Er wurde nur 26 Jahre alt. Dennoch gilt Wilhelm Morgner als einer bedeutendsten Expressionisten Westfalens, der in kürzester Zeit weit mehr als 200 Gemälde und 2.000 Zeichnungen schuf. Ein großer Teil seines Werks befindet sich im Besitz seiner Geburtsstadt Soest, die dem Maler bereits 1962 ein eigenes Museum errichtete: das Museum Wilhelm Morgner.
Wer beim Besuch der Dauerausstellung des Museums Wilhelm Morgner genau hinsieht, wird in der ein oder anderen Malerei einige Löcher entdecken. Sie erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus, als das Werk des Soester Künstlers als „entartet“ galt. Erst 1931 aus dem Nachlass des Malers erworben, musste die Stadt Soest Morgners als solche deklarierten Arbeiten nur wenige Jahre später nach Berlin schicken. Bis heute ungeklärt ist, aus welchen Gründen sie 1943 von dort zurück in ihre Heimat gelangten. Dort nutzte man die großformatigen Malereien dann jedoch, um im Rathaus kaputte Fensterscheiben notdürftig zu ersetzen.
Schaffenskraft in fünf Jahren
Immerhin blieb ein Großteil der Werke erhalten und kann wieder dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert werden. Im Museum Wilhelm Morgner in der malerischen Altstadt von Soest bekommen Besucher einen guten Überblick über die ungeheure Schaffenskraft des im Ersten Weltkrieg gefallenen jungen Mannes, dem es in nur fünf Jahren gelang, weit mehr als 200 Gemälde und 2000 Zeichnungen anzufertigen.
Anfangs noch stark vom Naturalismus geprägt, entwickelt sich Morgner - beeinflusst von Wassily Kandinsky, Franz Marc und der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ - schnell zu einem bedeutenden Expressionisten in Westfalen, der sich mal vorsichtig, mal provokant mit der Wirklichkeit auseinandersetzt. Der arbeitende Mensch und die Landschaft bleiben neben religiösen Darstellungen, meist sind es Kreuzigungsszenen, stets seine zentralen Themen. Später sind es vor allem ornamentale und astrale Kompositionen.
In der Dauerausstellung können die Besucher die Entwicklung des Künstlers, die in seinem Werk schließlich bis zur vollkommenen Abstraktion führt, gut verfolgen und bekommen zudem einige kritische Selbstporträts des Malers zu sehen. Insgesamt verfügt die Sammlung der Stadt Soest über 60 Gemälde und mehr als 400 Zeichnungen und grafische Arbeiten von Wilhelm Morgner. Aber auch andere bedeutende Künstler, die in Soest ausgestellt oder gewirkt haben, werden – neben wechselnden Ausstellungen der Stadt und ihrer Partner - im Museum präsentiert. Darunter finden sich Namen wie Christian Rohlfs, Otto Modersohn und seine Ehefrau Paula Modersohn-Becker sowie Emil Nolde, Johannes Molzahn, Josef Albers, Emil Schumacher und Günther Uecker.
Mit der Neueröffnung des Museums im Jahr 2016 wurde zudem eine neue Ausstellungsfläche und Raum für Überregionales geschaffen. Im RAUM SCHROTH, dem verglasten Atrium des zeitgemäß renovierten 60er-Jahre-Bauwerks, präsentiert das Haus wechselnde Ausstellungen internationaler Vertreter der konkreten, konstruktiven und konzeptuellen Kunst der Sammlung Schroth.