Ruhig sitzt er da. Auf seinem steinernen Felsen. Den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Der Blick schaut gen Boden. Die Gedanken streifen weit: Seit der Eröffnung der Kunsthalle Bielefeld im Jahr 1968 sinniert August Rodins „Denker“ vor dem Haupteingang des Museums am südwestlichen Ende der Altstadt. Die Statue weist Gästen den Zugang zu einer der außergewöhnlichsten Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalens, die mehr durch ihre Qualität als durch Quantität besticht. Lauter Einzelstücke bestimmen die Kollektion anstatt ganzer Werkgruppen. Sie sind in einem kubistischen Bau mit einer Fassade aus rotem Sandstein untergebracht, der selbst bereits als architektonisches Kunstwerk gilt.
Gäste, die sich das postmodern anmutende Gebäude des US-amerikanischen Stararchitekten Philip Johnson von außen genauer besehen, fällt direkt der massive obere Gebäudeteil auf, der gänzlich geschlossen auf einer kleineren unteren Einheit ruht. Diese ist durch schmale vorragende Trägerwandstücke und breite Fensterflächen gekennzeichnet. Im Innern wartet der erste Wow-Moment auf die Eintretenden, denn die durchdachte Aufteilung der Räume ermöglicht einen perfekten Zugang zu den herausragenden Werken des späten 19. und 20. Jahrhunderts.
1200 Quadratmeter Ausstellungsfläche
Die Kunsthalle Bielefeld hat sich ganz auf moderne und zeitgenössische Kunst spezialisiert. 500 Gemälde, 200 Skulpturen und rund 4.500 Aquarelle, Zeichnungen und druckgrafische Blätter nennt das Museum sein Eigen, die zum einen in der Dauerausstellung wie auch in thematischen Wechselausstellungen ihre Geltung finden. Auf den 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche treffen Besuchende unter anderem Arbeiten von Pablo Picasso, Max Beckmann und Käthe Kollwitz an. Sie sind Teil des weit umspannenden Gesamtensembles, das vor allem durch prägnante Einzelwerke verschiedenster Kunstschaffender bestimmt ist.
Ein Gang durch den hauseigenen Skulpturenpark schließt die Visite schließlich ab. In der öffentlich zugänglichen Grünanlage mit ihrem eleganten Wasserbecken und den schlaufenförmigen Wegen warten 20 weitere Hingucker darauf, genauer betrachtet zu werden: Richard Serras „Axis“ wirkt hier riesig, schwer und monumental. Die zehn Meter hohe Skulptur aus drei rostroten Cortenstahl-Platten ragt weit in den Himmel hinauf. Wenige Schritte weiter weist Bettina Pousttchis „Viktoria“ auf das Hin und Wieder der Interaktion, das Miteinander im öffentlichen Raum hin. Straßenpoller, die sonst für sich isoliert stehen, sind von ihr auf einer Freifläche zueinander arrangiert worden. Ihre gebogenen Köpfe umschließen sich. Eine Arbeit, die Fragen aufwirft. Zurück zu Rodins Statue. Sie inspiriert zu einem kurzen Innehalten und zur Reflektion über das Erlebte.