand. Ein großartiges Bild!

Nobelpreiskollegen finden wir auf dem größten Werk im ersten Saal – auch dieses erzählt von Umzügen. Erzwungenen. Arthur Kaufmanns „Geistige Emigration“ (1938-1964) zeigt 38 Persönlichkeiten, die vor den Nazis aus Deutschland in die USA flohen: Einstein, die Manns, Schönberg, Klemperer, Weill… Auch der Mülheimer Kaufmann ist dabei. Auch er ging. „In vielen Geschichtsbüchern ist es abgedruckt“, sagt Bauer-Kersken. In seiner Leinwand-Größe von gut 2,10 mal 3,40 Meter lässt sich das Triptychon aber nicht überblättern. Wer davorsteht, beginnt nachzudenken.

Daneben: Höhepunkte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Kandinskys „Gegengewichte“ (1926), Beckmanns „Quappi mit Papagei“ (1936), Ernsts „Das innere Gesicht: Ei“ (1929), Campendonks „Kleine Katze“. Dazu Kirchner, Schlemmer, Rohlfs. Der Kunstschatz hier in Mülheim ist wirklich sehr beeindruckend.

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Der Gang durchs Treppenhaus bietet ein bisschen Pause? Nein. Auch hier gucken wir an die Wände. Links aufgebracht sind die wichtigen Momente der Mülheimer Museumsgeschichte, rechts gesellschaftliche und politische Ereignisse. „Und wie die Künstler und Künstlerinnen darauf reagiert haben, sehen wir in der 1. Etage“, beschreibt Kuratorin Anja Bauer-Kersken diese passende Idee für den Ort. Ihr Wort „Künstlerinnen“ ist in diesem Haus glaubhaft. Erstaunliche 30 Prozent der Werke der Ausstellung hier sind von Frauen. Hannah Höch, Ilse Otten, Katharina Grosse, Ursula, Dorothee Golz, Anys Reimann, Emma Talbot, ... Wundern kann uns das hier nicht. In der langen Museumsgeschichte gab es mit einer Ausnahme nur Direktorinnen.

Seit 2023 führen Dr. Stefanie Kreuzer und Anja Bauer-Kersken das Haus. Wir staunen über das Ergebnis. Sehr stilvoll ist die Auswahl der Kunst nach 45, dabei ungemein zeitgemäß, vordergründig leicht anzuschauen aber auch intensiv einzutauchen. Die Kapitelüberschriften machen Lust auf mehr, der Mix der Medien macht einfach Spaß. „Sammlung +“ nennen sie diese Schau. Das Plus merken wir uns. Mehr davon wollen wir sehen, die Entwicklung dieses Hauses verfolgen. Wir sehen uns wieder, Mülheim, so der Plan. Doch die nächste Station heißt erst einmal Duisburg.

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Nächster Halt

Duisburg

Sie wollte was werden und ist noch dabei. Hier verbrennt noch die Kohle und glüht noch der Stahl. Es ist eine Arbeiterstadt, die sich nach Arbeit sehnt. „Duisburg ist echt“, nennen das die Stadtwerber und guckt man von den Halden hinunter, dann stimmt’s. Schauen wir genauer hin, dann müssen wir es entdecken. Die Natur am Wasser, den Hang hin zum Sport und die wahr gewordenen Träume der Kunst. Der Zug bremst schon wieder, nächster Halt: Duisburg Hauptbahnhof. Nebenbei: Die U-Bahn zu wählen vom Duisburger Hauptbahnhof statt des kurzen Fußwegs, dafür sprechen zwei große Namen: Isa Genzken und Gerhard Richter haben 1988 Teile des U-Bahnhofs König-Heinrich-Platz künstlerisch gestaltet. Wahrlich singulär im Werk Gerhard Richters.
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Von einem Sohn für seinen VaterLehmbruck Museum

Irgendwie passt hier alles zusammen. Nein, gemeint ist hier nicht der kurze Fußweg vom gerade hübsch werdenden Duisburger Hauptbahnhof zum Museum. Gemeint ist hier diese gleich ins Auge fallende Harmonie von Architektur und Kunst. Von der Glas-Beton-Konstruktion mit harten Betonflächen, kieselornamentierten Wänden, eben und in Rundung liegend, dazu große Glasflächen. Das Lehmbruck-Museum ist etwas Besonderes. Es ist ein Architektur-Kunstwerk, geschaffen von einem Sohn für seinen Vater. Architekt Manfred Lehmbruck (1913-1992) schien genau zu wissen, welche Skulptur seines Vaters Wilhelm (1881-1919) wo stehen soll in dem Haus. Er schuf ein Architekturmodell vor dem Baubeginn und ganz klein darin finden sich die verschiedenen Skulpturen seines Vaters wieder. Seit der Eröffnung im Jahr 1964 finden die Skulpturen nun ihren Platz. „Eigentlich ist das seitdem unverändert“, sagt Museumssprecher Andreas Benedict. Und es passt: Etwa die „Große Stehende“, soeben noch im Folkwang gesehen, ruht hier in sich unter dem Lichtkegel einer runden Kuppel im Dach. „Duisburgerin“ wird sie genannt.

Die weltweit bekannteste Lehmbruck-Skulptur steht aber in Sichtweite. Die Kniende. Vor ihr zu sprechen scheint unangemessen. Sie kniet ganz still. Warum? Ein Verkündigungsengel? Eine Tänzerin? Immerhin Lehmbrucks erstes Werk nach der Ankunft in Paris. Der Kunstmetropole seiner Zeit. Hier beginnt er zum großen Künstler zu werden. Dehnt die Proportionen. Wird unverkennbar. Wird zum Vorbild für viele. „Die Kniende“, hier als Gipsguss zu sehen, steht nicht mittig und ist trotzdem das Zentrum dieses Saales.

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Johannes Höhn

Im anderen Gebäudeflügel, der Glashalle, steht alles nach Wilhelm Lehmbruck, so konzipierte es sein Sohn. Hier rattert eine große Maschine von Tinguely, wiegen sanft die Formen von Rebecca Horn und spiegelt uns ein Luther. Daneben stehen Moore, Cragg, Brancusi, Beuys, Ernst und – natürlich – Giacometti. Auch so ein Unverkennbarer. Für lange Schlangen vor diesem großartigen Haus haben seine Werke einmal gesorgt bei einer Sonderschau.

