Die kulturelle Entwicklung großer Teile Europas hängt unweigerlich mit der christlichen Kunstproduktion zusammen. Auch in Nordrhein-Westfalen haben Marienbilder, Ikonen, Festaltäre, liturgische Gewänder und andere Glaubenszeugnisse einen Eindruck hinterlassen. Das Diözesanmuseum in Paderborn widmet sich seit seiner Gründung im Jahr 1853 ganz der Sammlung, Erhaltung und Bewahrung dieser meisterhaft gefertigten Preziosen. Es stellt besondere Kleinode regelmäßig in Sonderausstellungen vor, die weit über Ostwestfalen hinaus für Aufsehen sorgen.
Ursprünglich als Rettungsstation für christliche Kunst gedacht, hat sich das Museum über die Jahrzehnte zu einem wahren Hort der Kostbarkeiten entwickelt, der derweil über 12 000 Exponate und den Domschatz innehat. Von Glanzstücken mittelalterlicher und barockzeitlicher Skulptur, Malerei, Textil-, Buch- und Goldschmiedekunst spannt sich der Bogen in den Räumlichkeiten am Paderborner Markt bis zu schlichten Objekten volksfrommen Brauchtums. Die Zeitreise in die Kulturgeschichte führt hier von der Mitte des 11. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.
Ein wahrer Hingucker und Publikumsmagnet ist bei einem Rundgang durch die Dauerausstellung etwa der Libori-Festaltar von 1736 im lichtdurchfluteten Hauptraum. Von dem Schrein, der ursprünglich zum 900-jährigen Jubiläum der Reliquienüberführung des heiligen Liborius im Mittelschiff des Paderborner Doms eingerichtet wurde, sind heute noch vier schwebende Engelsstatuen und vier Allegorie-Standbilder übrig. Letztere verkörpern als graziöse Frauengestalten den Glauben, die Hoffnung sowie die Verehrung des Hochstifts Paderborn und des heiligen Liborius.
Wer sich das Schmuckstück genauer besehen und die vielen Details wie charakteristischen Attribute der Allegorien ausgemacht hat, entdeckt wenige Ausstellungsstücke weiter auch die sogenannte Imad-Madonna. Auffällig ist an ihr, dass diese zu den ältesten großfigurigen Darstellungen der thronenden Madonna zählende Holzskulptur gänzlich aus einem einzigen Stamm Lindenholz gefertigt wurde. Gäste erfahren schließlich beim Blick auf die Infotafel, dass sie aus der Mitte des 11. Jahrhunderts stammt, einer Zeit des Aufschwungs der Marienverehrung.
Kulturfans, die einen ganzen Reisetag in Paderborn verbringen, sollten nach dem Besuch des Diözesanmuseums unbedingt noch einen Abstecher in den benachbarten Dom unternehmen. In direkter Umgebung liegen das Theater Paderborn, das Museum für Stadtgeschichte und das Paderborner Rathaus, das gerade wegen seiner drei Giebel ein Paradebeispiel für die Baukunst der Weserrenaissance darstellt. Eine Pause mitten im Grünen bietet sich zu guter Letzt an den Paderquellen an, um die gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten.