Der Kreis Mettmann ist weltberühmt – auch wenn wohl kaum jemand in Afrika oder Amerika den Namen der Region kennt. Der Name eines einstigen Bewohners ist jedoch sehr prominent: Vor mehr als 150 Jahren wurden hier die sterblichen Überreste des Neandertalers gefunden. Der Kreis Mettmann ist damit der erste Fundort eines Neandertalers weltweit und deswegen auch als Neanderland bekannt.
Die Entdeckung des Skeletts im Jahr 1856 verdanken die Forscher dem Kalkabbau, der im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung einsetzte. Während der Arbeiten stießen Bergleute in den Höhlen auf die Skelettteile, die später als frühmenschliche Überreste identifiziert wurden. Ihren Namen hat die Region dem Theologen und Kirchenlied-Schreiber Joachim Neander zu verdanken, der im 17. Jahrhundert in der damals engen und tiefen Schlucht Gottesdienste abhielt und Kirchenlieder komponierte.
Fundstelle im Neanderland
Eng und tief ist das Tal heute nicht mehr und auch die Wasserfälle, Klippen und Höhlen sind weitgehend verschwunden. Dafür haben Buchen-, Hainbuchen- und Schluchtwälder die Region erobert, die die Hügel und Hänge bewachsen und die ehemaligen Steinbrüche in sattes Grün tauchen.
Die kleine Feldhofer Grotte, die berühmte Fundstelle des Neandertalers, exisitiert nicht mehr. Stattdessen gewährt der multimediale Erlebnisturm „Höhlenblick“, der 22 Meter in die Höhe ragt und von einer fünfzigfach vergrößerten Schädelreplik des Originalfundes gekrönt wird, virtuelle Einblicke in die Steinzeit. Spannend für Schwindelfreie ist das große Kletternetz im Innern des Turmes, das ein Gefühl für die ehemals tiefen Schluchten des Tals vermittelt.
Neanderthal Museum
Noch mehr zu entdecken gibt es im nahen Neanderthal Museum, das die Geschichte der Menschheit von den Anfängen in der afrikanischen Savanne vor mehr als vier Millionen Jahren bis in die Gegenwart anschaulich macht. In der Steinzeitwerkstatt lassen sich Feuersteinklingen produzieren und wer will, rüstet sich mit Pfeil und Bogen für eine originalgetreue eiszeitliche Jagd aus.
Aber Vorsicht: Im nahen eiszeitlichen Wildgehege müssen die Waffen ruhen. Hier leben Wisente und Nachzüchtungen von Auerochsen und Wildpferden, wie sie einst in der Eiszeit vorkamen und in Europa bereits vor hunderten von Jahren ausgestorben sind. Besucher können diese urzeitlichen Tiere hier ganz aus der Nähe bestaunen.