Jahrelang war der Kunstpalast als die große Düsseldorfer Schatzkammer wegen Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten nur eingeschränkt zu besichtigen, die umfassende Sammlung konnte zeitweise überhaupt nicht gezeigt werden. Erst im Herbst 2023 gingen die Türen des Museums wieder auf. Dem Publikum zeigen sich seitdem in 49 elegant bis experimentell gestalteten Räumen völlig neue Zusammenstellungen. Werke aus historischer und zeitgenössischer Kunst, aus Handwerk und Design, aus Lichtkunst und Druckgrafik werden in dem chronologischen Rundgang durch die Ausstellung miteinander in Beziehung gesetzt.
Die Sammlung des Hauses besticht mit Vielfältigkeit und Qualität, auf mehr als 130.000 Objekte wird sie beziffert. Aber die Kurator:innen um Generaldirektor Felix Krämer beweisen Mut. Sie lassen Lücken zu, inhaltlich und räumlich. Dadurch bleibt den Gästen wie der Kunst Luft zum Atmen. Rund 800 Werke aus elf Jahrhunderten von verschiedenen Kontinenten haben es in die neue Sammlungspräsentation geschafft, die sich in dem U-förmigen Haus über zwei Etagen erstreckt. Neues Zentrum darin ist der Bronner-Saal mit dem Haupt- und Stammwerk der Sammlung, Peter Paul Rubens „Die Himmelfahrt Mariae“, das noch vom Sammlungsgründer stammt, dem in Düsseldorf unvergessenen Kurfürst Jan Wellem (1658-1716) und seiner kunstsinnigen Ehefrau Anna Maria Luisa de' Medici.
Dabei ist Rubens geradezu riesiges Ölgemälde nicht eingebettet in die weiteren Arbeiten flämischer Meister aus der Sammlung, sondern hängt neben dem „Erdtuch“ des ghanaischen Bildhauers El Anatsui aus dem Jahr 2003 aus bunten Aluminiumflaschendeckeln. Eine fast ikonisch ausgeformte Treppe begeistert ebenso das Auge und führt weiter durch den neu entstandenen, immer wieder überraschenden Parcours. Vorbei geht es etwa an einem kunstvoll gestalteten Rokoko-Kleid aus Seidendamast, durch eine dichte Hängung von Arbeiten der weltbekannten Düsseldorfer Malerschule ebenso wie zu Richter, Rasierapparaten und Rhinos. Letztere sind kleine Nashörner, die sich an die jungen Besucher wenden und den Kunstbesuch mit viel Erlebnis verbinden. Etwa in den eigens für die Kleinen gestalteten Kinderräumen inmitten des Rundgangs. Zu diversen Touren für Kinder und Erwachsene lädt die kostenfreie App des Kunstpalastes ein, die auch Augmented Reality-Elemente zur intensiveren Beschäftigung mit der Kunst bietet.
Die Reihe der aufsehenerregenden Sonderausstellungen wird nach der Wiedereröffnung der Sammlung beibehalten. Sie finden weiterhin im Ostflügel statt, von dem es auch zu einem weiteren Highlight des Hauses geht, dem nach Robert Schumann benannten Kammermusik-Saal. Und auch die Glaskunst wird noch im Jahr 2024 mit der Wiedereröffnung der hauseigenen Glassammlung im Kunstpalast zu bestaunen sein.
Club als Museumsstück
Bei der langen – und jahrelang nicht gekannten – Ausstellungsstrecke durch den Kunstpalast entlang der Düsseldorfer und der internationalen Kunstgeschichte kommt der Pausenhunger ganz von selbst. Auch hierfür bietet der neue Kunstpalast mit dem Anna Maria Café und Restaurant reichlich Raum bei guter Sicht über das Palast-Gelände. Der Creamcheese-Raum, legendärer Düsseldorfer Underground-Club aus den 1960er Jahren, lädt darüber hinaus freitags und samstags mit passenden Drinks und Musik zum Verweilen bis in die späten Abendstunden ein.