Ein dritter, der neueste Flügel, enthält meist die bildende Kunst, wenn nicht eine Sonderschau einzieht. Kirchner, Rottluff, Beckmann, Mueller, Macke…., wir staunen über die Werte dieser Sammlung. Auf einem steht der Preis sogar drauf. „80.000 DM“. Selbstverständlich ist auch Beuys vertreten. Sein erstaunlicher Bezug zu Lehmbruck erfährt man am besten vor Ort. Wir brauchen erst mal eine Pause. 

Eine gute Gelegenheit dazu bietet das Lehmbruck zwar nicht, dafür ist das Richtige nur einen kurzen Fußweg entfernt. Bei so viel beeindruckender Kunst ist uns nach etwas ebenbürtigem auf dem Teller: eine Sahneschnitte. Eine Duisburger Institution ist das Café Dobbelstein. Eine Konditorei wie sie im Buche steht auf der Duisburger „Kö“, der Einkaufsmeile Königstraße. Auch die kommt nicht ohne Skulpturen aus. Hier verläuft die Brunnenmeile mit sieben wasserspeienden Werken von u.a. Niki de Saint Phalle. Die „Kö“ beginnt nahe dem Hauptbahnhof. Wir haben „Vorsicht bei der Einfahrt des Zuges“. Weiter geht’s.

Johannes Höhn
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
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Öffne die Tür, um es herauszufinden.
Antje Zimmermann

Tipp von der Reise-ExpertinMuseumsdampfer ahoi!

Duisburg

"Kleine Wellen schwappen ans Ufer, Möwen krächzen und Sonnenlicht tanzt auf dem Wasser. In Duisburg-Ruhrort mündet die Ruhr in den Rhein. Früher einmal war der Strom schwarz vor Schiffen und die Matrosen blau vom Besuch des legendären Rotlichtbezirks, der als zweite Reeperbahn galt. Kriege, Brände und „Stadtverschönerungen“ haben den geschichtsträchtigen Ort für immer verändert. Geblieben, und herrlich nostalgisch, ist die Oscar Huber, ein Museumsschiff, das dauerhaft an der langen Promenade vor Anker liegt und besichtigt werden kann."
Antje Zimmermann, Reisebloggerin und Journalistin

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg

Wasser spielte hier schon immer eine zentrale Rolle: Das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt ist in einem prächtigen Jugendstilbau untergebracht, der früher als Hallenbad für die Menschen in Duisburg-Ruhrort diente. Im Innern des historischen Gebäudes, das nur wenige Schritte vom Rhein entfernt liegt, lässt eine multimediale Ausstellung auf drei Etagen Schifffahrtsgeschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart lebendig werden. 

In der Dauerausstellung sind originale Schiffe und authentische Ausstellungsstücke  zu sehen, die rund um die Themen Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Binnenschifffahrt informieren. Im Zentrum steht das Leben und Arbeiten an Bord. So erfahren Besuchende Wissenswertes über den Alltag der Schiffer und ihrer Familien zu Wasser und zu Lande. Weitere Bereiche sind Personenschifffahrt und Rheinromantik, Umschlagstechniken im Hafen, die Geschichte der Duisburg-Ruhrorter Häfen, das deutsche Kanalsystem sowie Fluss- und Schleusenbau.

Museumsschiffe liegen vor Anker

Ganz in der Nähe können Besuchende selbst Eindrücke vom Arbeitsleben an Borg gewinnen: Nur einen kurzen Spaziergang entfernt liegen drei Museumsschiffe auf dem Rhein vor Anker: Der Eimerkettendampfbagger „Minden“, das Kranschiff „Fendel 147“ und der Schleppdampfer „Oscar Huber“.  Letzterer entging als einziger Radschleppdampfer auf dem Rhein der Verschrottung. So sind Maschinenraum, Mannschafts- und Wohnräume für Besuchende erhalten geblieben.

Öffnungszeiten
Dienstag10:00 - 17:00
Mittwoch10:00 - 17:00
Donnerstag10:00 - 17:00
Freitag10:00 - 17:00
Samstag10:00 - 17:00
Sonntag10:00 - 17:00

Dienstag – Sonntag, 10:00 – 17:00 Uhr

Preisinformation
Erwachseneab 4,50 € p.P.
Kinderab 2,00 € p.P.
DetailsMuseum der Deutschen Binnenschifffahrt

Apostelstraße 84
47119 Duisburg

www.binnenschifffahrtsmuseum.de
Tourismus NRW e.V.
Nächster Halt:

Düsseldorf

Ausgerechnet die Toten Hosen kommen aus der Stadt, in der nichts weniger herrscht als tote Hose. Die Düsseldorfer lieben das Feiern, ihre Events und natürlich die Kunst. In die städtische DNA scheint sie eingraviert spätestens seitdem die Akademie die internationale Kunstgeschichte mitschreibt. Für die geistige Zerstreuung sorgt das Flanieren auf den Rheinpromenaden ebenso wie auf den vielen Shopping-Parcours rund um die Kö und nicht zuletzt der nahe Flughafen mit seinen vielen Verbindungen. Wir bleiben am Airport-Bahnhof sitzen und erreichen nun Düsseldorf Hauptbahnhof. Bitte aussteigen.
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Große Kunst, großes HerzKunstsammlung Nordrhein-Westfalen

Am Düsseldorfer Hauptbahnhof nehmen wir die U-Bahn in Richtung Altstadt. Die Haltestelle „Steinstraße/Königsallee“ könnte ablenken, aber wer in der U-Bahn sitzen bleibt, ist mit der U-Bahn schnell an der Heinrich-Heine-Allee. Hier um die Ecke, am Grabbeplatz, wuchtet sich optisch eine geschwungene schwarze Granitfassade in beachtliche Höhen. Nicht übermäßig großzügig dimensioniert ist das Entré. Warum? Jegliche Großzügigkeit ist hier offenbar der Kunst vorbehalten. Wir sind in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, genauer: im K20, in dem die landeseigene Sammlung mit Betonung auf dem 20. Jahrhundert hängt. Gründungsdirektor Schmalenbach stellte sie bis 1990 über knapp drei Jahrzehnte zusammen.

