Das Museum Schnütgen beweist in einer der ältesten Kirchen Kölns, dass die christliche Kunst- und Kulturgeschichte untrennbar mit der heutigen europäischen Lebensrealität verknüpft ist. Es zeigt im Herzen der Weltstadt, dass Kunstwerke des Mittelalters sehr lebendig sind und niemals nur die Vergangenheit abbilden.
Kostbare Arbeiten der Bronze-, Goldschmiede- und Elfenbeinkunst, Skulpturen aus Stein und Holz, einzigartige Textilien, Handschriften und Glasmalereien: Sie beschreiben in dem dreiteiligen Gebäudeensemble des Museums Schnütgen eine Zeit, in der die Welt und ihre Bewohner noch gänzlich von Gott bestimmt und einer symbolischen Ordnung unterworfen waren. Die ausgestellten Werke ermöglichen Gästen zugleich, immer wieder neue Verknüpfungslinien zur heutigen Umwelt und der modernen Gesellschaft zu ziehen.
In der romanischen Cäcilienkirche, deren Ursprünge im 8. Jahrhundert liegen, treffen Besuchende etwa Bergkristallkreuze an, die in ihrer Durchsichtigkeit und Klarheit bereits im Mittelalter den Inbegriff des Göttlichen verkörperten. Gäste sichten hier kunstvolle Engelsstatuen, die von dem Streben nach handwerklicher Perfektion erzählen.
Meisterlich und ewig
Von zwei Alabasterreliefs in der Mitte des Kirchenraumes geht es zur Goldenen Tafel aus St. Ursula im früheren Altarbereich, um schließlich bei den acht Propheten-Figuren auf der westlichen Empore auszukommen. Sie stammen aus dem Kölner Rathaus und stellen Autoritäten dar, die den Ratsherren die Devisen einer guten Regierung vor Augen halten sollten. Ob sie in der Gegenwart noch die gleiche Wirkung auf die Amtsträger hätten wie im 15. Jahrhundert?
Die Entdeckungsreise geht im sogenannten Bandbau weiter, der aus den 1950er Jahren stammt. Er geht der Kirche als Präsentationsfläche für lichtempfindliche Textilien und außergewöhnliche Ausstellungsstücke voraus. Hier entdeckt das Auge unter anderem liturgische Gewänder, auf denen typische Symbole des Werdens und Vergehens oder biblische Szenen dargestellt sind. Trotz der übermäßigen Pracht, die hier zur Schau gestellt wird, schwingt in dem Bereich immer ein Hauch des Zeremoniellen und der Andacht mit. Die Botschaft: Zum religiösen Ritus gehört in kirchlicher Tradition immer etwas Bombast und Hingabe.
Seit 2010 verbindet zudem ein mit Glas verkleideter Baukörper die historischen Bauteile des Museums mit dem Museumsfoyer, das zugleich Eingangsbereich für das Rautenstrauch-Joest-Museum ist. In dem Portal stoßen Gäste mal auf bedeutende Kirchengelehrte wie Bernhard von Clairvaux, der für die Ausbreitung des einflussreichen Zisterzienser-Ordens in Europa mitverantwortlich war. Mal zeigt sich die Patronin des mittelalterlichen Damenkonvents von St. Cäcilien, die heilige Cäcilie, auf einem Giebelrelief. Meisterliche Handwerker haben sie mit ihrem Bräutigam Valerianus und ihrem Schwager Tiburtius für die Ewigkeit festgehalten.