Die Julia Stoschek Collection ist zugleich Kunstarchiv und Raum der Gesellschaftsreflektion: Sie stellt bedeutende Installationen und Medienkunstwerke in einem historischen Fabrikgebäude im linksrheinischen Oberkassel aus, die erst in der Zeit ihr volles Potential entfalten. Es sind Arbeiten, unabhängige Sichtweisen, die für lange Zeiträume gemacht sind, für die die Dauer eine Rolle spielt, wie es die Mäzenin und leidenschaftliche Sammlerin Julia Stoschek selbst beschreibt.
Bereits um die 900 Exponate von rund 300 zeitgenössischen Künstler:innen hat sie für ihr beliebtes Ausstellungsquartier seit der Eröffnung im Jahr 2007 zusammengetragen. Und es werden stetig mehr. Gäste, die sich heutzutage dem modernen Kunstspeicher nähern, der äußerlich durch seine schlossgleiche Architektur und die großen Fensterfronten auffällt, können sich auf einen Bestand einstellen, der Film-, Video- und Klangarbeiten sowie Performances, computer- und softwarebasierte Kunstwerke umfasst.
Das Audiovisuelle sei ihr seit ihrer Jugend wichtig, so Stoschek. Die deutsche Unternehmerin möchte Besuchenden, die sich etwa für Soziopolitisches, Narratives oder Performatives interessieren, mit ihrer Sammlung die „zeitbasierte Kunstproduktion“ von den 1960er-Jahren bis heute näherbringen. Das gelingt ihr zum einen durch die Zusammenarbeit mit Galerien, Institutionen und Werkstätten aus der Region, ganz Deutschland und der Welt. Die Kollektion wächst mit den Ausstellenden und spiegelt deren sich weiterentwickelnde Praxis wider.
Zum anderen glückt ihr das Konzept durch den Einbezug der frühmodernen Industriearchitektur, die immer wieder mit einzelnen Ausstellungselementen zur Einheit verschmelzen. Mal können Gäste auf dem 3000 Quadratmeter großen Gedankenraum durch lange Flure mit Bildern schlendern, um sich schließlich in einer großen Halle mit klaren Linien und Formen in eine Filmwelt fallen zu lassen. Je nach Exponat spielt auch die Helligkeit vor Ort eine Rolle. Entsprechend der Lichtverhältnisse wählt das Team die Standorte einzelner Arbeiten bei Präsentationen aus.
Beachtlich ist auch, dass ein eigenes Kino Bestandteil des Baus ist, der 1907 fertiggestellt wurde und im vergangenen Jahrhundert bereits eine Bühnenwerkstatt, eine Produktionsstätte von Damenkorsetts wie eine Bilderleistenfabrik war. Gäste können von hier nach ihrer Visite noch idealerweise einen Ausflug zum Rheinufer oder zu einem anderen Kunsthaus unternehmen. Jeweils rund 35 Gehminuten entfernt liegen das K20 der Kunstsammlung NRW wie der Düsseldorfer Kunstpalast.