Die langen, hochaufragenden Skulpturen des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck erstrecken sich weit in den lichtdurchfluteten Raum des Lehmbruck Museums. Die großen Glasfenster, gewölbten Betonwände und der verarbeitete Kieselstein schaffen den perfekten Raum, um die bedeutenden Kunstwerke des Wegbereiters der Klassischen Moderne in Szene zu setzen. Hier sind sie zu Hause. Im eigens für sie geschaffenen Kunsttempel. Einem der wichtigsten Skulptur-Museen der Welt. Mitten im Duisburger Immanuel-Kant-Park. Zentral gelegen, südlich der Innenstadt.
Das Haus, das von Architekt Manfred Lehmbruck entworfen und 1964 feierlich eröffnet wurde, stellt nach Aussage des Künstlersohns einen Schutzraum zur Bewahrung der Werke seines Vaters dar, die vor allem durch ihre Ausdrucksstärke Weltruhm erlangten. Mal ist es „Die Kniende“, die mit ihren grazilen und anmutigen Zügen von einem einmaligen Inventar der Abstraktion erzählt. Sie gilt als visuelles Zeichen der Moderne, Schönheitsideal und Impulsgeberin für unzählige Arbeiten anderer Künstler wie etwa Joseph Beuys. Mal ist es „Der Gestürzte“, der das Gegenbild eines typisch heroischen Kriegshelden zeichnet. Die Bronze-Statue stellt einen nackten Jüngling mit dem Schwertstumpf auf Knien dar, der die Ohnmacht des Menschen verkörpert. Bei genauem Hinsehen entdecken Gäste, dass seine Pose einer fragilen Brücke gleicht – Wilhelm Lehmbrucks Art, seine Erlebnisse des Ersten Weltkriegs zu verarbeiten.
Neben den Plastiken des 1881 in Duisburg geborenen Bergarbeitersohns, der sich 1919 in Berlin das Leben nahm, finden Kunstfans weitere Skulpturen von internationalem Rang auf der rund 5000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche vor. Vertreten sind unter anderem Exponate aus dem 20. und 21. Jahrhundert von Salvador Dali, Alberto Giacometti, Rebecca Horn, Käthe Kollwitz, Richard Serra, Antony Gormley und Henry Moore. Gemälde des Expressionismus, Kubismus und Surrealismus wie zahlreiche Grafiken runden die umfassende Präsentation ab. Somit treten hier Bilder von Pablo Picasso, René Magritte, Max Beckmann, Max Ernst oder Oskar Schlemmer in einen Dialog mit den Figuren aus Metall, Bronze oder Stein; sie bieten dem Publikum im Verbund neue Interpretationsspielräume.
Haben sich Gäste schließlich den Lehmbruck-Flügel, die große Glashalle und den Erweiterungsbau erschlossen, dann können sie ihr gewonnenes Wissen im öffentlichen Skulpturengarten des Kantparks weiter ausbauen. Er fungiert gleichermaßen als Naherholungsort wie Austauschplattform. Gäste kommen auf dem Pflaster und den Wegen im Grünen direkt ins Gespräch, wenn sie hier auf die Arbeiten von Tony Cragg, Meret Oppenheim oder Erich Hauser blicken. Über 40 Werke prägen die schmucke Kulturoase, die mit der Verbindung von Kunst und Natur nicht nur Fachkundige begeistern kann.