Irgendwie ist es, als habe er ihr Erbe angetreten: Johanna Ey (1864-1947). Besser: Mutter Ey, so nennen sie die Düsseldorfer. Ein paar Schritte entfernt vom K20 steht sie in Bronze auf dem Platz, der ihren Namen trägt. Und an der Wand des K20 schaut sie uns mit wachen Augen an. Blüht fast majestätisch auf in ihrem violetten Kleid, unter dem etwas verrutscht scheinenden spanischen Kamm. Der wirkt nicht zufällig wie ein Insigne. Otto Dix (1891-1969) hat Mutter Ey so der Ewigkeit übermittelt. Die Frau, die als Backwarenhändlerin zufällig zur Kunst kam und hoch angesehene Galeristin wurde und, so die Erzählungen, mit großem Herz die jungen Künstler der benachbarten Akademie unterstützte. Die dankten es ihr und machten sie zur damals wohl meistgemalten Frau. Dix trifft sie im Jahr 1924 besonders gut. Mit „robuster Lebensnähe“ beschreibt der Wandtext ihr Abbild, das dem Betrachter lange nicht aus dem Kopf gehen wird. Was für eine starke, beeindruckende Frau in der Kunstszene! Dieses Bild muss man hier in der Kunststadt Düsseldorf gesehen haben.

Natürlich gehört „das Bildnis der Kunsthändlerin Johanna Ey“ zum Besten in Dix Werk und zum Besten im Genre der Neuen Sachlichkeit. Eys Lust an der Kunst, am Künstlerdasein und an der Kunstvermittlung könnte als Verpflichtung des Hauses gesehen werden. „Unsere Werke stehen in allen Nachschlagewerken als Referenz der Kunstströmungen“, sagt Marketingleiterin Lotz-Kowal. Das Beste zu kaufen war der Anspruch damals. Es am besten zu präsentieren ist es weiterhin. Fast atemberaubend dominieren die großen Arbeiten etwa den „Amerikanersaal“. In der Mitte: Jackson Pollocks „Number 32“. Ein Wahnsinnswerk des abstrakten Expressionismus, eins seiner Schüttwerke oder Drip Paintings zum Sofortverlieben. Und weltweit rar in seinen Ausmaßen. Daneben Rothko, Richter, Trockel, Warhol …. Picassos „Frau vor dem Spiegel“ gehört ebenfalls zu den Highlight-Werken im Haus. Wenn es hängt. „Es ist das meistangefragte Werk der Sammlung“, sagt Sprecherin Susanne Fernandes-Silva. Weltweit gefragt für Ausstellungen und ebenso beliebt bei den Düsseldorfern. Daneben hängen Feininger, Klee, Dalí, Bacon, Matisse, Marc, Ernst … Viel mehr geht nicht. Oder doch? „Die Lücken der Sammlung“, wie es heißt, werden von Direktorin Susanne Gaensheimer in der klassischen und der Nachkriegsmoderne derzeit sinnvoll ergänzt, nötig bei Künstlerinnen und außereuropäischer Kunst. Die Sammlung wächst also stetig. Uns reicht für heute das, was hängt. Das muss erst einmal sacken. Große Kunst!

Otto Dix: Porträt der Kunsthändlerin Johanna Ey, 1924, Öl auf Leinwand, 140 cm x 90 cm, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Jens Willebrand
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Nächster Halt:

Leverkusen

Chemie und Leverkusen – das ging immer schon zusammen. Wurde die Stadt am Rhein doch vom Chemiker Carl Leverkus für dessen Ultramarin-Herstellung gegründet. Seine Flächen übernahm ab 1891 das Unternehmen Bayer, das fortan wuchs und wuchs. Die charmanten Mitarbeiterkolonien aus diesen Zeiten genießen längst Denkmalschutz und gehören zu den schönsten Seiten Leverkusens. Auch der Japanische Garten, der Neulandpark am Rhein und der Deutsche Fußballmeister 2024 sind eng mit der Chemie verbunden. Was genau? Das gilt es zu entdecken am nächsten Halt: Leverkusen-Mitte.
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Lustschlösschen der anderen ArtSchloss Morsbroich

Von „Leverkusen Mitte“ erreicht der Schnellbus das Schloss Morsbroich nach acht Minuten. Auf den ersten Blick deutet alles auf ein übliches Barockschloss hin. Aber der erste Blick reicht nicht. Morsbroich ist ein Lustschlösschen der anderen Art. Ein Maison de plaisance in Kunststimmung. Der erste Hinweis darauf schwebt oben über dem Baum an der Vorfahrt. Ein prall gefüllter Luftballon, Aufschrift: „Live is great“. In der Eiche hinter dem Schloss hängt das erschlaffte Gegenstück. Seine Botschaft: „Life isn’t funny“. Spielt Künstler Werner Reiterer wohl darauf an, dass Paare öfter ledig vorne reingehen und hinten verheiratet rauskommen? Wie viel Lust und Witz tatsächlich durchs Schloss weht, fällt an mehreren Stellen auf: Etwa, wenn der Blick unter dem gewohnt luftig leichten Calder-Mobile auf den schweren Geweihleuchter im Jagdzimmer fällt. Welch ironische Kombination. Hier in Morsbroich sind wir mit unserer Lust auf Kunst richtig.

Wie das Mobile ist hier eigentlich gerade alles in Bewegung. Der Park wird nach jahrelanger Wenigbeachtung jetzt weiterentwickelt. Die Wechselausstellungen sollte man lieber gleich anschauen, sonst hängt schon die Nächste. Und die hochkarätige Ständige Sammlung? Gibt’s. Hängt aber nicht. – Nein, halt! So einfach ist das nicht. 6000 Werke ist die Leverkusener Sammlung stark. Aber so groß ist das Schloss bei Weitem nicht. Die Lösung ist hölzern und steht im Erdgeschoss. Ein Minidepot aus Holzleisten enthält hier 30 vorausgewählte Arbeiten. Wer möchte, darf sich nach Herzenslust eins auswählen. Und das wird dann eine Woche lang prominent gehängt.

Extrem spannend finden wir das, und finden uns so damit ab, dass der Tiger des Hauses gerade Ruhe hat. Er, 1965 gemalt von Gerhard Richter, ist der sprichwörtliche bunte Hund des Hauses, das wohl berühmteste Werk der Sammlung. Wer ihn sehen will, kann sich vorher anmelden und hoffen, ihn dann in der Vorauswahl zu finden. Bei unserem Besuch hängt Münters weißes Pferdchen – ein guter Ersatz.

