Glas ist eine Kostbarkeit, die seit Jahrhunderten von Menschenhand zu kunstvollen Objekten und nützlichen Alltagsgegenständen verarbeitet wird. Noch heute zeugen Trinkgefäße, Vasen und Schalen von Stilmitteln vergangener Zeit. Wer sie kennenlernen möchte, ist im Glasmuseum Rheinbach genau richtig. Das Haus stellt inmitten der wunderbaren Landschaft des Rhein-Sieg-Kreises die Geschichten hinter den Erzeugnissen vor. Es klärt im historischen Himmeroder Hof über die Kunst böhmischer Glasherstellung und -veredlung auf, die auch hierzulande ihre Spuren hinterließ.
Ein Nischenthema? Keinesfalls. Glas ist allgegenwärtig. Das machen sieben biografische Stationen zu Persönlichkeiten wie dem Graveur und Händler Franz Georg Kreybich oder dem Unternehmer und Erfinder Friedrich Egermann mehr als deutlich. Mal sind es reich geschmückte Zwischengoldgläser mit dünner, ausgeschnittener Goldfolie zwischen zwei dünnen Glasschichten, die im Glasmuseum Rheinbach von der adligen Prachtentfaltung des Barocks erzählen. Mal berichten farbenfrohe Karaffen aus der Zeit des Biedermeier oder figürliche Zierschalen aus dem Art Déco von meisterlicher Malkunst wie gesellschaftlichen Vorlieben.
Beim Erkunden der Ausstellungsbereiche lernen Gäste die spannende Regionalgeschichte kennen, die unweigerlich auch mit Stilen und Epochen der Glasherstellung zusammenhängt: Rheinbach ist als Stadt noch ein relativ junges Glaszentrum, das sich 1947 durch die Ansiedlung von 200 sudetendeutschen Familien aus Nordböhmen ausformte. Zahlreiche Glasveredler und Lehrer der früheren Glasfachhochschule Steinschönau zogen in die Stadt im Rhein-Sieg-Kreis, um hier ein neues Leben zu beginnen. Sie machten Veredlungswerkstätten auf und gründeten die Glasfachschule Rheinbach. 1968 schlossen sie sich im Verein „Freunde edlen Glases“ zusammen, der das Glasmuseum eröffnete und zwölf Jahre betreute. 1980 übernahm die Stadt. 1989 zog das Haus dann in die fränkische Hofanlage des einstigen Klosters Himmerod, wo es sich heute noch befindet.
Hier finden Gäste nun auch den sogenannten Römerkopf des Glaskünstlers Udo Edelmann vor. Er veranschaulicht etwa, warum die internationale Studioglas-Bewegung im 20. Jahrhundert einen Erfolg nach dem anderen feiern konnte. Die mit verschiedenen Blau-, Rot- und Gelbnuancen ausgestattete Glasbüste führt Gästen den hohen Grad an Kunstfertigkeit vor Augen, die der Rheinbacher Glasmacher bei der Herstellung des heutigen Sammlerstücks aufbringen musste.
Ein weiterer Höhepunkt des Hauses ist die offene Glas-Werkstatt, die regelmäßig für Workshops und Seminare genutzt wird. Jung und Alt erproben sich hier in der Glasverschmelzung, Sandstrahlung oder dem Perlendrehen. Eine komplett eingerichtete Schleiferei ermöglicht Einblicke in die Glasverzierung mit Gravuren. Hier sprühen die Funken, wenn Ecken rundgeschliffen und Kanten durch präzise Handgriffe am Schleifstein veredelt werden. Drei römische Glasöfen führen Besuchenden zudem vergangene Handwerkstechniken vor Augen. Sie stehen in einer eigens eingerichteten römischen Glashütte zur Ansicht aus und werden zu Eventtagen reaktiviert.
Der Himmeroder Hof beherbergt neben dem Rheinischen Glasmuseum das Naturparkzentrum des Naturparks Rheinland und das Römerkanal-Infozentrum.