Leuchtende Farben und einfache Formen: Zwei Eigenschaften, die die Rheinischen Expressionisten in ihren ausdrucksbetonten Gemälden zur rheinischen Geschichte, Tradition und Landschaft perfektionierten. Bildkomposition war für sie alles. Die Anordnung von Flächen und die Überspitzung von Farbwelten galten ihnen als Mittel des Ausdrucks gefühlsmäßiger Erfahrung. Kunstfans, die in diesen Kosmos eindringen möchten, sind im Kunstmuseum Bonn genau richtig. Hier treffen sie die größte Sammlung der Welt zum Thema an.
Neben Hauptwerken von August Macke kommen in dem Haus auf der Bonner Museumsmeile etwa Arbeiten von Heinrich Campendonk, Hans Thuar, Paul Adolf Seehaus, Carlo Mense und Max Ernst zur Geltung. Besonders eindrucksvoll ist die Gegenüberstellung von Mackes Gemüsefeld und Thuars Messdorf. Zwei Gemälde, die 1911 zeitgleich am selben Ort in der Nähe von Bonn entstanden. Die Künstler verband eine lebenslange Freundschaft, die heute noch an dem Einklang der Ausstellungsstücke zu sehen ist.
Präsentation über Künstlerräume
Doch nicht nur die Rheinischen Expressionisten haben in dem 1992 eröffneten Kunsttempel direkt neben der Bundeskunsthalle ihren großen Auftritt. Deutsche Kunst nach 1945 bildet einen weiteren Schwerpunkt des Hauses, das Exponate bewusst in Künstlerräumen inszeniert. Maximal drei Schaffende werden in jedem Areal zueinander in Beziehung gesetzt. Besuchende geraten immer wieder neu in Dialoge, die durch Spannungen und Harmonien gekennzeichnet sind. Der farbgewaltige Emil Schumacher trifft so etwa in einem Raum auf A.R. Penck, einen Maler, der unter anderem durch seine schwarz-weißen Symbolwelten Bekanntheit erlangte.
Die Architektur des von Axel Schultes entworfenen Gebäudes unterstützt diese Wechselwirkung: Starkes Oberlicht, ungewohnte Eckdurchgänge und große Freiflächen helfen dabei, sich Baselitz, Beuys, Richter, Polke, Gursky, Mucha, Kiefer und Palermo in ganz neuen Bedeutungszusammenhängen zu nähern. Auch die grafische Sammlung und Sammlung von Foto- und Videokunst sind im 7500 Exponate umfassenden Bestand mehr als nur sehenswert.