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Die Geschichte des Hauses ist groß. 1951 war Museum Schloss Morsbroich das erste seiner Art. Genauer: Das erste nach dem Krieg neu gegründete Museum für Gegenwartskunst in der Bundesrepublik. Und neben dem Kunstmuseum Krefeld (Link) war es damals ziemlich allein weit und breit. Die Folge: Die Größen der Gegenwartskunst steuerten Leverkusen an, stellten aus, trafen sich, schufen Neues. Für den internationalen Kunstbetrieb hat Morsbroich heute noch einen klangvollen Ruf. Für die kunstbegeisterten internationalen Gucker entwickelt sich der gerade wieder. Und das völlig zurecht. Die Gegenwart der Kunst reicht fast bis ins heute rein. Denn mit welchem Triumph ist Leverkusen gerade in allen Medien? „Das ist „druckfrisch“, scherzt Sammlungskuratorin Dr. Thekla Zell über das Bild nahe dem Eingang. Das Leverkusener Fußballstadion in Acryl auf Holz gemalt, gerade fertig geworden und gehängt. Die Begeisterung für den Meistertitel schwappt bis ins Schloss. (Antje Schiffers „BayArena | Bayer 04 Leverkusen“, 2024 Öl auf Leinwand, 110 x 85 cm)

Eine unschöne Diskussion zur Zukunft des Museums vor wenigen Jahren ist längst Geschichte. Heute ist das kleine Museumsteam um Leiter Jörg van den Berg sehr aktiv und arbeitet an der Zukunft. Als „Experimentierfeld“ sehen sie das städtische Haus, für die Bürger*innen und alle Besucher*innen. Sehr transparent ist auch die Neuinszenierung des Schlossparks. Das Künstlerduo Christoph Schäfer und Margit Czenki baten zur Mitarbeit, ein hübscher Wunschkasten fürs Publikum stand aus, bald startet die Umsetzung. „Wir lassen uns von den Besuchern hineinschauen in unsere Ideenfindung“, erklärt die Sammlungskuratorin Dr. Thekla Zell die Arbeitsweise und erzählt von Meetings im Jagdzimmer, bei denen Bürger*innen dem Team über die Schultern gucken können. Heraus kommen neue Ansätze und ungewöhnliche Ideen. „Und wenn etwas nicht funktioniert, dann machen wir es anders“, sagt Zell wie selbstverständlich. So viel Offenheit und Experimentierfreude weckt Neugier. Hier scheint sich wirklich Gutes zu entwickeln, denken wir uns und planen, unbedingt bald mal wieder reinzuschauen. Jetzt wird es aber Zeit, der Schnellbus naht. 

Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Wo bleibt die Bahn?Besondere Tipps für besondere Situationen

Die Bahn kommt mal wieder nicht? Kein Problem, in NRW gibt es genug zu entdecken.

  • Duisburg: Wilhelm Lehmbrucks Skulpturen begeistern nicht nur in NRW. In seinem relativ kurzen Leben wird ihm eine Theaterliebe attestiert. Wie passend, dass ein Werk nicht nur im Theater Duisburg steht, sondern auch eine Version von „Die Kniende“ in der New Yorker Metropolitan Opera. Also auf ins Theater.
  • Wohin in Düsseldorf? Ins Pop-up Café. Zwar hat das K20 am Grabbeplatz auch ein Café-Restaurant, wer einige Meter weiter läuft sitzt am Düsseldorfer Schauspielhaus im „Schillings“, mit dem ikonischen Rundbau im Rücken und dem idyllisch grünen Hofgarten im Blick. Ein beispielhafter Platz für die „ruhige Metropole“ Düsseldorf, wie sie von internationalen Gästen manchmal beschrieben wird.
  • So wechselhaft wie Schloss Morsbroich ist auch der Tipp, wenn der RE1 mal vor der Nase wegfährt oder ausfällt. Er führt in den Agam-Saal im Forum Leverkusen. Der Tagungsraum in dem großen Veranstaltungszentrum – 400 Meter vom Bahnhalt entfernt – wurde von Künstler Yaacov Agam gestaltet. Er wechselt sein Aussehen je nach Blickposition. Unbedingt reinschauen! 

Übernachtungstipp:

  • Das Living Hotel De Medici. Auf der einen Seite die Kunstsammlung NRW, auf der anderen Seite der Rhein.
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Nächster Halt:

Köln

Nordrhein-Westfalens Millionenstadt wirkt im Kleinen gar nicht so riesig. Viele „Veedel“ haben ihre Zentren und ihren vielfältigen Liebreiz sowieso. Genauso bunt wie die Stadtgesellschaft sind die Themen der Museen. Von Ostasiatischer Malerei über Angewandte Kunst bis zur Schokolade, dem Duft und dem Sport widmen sich hier einzelne Museen. Wohl nur zwei Disziplinen sind in Köln noch wichtiger als Museumsbesuche: dem grandiosen Welterbe Dom zu huldigen und in Gesellschaft eine gute Zeit zu haben. Also, auf geht’s in diese wirklich außergewöhnliche Stadt. Nächster Halt: Köln Hauptbahnhof.

In höchstem Maß beeindruckendMuseum Ludwig

Welch ein Panorama! Die Kranhäuser, die Türme der romanischen Kirchen, der Musical-Dome. Links und rechts vom Zug gibt’s auf der sehr langsam befahrenen Hohenzollernbrücke eine Art Instant-Köln zu sehen. Die sechsgleisige Brücke über dem Rhein ist übrigens Deutschlands meistbefahrene Bahnbrücke – irgendein Zug rauscht hier immer. Schwappt hier das sprichtwörtliche kölsche „Jefööhl!“ schon über? Vielleicht noch nicht, und schon fahren wir in den Hauptbahnhof ein. Das Museum Ludwig steht auf dem Plan. Doch was steht dem buchstäblich im Weg? Der Dom natürlich. Und viele Bauzäune. So ist das gerade im Kölner Zentrum, wo viele Kulturschätze entstehen oder fit gemacht werden für die Zukunft. 

Die Bauzäune leiten uns zum Museum. Ach was, … Bauzäune? Eine Open-Air-Ausstellung ist es eigentlich. Großformatige Abbildungen sind draufgedruckt von den Kunstschätzen Kölns aus vielen Epochen. Der vorrömischen und römischen, der mittelalterlichen und der, sagen wir mal: Ludwig-Zeit. Denn da ist sie ja: Die Mona Lisa von Köln: Roy Lichtensteins blondes Comic-Girl. In übergroß. Ihr fragender Blick geht Richtung Haupteingang. Dem folgen wir … und stehen wenig später wieder vor dem Bahnhof. Diesmal dem von Perpignan. Es ist ein Hauptwerk von Dalí. Mit drei mal vier Metern ungewöhnlich groß für sein Œuvre – und sehr biographisch. Darin fällt er selbst wohl aus einem Traum. Sehr eindrücklich. Daneben lässt Dalís Surrealistenkollege Ernst die Heilige Maria den Jesusknaben züchtigen. Vor drei Zeugen – auch dem Maler selbst. Ein Skandal war das damals. Heute hängt es ganz still im Ludwig.

Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Museum Ludwig

Irene und Peter Ludwig haben diese Sammlung angelegt. Ihr aus Schokolade gemachtes Vermögen wandelten sie gekonnt und bestens beraten in Kunstschätze um. Heute von wahrlich unschätzbarem Wert. 1976 übereigneten sie einen Teil ihrer Sammlung des 20. Jahrhunderts der Stadt Köln. Die Bedingung: Ein Museum. Mit ihrem Namen. Und die Namen, in deren Ateliers sie oft die Werke direkt kauften, wuchsen und wuchsen. 

Das Ergebnis ist in höchstem Maß beeindruckend. Das Museum Ludwig ist das „Who is Who“ der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Hier hängen und stehen sie alle. Allein über 800 Picassos verfügt die Sammlung (mit Grafiken und Keramiken). Es hat die größte Pop Art Sammlung außerhalb der USA. Und mit der früh dazugesetzten Sammlung des Rechtsanwalts Haubrich auch noch eine exzellente Kollektion an Werken des Expressionismus rund um Kirchner, Pechstein, Macke und Co.

Aber was bewirken diese formulierten Superlative schon im Vergleich zu einem Vorort-Erlebnis? Der Begegnung mit dem riesigen Rosenquist (Star Thief, 1980), dem noch größeren Léger (Die Taucher, 1942), den Hauptwerken von Gerhard Richter wie Ema (1966), Paul Klees „Hauptwege und Nebenwege“ (1929) und Warhol, Warhol, Warhol. U.a. mit dem Jackie Triptych (1964) und dem Doppel-Elvis (1963). Durchatmen. – Höchste Zeit für eine Pause

Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg
Tourismus NRW e.V., Jens Nieweg

Die beiden Dachterrassen sind bei gutem Wetter geöffnet. Hier zeigt sich, dass sich das Ludwig nicht auf der Sammlung ausruht. Es kümmert sich etwa um seinen Status in seiner Umwelt. Nachhaltig will man werden. Eine der zahlreichen Aktivitäten: Aus Kunsttransportkisten werden Hochbeete für die Terrassen. Oder es erweitert sich stetig um Zeitgenössische Arbeiten, oder um mehr Künstlerinnen in der Sammlung und bei den Wechselausstellungen. Ein Star der Sammlung ist allerdings weiblich. Als „M – Maybe“ ist sie bekannt. Roy Lichtensteins Ikone, für ihn typisch im Comic-Stil mit Ben-Day-Dots. Und oft umringt von Besucher*innen. Heute ist es eine Schulklasse, die sie umringt und rätselt. „M-Maybe he became ill and couldn’t leave the Studio!” denkt sich die blonde Schönheit. Aber was steckt dahinter. “Welche Geschichte dahintersteckt? Wir lassen es offen. Man kann sich ganz viel ausdenken“, ermuntert uns die Sprecherin der Sammlung, Anne Niermann. Nach den unglaublichen 8000 luftigen Quadratmetern Kunst im Ludwig müssen bei uns die vielen anderen Geschichten der Bilder erst einmal sacken. Weiter geht’s zum Bahnhof. Und nicht dem in Perpignan.

Peter Hinschläger
Nächster Halt:

Düren

In Düren kommt man vorbei und das hat Tradition. Auf Karl den Großen und seinem Gefolge vor 1200 Jahren folgten alle, die von Köln nach Aachen oder andersherum reisen. Das Tor zur Eifel auf der einen und der Weg an den Niederrhein zur anderen Seite. Dabei reicht die Geschichte weit zurück, das hübsche Schloss Burgau hat Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert. Später entfachte die Leidenschaft für Spezialpapiere in der Stadt an der Rur und so hatte sicher jeder schon einmal ein Stück aus Düren in der Hand, zumindest einen Kassenbon.

Ein Haus mit CharmeLeopold-Hoesch-Museum

„Schöner ankommen in NRW“ heißt ein Förderprogramm der Bahn und des Landes zugunsten von Bahnhöfen. Ja, schöner könnte gehen, dieser Gedanke drängt sich den Ankommenden auf. Aber die Substanz stimmt. Als „stadtprägendes Denkmal“ wird das historische Empfangsgebäude in Düren bezeichnet, nunmehr 150 Jahre nach Eröffnung. Immerhin ist Düren keine abgeschiedene Dorfhaltestelle. Auch ICEs von und nach Berlin halten hier aus voller Fahrt zwischen Aachen und Köln. 

Die rund einen Kilometer lange Strecke zum Museum gehen wir zu Fuß. In den rund 15 Minuten geht es vorbei an Resten der Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert. Dann stehen wir auf einem etwas unförmigen Platz. Einst als hübsche Einheit aus Theater, Kirche und Museum vorgesehen, waren nach dem Krieg nur Reste der Kirche und ein ramponiertes Museum übrig. „Düren war zu 99 Prozent zerstört. Nur dreizehn Häuser haben den Krieg überstanden. Das Leopold-Hoesch-Museum war eins davon“, erinnert Museumssprecherin Helen Wobbe. Das Gebäude von 1905 wirkt insgesamt prunkvoll verspielt, Neobarock und Jugendstil schmeicheln dem Auge. Schon öffnet sich wie von Geisterhand die schwere Eingangstür. Hereinspaziert!

Mit viel Charme begrüßt uns die Historische Eingangshalle. Eine Gedenktafel preist den Gründer Hoesch als Gönner, der hatte damals längst seinen Firmenhauptsitz nach Dortmund verlegt, wo „Hoesch“ das Synonym für Stahl wurde. Er hatte es als Universalmuseum erdacht, heute ist es längst nur noch für Kunst da und bietet ihr – ja einen vielleicht perfekten Rahmen. Die Wege sind kurz im Haus. Ein Schritt aus der Eingangs- in die „Ruhmeshalle“ des Hauses, so kommt es dem Gast vor. Dicht an dicht, wie in Petersburg, hängen hier die Porträts. Hoesch selbst, daneben Arbeiten von Hofer und Kokoschka, von Modersohn-Becker und Mueller. Und eine hübsche junge Frau. „Momentan hängt sie hier“, sagt Helen Wobbe und zeigt leicht nach oben. Es ist so etwas wie das Lieblingsbild der Dürener. Das „Mädchen mit roter Schleife“ von 1909 ist für sie ein fester Orientierungspunkt in der Sammlung, wer sie sieht, fühlt sich daheim. Nur auf die Grundzüge reduziert, typisch für Jawlensky, verzaubert sie mit großen Augen und lässt rätseln über den expressiven Farbeinsatz. Frontal blickt sie uns an, hinter der übergroßen Schleife hervor. Sie passt in den Charme des Hauses, und verstärkt ihn sogar.

