Das Museum Folkwang in Essen widmet der bedeutenden Künstlerin Paula Rego (1935-2022) eine umfassende Retrospektive mit dem Titel „The Personal and The Political“. Die Ausstellung zeigt über 120 Werke der portugiesisch-britischen Malerin, deren eindrucksvolle Gemälde und Zeichnungen seit Jahrzehnten für ihre schonungslose Auseinandersetzung mit Machtstrukturen, Geschlechterrollen und sozialer Ungleichheit bekannt sind. Rego, die seit den 1950er-Jahren in England arbeitete, griff immer wieder persönliche Erfahrungen auf, um daraus kraftvolle Bildwelten kollektiver Erinnerung zu schaffen. Besonders eindrücklich ist ihre ikonische Abortion-Serie aus den 1990er-Jahren, mit der sie die politische Debatte um das Abtreibungsverbot in Portugal kommentierte und damit ein Werk von gesellschaftlicher Sprengkraft schuf.
Die Ausstellung erlaubt nicht nur einen tiefen Einblick in das Gesamtwerk einer der bedeutendsten figurativen Künstlerinnen der Gegenwart, sondern setzt es auch in einen größeren gesellschaftspolitischen Kontext. Persönliche Momente in Bilder kollektiver Erfahrung zu verwandeln war ein zentrales Anliegen feministischer Bewegungen der 1960er- und 70er-Jahre, das heute aktueller denn je erscheint. Die Retrospektive zeichnet Regos künstlerische Entwicklung eindrucksvoll nach und zeigt neben Gemälden und Zeichnungen auch Puppen, die als Vorlage für ihre komplexen Kompositionen dienten und inzwischen selbst als autonome Kunstwerke gelten.