Die Geschäfte gingen schlecht, als der Euskirchener Tuchfabrikant Kurt Müller im Jahr 1961 die Maschinen stoppte und die Tore seiner einst florierenden Fabrik in Euskirchen verriegelte. Heute laufen die alten Webstühle wieder – im LVR-Industriemuseum Tuchfabrik Müller.
Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben: An der Wand hängt ein Abreißkalender aus dem Jahr 1961. Schwach ist an der Tür der Färberei noch das Rezept für eine Färbelösung zu erkennen, das Ludwig Müller vor mehr als 60 Jahren mit Kreide dort notierte. An den Arbeitsplätzen der Weber liegen haufenweise handgeschriebene Zettel, hier und da eine angefangene Zigarettenschachtel. Sogar ein alter Kaffeebecher steht noch da, als käme sein Besitzer jeden Moment aus der Pause zurück.
Es sollte eine lange Pause werden. Erst knapp 40 Jahre, nachdem der letzte Besitzer die Fabrik geschlossen hatte, öffneten sich die Tore das erste Mal wieder. Und nichts hatte sich verändert. Die Anlage war noch vollständig erhalten und ist mittlerweile wieder in Betrieb. Denn nachdem die Maschinen von Staub, Rost und Spinnweben befreit und liebevoll restauriert waren, wurde im Jahr 2000 in dem Fabrikgebäude eines der ungewöhnlichsten LVR-Industriemuseen eröffnet. Seither sausen bei regelmäßigen Führungen die Webschützen wieder hin und her, wird aus loser Wolle feines Tuch. Live können die Besucher verfolgen, wie mächtige Krempelmaschinen Wolle kämmen und filigrane Spinnmaschinen einen feinen Garnfaden formen. Auch die mächtige Dampfmaschine aus dem Jahr 1903 ist an den regelmäßig veranstalteten „Dampfsonntagen“ in Aktion zu bestaunen.
Die Tuchfabrik Müller steht aber auch beispielhaft für die Blüte und den Niedergang der rheinischen Textilindustrie, an deren Anfang eigentlich das Papier stand. Denn zu Beginn des 19. Jahrhunderts ursprünglich als Papiermanufaktur errichtet, wurde die Fabrik erst 40 Jahre später zur Spinnerei und Walkerei umfunktioniert – und erlebte einen regelrechten Boom. Bis Kurt Müller, wie gesagt, an einem Tag im Jahr 1961 die Maschinen stoppte und die Fabrik so zurückließ, wie sie war. Für die heutigen Besucher ein wahrer Glücksfall.
Eine ungewöhnliche Tuchfabrik, die viel erzählen kann
Beim Besuch der ehemaligen Tuchfabrik Müller, heute LVR-Industriemuseum, stehst Du plötzlich mitten im Jahr 1961. Als kämen die Arbeiter jeden Moment aus der Pause zurück, läufst Du als Zuschauer durch die große Fabrikhalle, in der sich dann auch die historischen Webstühle wieder laut ratternd in Bewegung setzen.
- Der Ortsteil Kuchenheim liegt ganz im Osten der Stadt Euskirchen.
- Beim Besuch der ehemaligen Tuchfabrik Müller, heute LVR-Industriemuseum, stehst Du plötzlich mitten im Jahr 1961. Als kämen die Arbeiter jeden Moment aus der Pause zurück, läufst Du als Zuschauer durch die große Fabrikhalle, in der sich dann auch die historischen Webstühle wieder laut ratternd in Bewegung setzen.
- Gut verbinden lässt sich ein Museumsbesuch mit einer Radtour. Denn die Gegend rund um Euskirchen ist schön flach. Und den Fahrradverleih findest Du direkt am Museum.
- Nur knapp acht Kilometer sind es mit dem Rad zur Steinbachtalsperre (mit Waldgasthaus Steinbach), die in den 1930er Jahren als Nutzwasser-Reservoir für die Tuchindustrie gebaut wurde. Auf Shopping-Tour zwischen mittelalterlichen Stadtmauern kannst Du im benachbarten Bad Münstereifel gehen. In dem historischen Gebäudeensemble der Altstadt befindet sich eines der größten Outlet-Center mit breitem Warenangebot. Nicht weit entfernt liegt die "Printen Manufaktur", ein perfekter Ort für eine Kaffeepause.
Ausflugstipp 1: Feine Eifeler Kaninchen- und Lammspezialitäten gibt es im Lapinchen Hofladen in Euskirchen. Ein Geheimtipp für Gourmets.
Ausflugtipp 2: Die Bruder-Klaus-Kapelle in Mechernich-Wachendorf, deren Innenraum den Anschein einer Höhle vermittelt, wurde von dem Schweizer Architekten und Pritzker-Preisträger Peter Zumthor entworfen.
Übernachtungstipp: Welcome Hotel Euskirchen oder Hotel Grunwald in Bad Münstereifel.