Peter Hinschläger

Dann geht’s weiter. Die Sammlung ist beeindruckend. Kandinskys „Weißer Punkt“ bekommt den Platz, den er braucht. Schlemmer ist vertreten wie Dix, den ein beeindruckendes Selbstporträt zeigt. Ein Mini-Macke trifft auf Werefkin, ein Frühtrunk auf Geiger. Kirchners „Tobel“ hängt wie Schmidt-Rottluff, dessen „Ostsee“ erst vorbildlich restituiert und dann den Weg zurück in die Sammlung fand. Neben Ueckers sich nur scheinbar wogenden Nägeln gibt es einen tatsächlich bewegten Piene: Den wohl letzten Lichtraum, den der Zero-Künstler 2010 selbst noch eingerichtet hat. Ein kurzes Innehalten für das Lichtfest für die Augen.

„Wir können von keinem eine Einzelausstellung ausrichten, aber wir haben exemplarisch von allem was dabei“, beschreibt Helen Wobbe die Sammlung. Auch von Niki de Saint Phalle, doch die Dürener „Nana“ (gerade ist uns eine im Kölner Ludwig begegnet) ist soeben ins Depot gewandert. Auch im Leopold-Hoesch-Museum ist ständig Bewegung im Haus – und in der Sammlung. Ein gegenwärtiger Sailstorfer wird einem historischen Erbslöh gegenübergestellt und Tim Ullrichs ganz aktuelle Erwerbung begeistert mit „100$ shredded“. Humor geht also auch, der bei Anja Dorns „Vom Leben in Industrielandschaften“ (2018) gleich wieder vergeht. Der nahe Tagebau und seine Spuren sind ihr Thema. Eine begeisternde Kombination – nicht weniger als der Altbau mit dem White-Cube-Neubau, der dem Museum Raum für Wechselschauen lässt.

Wir sind noch vor der Grafikschau überwältigt von der Güte und Fülle – von der Mischung und der Atmosphäre. Ein kleines Team mit einer großartigen Sammlung sorgt für puren Kunstgenuss. Und der muss hier nicht vor dem Café enden. Klaus Föttinger hat ihn mithilfe von „Saigon Wraps and other Natural Phenomenons“ (2010) zum Kunstort gemacht. Dann geht’s zur Grafik. Die Registrarin des Hauses durfte sich hier austoben. Aus den 10.000 Blättern, die sie eigentlich nur verwaltet, durfte sie ihre 60 Lieblingsstücke hängen. Eine subjektive Wahl inklusive Ensor, Rembrandt und Man Ray, die nur bestärkt, mit welcher Leidenschaft hier gearbeitet wird.

Zum Schluss stehen wir wieder in der Eingangshalle, wo die bunten Vögel immer noch fliegen. Rückriem hat sie für die Kuppel entworfen. Streng geometrisch nach mathematischen Berechnungen wie folgt: … Ach, lasst es Euch von den netten Mitarbeitenden erklären, es wird begeistern. Wir müssen selbst beseelt losfliegen, 15 Minuten bis zum Hauptbahnhof.

Leopold-Hösch-Museum
Peter Hinschläger
Johannes Höhn, Tourismus NRW e.V.
Letzter Halt:

Aachen

„Ding – däng – dong. Nächster Halt: Aachen Hauptbahnhof“. Die synthetische Stimme des RE1 kündigt es an: diese Kunstreise nähert sich der Endstation. Auf die freundliche Bitte auszusteigen, folgt für uns rasch das Einsteigen, in den Schnellbus durch die Stadt. Nach 15 Minuten stehen wir an der Haltestelle „Ludwig Forum“ vor der breiten Fassade. Und so außergewöhnlich wie diese Architektur wird auch die Kunsterfahrung sein, so viel sei jetzt schon verraten.

Das „Motherhouse“Ludwig Forum für Internationale Kunst

Eine Regenschirmfabrik war es, die im neusachlichen Stil der 1920er-Jahre erbaut wurde. Für die Schirmmontage wurde Licht gebraucht, das die Sheddächer noch heute auf die Kunst durchlassen. 1200 Quadratmeter groß ist die Haupthalle, ein Spielfeld für Eva Birkenstock und ihr Team. Die Direktorin eilt über die Fläche, es ist eine Menge zu tun. Eine Ausstellung wird gerade abgebaut, eine andere ist noch nicht ganz perfekt aufgebaut. Hier fehlen noch Schilder, dort wird bald etwas fehlen: Klaphecks großes „Heldenlied“, einem Heuwender nicht unähnlich, wird bald wieder im Depot verschwinden. Daneben wird an einer Installation wuchtiger Holzbalken von Magdalena Jetelová noch improvisiert. Die Ineinanderverzahnung der Balken will nicht mehr, wie sie sollte. Und dann das: einer der bekanntesten Schätze des Hauses bleibt dunkel. Nam June Paiks „Earth, Moon and Sun“ (1990) flimmert nicht mehr. Die zig Röhrenbildschirme liegen sorgfältig abgebaut in Kisten, das Skelett der Sonne ist sichtbar, Kabel hängen wie Adern aus dem Mond und dem Stern heraus. Aber das ist neu: eine öffentliche Restauration soll es werden, jedermann zuschauen können, wenn Fachleute das seltene Schlüsselwerk Paiks aus der Zeit des Fluxus für die nächsten 25 Jahre startklar machen. 

Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht: zu sehen gibt es hier im Haus wahrlich reichlich. Aachen war die Heimat der Ludwigs, das Zentrum ihrer Sammlung von Gegenwartskunst. Von hier aus gingen die Arbeiten in die 25 Museen weltweit, die aus dem Besitz von Irene und Peter Ludwig bestückt wurden. Nach dem Ende dieser unvergleichlichen Sammelleidenschaft der beiden – Peter Ludwig starb 1996, Irene 2010, beide in Aachen – blieb das Ludwig Forum das „Motherhouse“, wie Eva Birkenstock es nennt. „Hier wird das globale Interesse der Ludwigs sichtbar.“ Die Ludwigs kauften in der DDR, in der damaligen Sowjetunion, schufen dort ebenso ein Museum wie in Peking, auf Kuba und in Ungarn. Kauften die US-Pop Art vor allen anderen, und so weiter und so fort… Deshalb trägt dieses Haus heute den Zusatz „für Internationale Kunst“. 

