Ein sanfter Morgennebel liegt über den ausgedehnten Wiesen des Gräflichen Parks Bad Driburg. Erste Sonnenstrahlen brechen durch das Blätterdach der majestätischen Kastanien, Linden und Eichen. Sie lassen die kunstvoll angelegten Blumenbeete in warmem Licht erstrahlen. Der Duft von Rosen, Lavendel und frisch geschnittenem Gras liegt in der Luft. Nur das leise Plätschern eines Wasserspiels durchbricht die Stille. Wo das Geräusch wohl hinführt?
Wer das 64 Hektar große, grüne Areal am Rande des Teutoburger Waldes betritt, begibt sich auf eine Reise durch Jahrhunderte der Gartenkunst: Die Ursprünge des Gräflichen Parks reichen bis ins Jahr 1781 zurück, als der kunstinteressierte Adelige Caspar Heinrich von Sierstorpff die Nutzungsrechte der Driburger Quellen erwarb und das umliegende Gelände in den folgenden Jahren tatkräftig ausbaute. Was einst als Kurbad begann, entwickelte sich über die Jahrhunderte zu einer der eindrucksvollsten Gartenanlagen Deutschlands. Bis heute ist der Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens in Familienbesitz und wird mit großer Hingabe gepflegt.
Davon zeugen mehrere Themengärten, die Gästen eine Entdeckungsreise durch verschiedene Stilwelten der Gartenkunst bieten: Besonders beeindruckend ist so etwa der Rosengarten des britische Gartendesigners, Fotografen und Schriftstellers Peter Coats, den er 1932 anlegte: Tausende Rosen verschiedenster Sorten blühen hier in sanften Pastelltönen und leuchtenden Farben, umrahmt von kunstvoll geschnittenen Buchsbaumhecken. Inmitten der Szenerie erhebt sich ein runder Säulentempel im griechischen Stil. In dieser magisch anmutenden Kulisse halten nicht nur Hochzeitspaare ihre schönsten Momente fest.
Ein paar Schritte weiter gen Süden finden Flanierende den nächsten Höhepunkt vor. Der Stauden- und Gräsergarten des niederländischen Gartenkünstlers Piet Oudolf lockt seit 2009 mit seiner naturnahen Gestaltung im „natürlichen Wiesen-Stil“. Er besticht durch ein organisch durch die Anlage mäanderndes Band aus Stauden, das in seiner Mitte einen Weg mit runden Gelenkstellen aufweist, die ihrerseits wieder kreisrunde Rasenflächen fassen. Der Piet Oudolf-Garten wirkt dynamisch und formvollendet zugleich. Er ist auf Bewegung ausgelegt. Die dichten Polster aus aufeinander abgestimmten Pflanzen unterstreichen dieses Bild, darunter Achillea, Anemonen, Astern, Echinacea, Geranien, Iris, Limonen, Salbei und Veronica.
Heil- und Mineralquellen
Nicht minder beeindruckend ist die Lilienwiese, die Landschaftsarchitekten Gilles Clément hinter den Brunnenarkaden als Endpunkt eines weißen „Wasserfalls“ schuf. Schleierkraut, Schmuckkörbchen und Prachtkerzen verkörpern die sprudelnde Kraft des Wassers. Sie stehen für eine sich stetig verändernde Natur.
Apropos Wasser: Zum Parkvergnügen gehört auch die Entspannung in dem traditionsreichen Resort mit Spa-Bereichen und Logier-Häusern. Die Oase für Körper und Geist nutzt unter anderem heilsames Wasser der hauseigenen Naturparkquellen. Es fließt in Pools und wird für Trinkkuren genutzt.
Weitere eindrucksvolle Anlaufpunkte des Ankergartens des „European Garden Heritage Network“ (EGHN) sind der Heckengarten mit Ying-Yang-Wasserspiel der britischen Bildhauerin Angela Conner, der Hölderlin Hain mit Diotima-Insel, die Tulpenwiese mit 29.000 Tulpenzwiebeln, der Irrgarten mit der begehbaren Skulptur „Kopf und Körper“ des Künstlers Michael Sailstorfer sowie ein rund 8 Hektar großes Wildgehege mit Damhirschen und Jakobsschafen, das rund 50 Tiere beheimatet.
Reisende, die einen längeren Aufenthalt in Bad Driburg planen, sollten unbedingt die Driburg Therme besuchen und den Leonardo Glas Cube anschauen – ein modernes Architekturkunstwerk, das als Showroom für Glasprodukte dient. Für Wanderfans empfiehlt sich eine Tour auf dem 18 Kilometer langen Rundwanderweg Sachsenring, der an dem Arboretum Buddenberg mit einer Ansammlung von mehr als 100 exotischen Bäumen und der Ruine Iburg vorbeiführt. Fun Fact: Nach dieser ist Bad Driburg als „Stadt zu Füßen der Iburg“ benannt.