Ein Künstler, ein Sammler, zwei Museen: Im Kunstquartier Hagen sind das Osthaus Museum und das Emil Schumacher Museum vereint. Erstes ist dem Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus gewidmet, der 1902 das Haus im Stil des Historismus erbauen ließ, um ein Museum für die Hagener Bürger zu gründen, das erste Folkwang Museum. Zweites stellt das Lebenswerk des Hagener Ausnahmemalers Emil Schumacher in einem modernen Sichtbetonbau von 2009 vor, der mit Glas umhüllt und an das Osthaus Museum angeschlossen ist. Es setzt die Arbeiten des künstlerischen Einzelgängers mit Ausstellungen in Beziehung zu den Werken anderer Künstler:innen. Es stellt einzelne Lebensphasen und Schaffensaspekte des Hagener Bildarbeiters vor, der durch seine gestisch-abstrakten Farblandschaften mit Erhebungen, Schluchten, Brüchen, Gruben und Gebirgen aus Pigmenten internationale Bekanntheit erlangte.
Großer Sammlungsbestand
Besuchende, die das zentral gelegene Kunstquartier Hagen am Museumsplatz betreten, können sich somit an einem Tag gleich zwei Persönlichkeiten nähern, die die Kunstlandschaft der Region maßgeblich prägten: Im Osthaus Museum wartet einerseits die Rekonstruktion des ursprünglichen Interieurs des berühmten Designers und Architekten Henry van de Velde darauf, bestaunt zu werden. Sie spiegelt die Konzeption des von Karl Ernst Osthaus erdachten Kunst-Sanctums wider, das der Avantgarde in schwierigen Zeiten einen gesicherten Ausstellungsraum bot. Weit voraus war Osthaus seiner Zeit, als er die Qualität der aufkommenden Moderne erkannte, während sie woanders unbekannt war und noch lange geächtet wurde. Nach seinem Tod wanderte seine aus heutiger Sicht sensationelle Kunstsammlung 1922 zwar nach Essen ab, aber auch das Osthaus Museum besticht heute mit Exponaten der Klassischen Moderne wie der Zeitgenössischen Kunst. Es verfügt über einen Gesamtbestand von 1000 Gemälden, 800 Plastiken und 250 Kunst-Objekten. Hinzu kommen 5000 Arbeiten auf Papier, 700 Arbeiten Angewandter Kunst, über 100 Installationen sowie rund 2000 Mappen, Bücher und Objektkästen in der archiv- und bibliotheksähnlichen Präsentation „Architektur der Erinnerung" von Sigrid Sigurdsson.
Auch wenn der Bestand des Emil Schumacher Museums nicht vergleichbar umfassend sein mag, ist er trotzdem nicht weniger sehenswert. Über die ausgestellten Gemälde nähern sich Gäste einem Maler der informellen Kunst, der seine Ausdruckskraft zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit suchte. Er nutzte Stofffetzen, Steine, Blätter und Holz für seine Bilder, mischte für sie Farben selbst mit Ruß oder Sand. Zuweilen ging er mit dem Hammer und anderen Werkzeugen auf die Gemälde los, um ihnen den letzten Schliff zu verleihen. Die Zerstörung und Brüchigkeit sind genauso Elemente seines Œuvres wie die Lebendigkeit und Zartheit, wovon sich Gäste hier persönlich überzeugen können.