Wir stehen mittendrin: Robert Rauschenberg, Margit Palme, Rune Mields und Sol Lewitt. Dazu Jasper Johns, Wolf Vostell und Gerhard Richters „Permutationen“ (1973-74), die wie Vorarbeiten für sein Kölner Domfenster wirken. Nicht nur Carla Accardis große Arbeit in leuchtendem Rot-pink wirkt, als sei sie gerade erst fertiggestellt, denkt der Gast. „Die ist aus 1965“, korrigiert Birkenstock und beweist, welch visionäre Auswahl dieses Ausnahmepaar Ludwig getroffen hat. Und diese Arbeit an einer visionären Gegenwart geht weiter. So bespielt die in New York lebende Ulrike Müller gerade spektakulär die beiden 9 mal 14 Meter großen, sich gegenüberliegenden Wände im Lichtturm des Hauses mit riesigen Wandbildern („Monument to My Paper Body“). Dazwischen nicht weniger sehenswert Jenny Holzers LED-Laufbänder (ohne Titel, 1991), über die unentwegt ihre Truismen laufen und laufen und laufen. 

Ebenso gegenwärtig die Arbeit im Hintergrund. Unter dem Titel „Teaching the Archive“ lehrt das Team gerade die Künstliche Intelligenz an, sich bestens mit der 5000-Arbeiten starke Sammlung auszukennen und Fragen zufriedenstellend beantwortet zu können. Die Aktualität verlangt auch eine „Sammlungsbefragung“, wie es Kurator Holger Otten nennt, zur Kunst aus Osteuropa, die sich einst in der Sowjetunion verorten ließ, heute aber reflektiert werden muss. Dass sich eine weitere Wechselausstellung mit Nachhaltigkeit und Ökologie befasst, versteht sich fast von selbst. – Äußerst gegenwärtig wirkt das alles. Wir erleben hier nichts Oberflächliches, sondern staunen über die höchst inspirierende Auswahl aus der Sammlung. 

Zwischen all diesen Entwicklungen und Bewegungen, all der Abstraktion und Botschaft, zwischen Gegenwartsanalyse und Farbenrausch bilden zwei Wesen den Ruhepol des Ludwig Forums: ein Dromedar und ein Kamel. Stoisch stehen sie da – in Lebensgröße. Welch ein Anblick. Nancy Graves hat sie geschaffen, und da sie, vielgefragt in aller Welt, viel zu empfindlich für eine Reise sind, bleiben sie wohl auch noch länger hier. Also wenn Ihr die an dieser Stelle endende RE1-Tour nachfahrt, bestellt den beiden bitte: Schöne Grüße!

Wo bleibt die Bahn?Besondere Tipps für besondere Situationen

Die Bahn kommt mal wieder nicht? Kein Problem, in NRW gibt es genug zu entdecken.

  • Natürlich hat das Ludwig ein Café und einen lohnenswerten Museumsshop im Haus. Dazu liegt es zentral zwischen Kölner Altstadt mit dem beliebten Brauhaus Früh und dem Rheinufer und dem Dom. Pausen jeglicher Länge verfliegen hier förmlich.
  • In Düren den Zug verpasst? Dann nichts wie rein ins Nachbarhaus. Denn neben dem Kunstmuseum steht das Papiermuseum Düren. In der traditionsreichen Papierstadt werden bis heute hochwertige Bütten und Spezialpapiere hergestellt. Über historische und zukunftsgerichtete Verwendung von Papier – etwa in der Architektur & Versand – handelt die sehr sehenswerte und zeitgemäß gestaltete Ausstellung in einem architektonisch spannenden und passenden Bau. Wusstest Du zum Beispiel, dass die schwarzen Ränder von Trauerkarten noch heute meist von Hand aufgebracht werden? 
  • An der letzten unserer zwölf Stationen haben wir doch (wieder 😉) etwas Süßes verdient – und dann noch in Aachen, der Heimstadt von Schokolade. Die Printe ist der regionale Genuss-Höhepunkt. Dazu gönnt Euch unbedingt eine Pause und probiert auch die zahlreichen Varianten, die die besten Printenbäcker Aachens rund ums Jahr anbieten. 

Übernachtungstipp:

  • Um all die Eindrücke der letzten Tage wirken zu lassen, empfehlen wir eine Übernachtung im Parkhotel Quellenhof in Aachen. Direkter Zugang zum Kurpark inklusive.

