Im niederrheinischen Krefeld findet Kunst nicht nur in den Museen statt, auch die Gebäude selbst sind Teil der Kunstgeschichte – und könnten unterschiedlicher kaum sein. Hier das Kaiser Wilhelm Museum, ein prächtiges Gebäude des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dort die Museen Haus Lange und Haus Esters, zwei ursprünglich als Privathäuser gebaute sachliche Villen der Bauhaus-Zeit der 1920er Jahre. Drei spannende Orte für zeitgenössische bildende und angewandte Kunst mit Schwerpunkten im 20. und 21. Jahrhundert, die im Verbund die Kunstmuseen Krefeld bilden.Die Palastarchitektur der italienischen Renaissance stand Pate, als man Ende der 1890er Jahre in Krefeld zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. ein Gebäude errichten ließ, das Denkmal, Kunst- und Kunstgewerbemuseum zugleich sein sollte. Eine Marmorstatue des Kaisers empfing damals die Besucher, die über eine Freitreppe ins Innere des Gebäudes gelangten. Obwohl die Treppe bereits einer Sanierung der 1960er Jahre zum Opfer fiel, blieb ansonsten die Fassade des Gründerzeitbaus erhalten.
Klassische Moderne bis Minimal Art
Dahinter eröffnen sich heute moderne Ausstellungsräume, in denen die Kunstmuseen Krefeld Teile ihrer umfangreichen Sammlung mit bedeutenden Werken der Klassischen Moderne, der Pop und Minimal Art bis hin zu wichtigen Positionen der zeitgenössischen Kunst seit den 1980er Jahren ebenso wie Angewandte Kunst und Design in wechselnden Ausstellungen präsentieren. Seit der Wiedereröffnung des Kaiser Wilhelm Museums im Sommer 2016 ist erstmals seit vierzig Jahren auch das Wandgemälde „Die Lebensalter“ von Johan Thorn Prikker (1868-1932) wieder zu bestaunen. Der Zyklus des Lebens, den der niederländische Maler 1923 in Secco-Technik im Museum schuf, wurde im Rahmen einer umfangreichen Sanierung des Hauses freigelegt.
Mit den Häusern Lange und Esters erhielten die Kunstmuseen Krefeld 1955 und 1981 zwei Ausstellungsdependancen, die zugleich zu den wichtigsten Ikonen der Architektur des Neuen Bauens der 1920er Jahre zählen. Es ist kein Geringerer als Ludwig Mies van der Rohe, der für die rationale, kompakte Bauweise des Villenensembles verantwortlich zeichnet. Ursprünglich errichtet als Wohnhäuser für die Familien der Textilunternehmer Hermann Lange und Dr. Josef Esters sind die streng rechtwickling aufgebauten Häuser zwar ähnlich aber nicht baugleich, woraus sich für Architekturbegeisterte überaus interessante Vergleichsmöglichkeiten zwischen den Häusern ergeben.
Mögen die dunklen Backsteinfassenden zunächst eher verschlossen oder diskret wirken, so dominieren im Innern die Offenheit der Räume und deren Transparenz zum Garten hin den Eindruck. Große Fensterflächen geben den Blick in die großzügig angelegten Gärten frei, die übrigens auch von Mies van der Rohe geplant wurden. Skulpturen von namhaften Künstlern wie Ulrich Rückriem, Richard Serra, Claes Oldenburg oder Michael Craig Martin u.a. runden das Bild ab.