Kein Name ist mit der Stadt Essen so eng verbunden wie - Krupp. Mit der Gründung der ersten eigenen Gussstahlfabrik läutete die Unternehmerfamilie zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Zeitalter der Industrialisierung in Deutschland ein. Anfang der 1870er Jahre dann ließ Alfred Krupp, der die Firma zu einem der bedeutendsten Industrieunternehmen der damaligen Zeit machte, in Essen ein repräsentatives Wohnhaus für die Familie errichten, die Villa Hügel.
269 Räume und 8.100 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche: Sieben Jahrzehnte lang lebten Generationen der Familie Krupp in der Villa oberhalb des Baldeneysees. Gleichzeitig war der imposante, in einen englischen Landschaftspark eingebettete Bau ein Ort für Empfänge und Festlichkeiten. Kaiser und Könige, Politiker und Diktatoren, Unternehmer aus aller Welt sowie Wissenschaftler und Künstler waren hier zu Gast. Nach der Beschlagnahmung des Anwesens durch die Amerikaner am Ende des Zweiten Weltkriegs bekam es die Familie 1952 zurück und stellte es im Sinne der Förderung von Kunst, Wissenschaft und Kultur fortan der Allgemeinheit zur Verfügung. Heute ist die Villa Hügel im Besitz der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die es als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
Mehr über die Geschichte der Familiendynastie und die Unternehmensgeschichte erfahren Besuchende im „Kleinen Haus“. In den weitgehend in den Originalzustand zurückversetzten Räumen des ehemaligen Gästehauses geht die Historische Ausstellung Krupp der Frage nach, wie sich das Unternehmen trotz tiefer Wirtschaftskrisen, gesellschaftlicher Umbrüche und mehrerer Kriege über zwei Jahrhunderte behaupten konnte. Dabei sind die Besuchenden auch selbst aufgefordert, auf Spurensuche in der Historie zu gehen.
Weitläufiges Parkgelände
Einblick in den Lebensstil des Großbürgertums bekommen sie beim Rundgang durch die früheren Empfangssalons, den Speisesaal und die Bibliothek im „Großen Haus“. Der Festsaal und ein repräsentativer Wohnraum im Obergeschoss sind mit einem gläsernen Dach ausgestattet. Neben historischen Möbeln, wie dem massiven Doppelschreibtisch von Alfred Krupp, sowie zahlreichen Familienporträts fallen vor allem die edlen Wandteppiche auf, mit denen die Familie Krupp ihr Wohnhaus schmückte. So wurde die „Obere Halle“ des Wohnhauses ab 1913 eigens für die Wandteppichfolge „Die sieben freien Künste“ umgestaltet. Die Dekoration des Gartensaals, der das Große und Kleine Haus miteinander verbindet, wurde im Stil Louis XIV. auf die Wandteppichfolge „Szenen aus der Apostelgeschichte“ abgestimmt.
Umgeben ist Villa Hügel von einem weitläufigen Parkgelände, das sich Laufe der Jahrhunderte mehrfach gewandelt hat und das heute jährlich mehr als 100.000 Besuchende anlockt. Inmitten des alten Baumbestandes stoßen sie beim Spaziergang immer wieder auf kunstvolle Skulpturen sowie auch exotische Pflanzen, die wohl in der Zeit zwischen 1890 und 1914 im Hügelpark angepflanzt wurden. Und noch etwas zeichnet dieses ungewöhnliche „Einfamilienhaus“ aus. Es verfügt über einen eigenen Bahnhof, Essen-Hügel, der 1890 vom gern gesehenen Gast der Krupps, Kaiser Wilhelm II. eingeweiht wurde. Heute ermöglicht die hier verkehrende S-Bahn-Linie 6 eine ressourcenschonende Anreise.