Deine Strecke:
218,1 km; 4:50 h Reisezeit
Verbrauch Bahn: 14,8 kg CO²

Im Vergleich:
Verbrauch Auto: 42,4 kg CO²

Übersicht gefällig?Alle Stopps auf einen Blick

Auf Schatztour im Kunstexpress
  • In Hamm steigen wir ein. Dort, wo das Ruhrgebiet sich schon anfühlt wie das Münsterland, wo der Blick über Äcker und Weiden streift – bis zu den Großkraftwerken am Stadtrand. Wo Bergwerke nur noch in der Stadtchronik stehen und immer noch alle Hände voll zu tun ist im Strukturwandel. Im Grünen ist schon viel geschafft. Der Maximilianpark war Vorreiter als Zechengelände, das in einen Landschaftspark verwandelt wurde. Aus einer Kohlenwäsche entwickelte sich ein riesiger Glaselefant, wohl die größte Hammer Berühmtheit. Entlang des Datteln-Hamm-Kanals lässt es sich herrlich radeln und auch die Auen der Lippe wurden in eine Erlebniswelt verwandelt.
    Direkt nach Hamm
  • Hokuspokus Fidibus, dreimal… Nein, ganz so schnell ging der Wandel Dortmunds von Kohle und Stahl zur Dienstleistungsstadt nicht. Aber die größte Stadt des Ruhrgebiets macht sich laufend lebenswerter, ohne die Schwierigkeiten zu verdecken. Der Westfalen- und der Rombergpark gehören zu den beliebtesten Ausflugsziele der Dortmunder, und in dem zauberhaften Schloss der Arbeit, der Zeche Zollern, erwachte einst die Meinung, man solle Industrieorte zu Kultur machen statt abzureißen. Entstanden sind empfehlenswerte Orte, etwa zur Bier- und Fußballkultur, zu Stahl und Kohle, zum angenehmen Zeitvertreib. Wir müssen jetzt raus. Nächster Halt: Dortmund Hauptbahnhof.
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  • Bereit für Perspektivwechsel? Hier geht es hoch hinaus in die Sterne, tief hinunter in die Kunst, zur Aussicht auf den Förderturm und tief hinab in die Bergbaugeschichte. Intellektuelle Weitblicke verschafft die Riesenuni weit ins Land. Und in Rufweite von „Nordseewelten“ im Tierpark kommt uns doch einiges surreal vor. Willkommen in Bochum, bitte aussteigen.
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  • Sie kann schwitzen und malochen, macht sich die Hände schmutzig und umspannt mit ihrer Arbeit die Welt. Sie schaut gern zurück, doch dreht sie sich um, ist alles Grün. Schick kommt sie heraus, verbreitet Urlaubsstimmung am See, Festlaune im Park und Triumphgesang auf ihren Bühnen. Das alles gilt es zu entdecken am nächsten Halt: Essen Hauptbahnhof.
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  • Wo im Ruhrgebiet die eine Großstadt endet und die nächste beginnt? In der „Stadt der Städte“ ist das nicht immer leicht auszumachen. Trotzdem hat jede Stadt ihre Besonderheiten. Die von Mülheim liegen am Ufer der Ruhr. Hier zeigt sich der Fluss von seiner schönsten Seite mit einem Radweg (Richtung Kettwig), der sich anfühlt wie Urlaub, dem alten Schloss Broich zum Zurückblicken, dem Ringlokschuppen zum Erleben, dem Müga-Park zum Entspannen und dem fachwerkhübschen Stadtteil Saarn zum Flanieren. Und wer das alles aus ungewöhnlicher Perspektive sehen will, schaut in die Camera Obscura im alten Wasserturm, der größten begehbaren weltweit. Also Augen auf und raus durch die Zugtür in Mülheim an der Ruhr.
    Direkt nach Mülheim an der Ruhr
  • Sie wollte was werden und ist noch dabei. Hier verbrennt noch die Kohle und glüht noch der Stahl. Es ist eine Arbeiterstadt, die sich nach Arbeit sehnt. „Duisburg ist echt“, nennen das die Stadtwerber und guckt man von den Halden hinunter, dann stimmt’s. Schauen wir genauer hin, dann müssen wir es entdecken. Die Natur am Wasser, den Hang hin zum Sport und die wahr gewordenen Träume der Kunst. Der Zug bremst schon wieder, nächster Halt: Duisburg Hauptbahnhof. Nebenbei: Die U-Bahn zu wählen vom Duisburger Hauptbahnhof statt des kurzen Fußwegs, dafür sprechen zwei große Namen: Isa Genzken und Gerhard Richter haben 1988 Teile des U-Bahnhofs König-Heinrich-Platz künstlerisch gestaltet. Wahrlich singulär im Werk Gerhard Richters.
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  • Ausgerechnet die Toten Hosen kommen aus der Stadt, in der nichts weniger herrscht als tote Hose. Die Düsseldorfer lieben das Feiern, ihre Events und natürlich die Kunst. In die städtische DNA scheint sie eingraviert spätestens seitdem die Akademie die internationale Kunstgeschichte mitschreibt. Für die geistige Zerstreuung sorgt das Flanieren auf den Rheinpromenaden ebenso wie auf den vielen Shopping-Parcours rund um die Kö und nicht zuletzt der nahe Flughafen mit seinen vielen Verbindungen. Wir bleiben am Airport-Bahnhof sitzen und erreichen nun Düsseldorf Hauptbahnhof. Bitte aussteigen.
    Direkt nach Düsseldorf
  • Chemie und Leverkusen – das ging immer schon zusammen. Wurde die Stadt am Rhein doch vom Chemiker Carl Leverkus für dessen Ultramarin-Herstellung gegründet. Seine Flächen übernahm ab 1891 das Unternehmen Bayer, das fortan wuchs und wuchs. Die charmanten Mitarbeiterkolonien aus diesen Zeiten genießen längst Denkmalschutz und gehören zu den schönsten Seiten Leverkusens. Auch der Japanische Garten, der Neulandpark am Rhein und der Deutsche Fußballmeister 2024 sind eng mit der Chemie verbunden. Was genau? Das gilt es zu entdecken am nächsten Halt: Leverkusen-Mitte.
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  • Nordrhein-Westfalens Millionenstadt wirkt im Kleinen gar nicht so riesig. Viele „Veedel“ haben ihre Zentren und ihren vielfältigen Liebreiz sowieso. Genauso bunt wie die Stadtgesellschaft sind die Themen der Museen. Von Ostasiatischer Malerei über Angewandte Kunst bis zur Schokolade, dem Duft und dem Sport widmen sich hier einzelne Museen. Wohl nur zwei Disziplinen sind in Köln noch wichtiger als Museumsbesuche: dem grandiosen Welterbe Dom zu huldigen und in Gesellschaft eine gute Zeit zu haben. Also, auf geht’s in diese wirklich außergewöhnliche Stadt. Nächster Halt: Köln Hauptbahnhof.
    Direkt nach Köln
  • In Düren kommt man vorbei und das hat Tradition. Auf Karl den Großen und seinem Gefolge vor 1200 Jahren folgten alle, die von Köln nach Aachen oder andersherum reisen. Das Tor zur Eifel auf der einen und der Weg an den Niederrhein zur anderen Seite. Dabei reicht die Geschichte weit zurück, das hübsche Schloss Burgau hat Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert. Später entfachte die Leidenschaft für Spezialpapiere in der Stadt an der Rur und so hatte sicher jeder schon einmal ein Stück aus Düren in der Hand, zumindest einen Kassenbon.
    Direkt nach Düren
  • „Ding – däng – dong. Nächster Halt: Aachen Hauptbahnhof“. Die synthetische Stimme des RE1 kündigt es an: diese Kunstreise nähert sich der Endstation. Auf die freundliche Bitte auszusteigen, folgt für uns rasch das Einsteigen, in den Schnellbus durch die Stadt. Nach 15 Minuten stehen wir an der Haltestelle „Ludwig Forum“ vor der breiten Fassade. Und so außergewöhnlich wie diese Architektur wird auch die Kunsterfahrung sein, so viel sei jetzt schon verraten.
    Direkt nach Aachen

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