Die Stadt pulsiert. Autos rauschen durch die Straßen. Menschen gehen ihrem Alltagsgeschäft nach. Doch kaum treten Ausgleichsuchende in den Nordpark ein, umfängt sie eine andere Welt: Der Lärm verblasst, das Auge erfasst weite Grünflächen, majestätische Bäume, einprägsame Kunst und das glitzernde Spiel des Wassers.
Wie stille Wächter stehen die gewaltigen Skulpturen der „Rossebändiger“ von Edwin Scharff an der Kaiserswerther Straße. Das mythische Zwillingspaar Kastor und Pollux sowie ihre Tiere heißen die Gäste mit kraftvoller Eleganz und anmutender Strenge willkommen. Sie sind Zeugen einer Zeit, in der der rund 36,5 Hektar große Nordpark zur „Großen Reichsausstellung Schaffendes Volk" 1937 nach Plänen des damaligen Düsseldorfer Gartenamtsdirektors Willi Tapp errichtet wurde. Schon hier entfaltet sich die Symbiose aus Geschichte und Landschaftsarchitektur, die den Park prägt. Nur wenige Schritte weiter kündigt sich die 170 Meter lange Wasserachse mit sprudelndem Fontänenbecken an – ein sanft plätschernder Auftakt zu einem Spaziergang durch einen der gestalterisch interessantesten Parks Düsseldorfs.
Skulpturen repräsentieren Berufe
Während sich der Blick entlang der Wasserachse weitet, wird das gestalterische Konzept des Parks deutlich: Hier trifft geometrische Bestimmtheit auf natürliche Leichtigkeit. Geschwungenes reiht sich an Grades. Vergangenes ergänzt Modernes. Dies zeigt sich auch an der Präsentation weiterer bildhauerischer Werke. Zahlreiche zeitgenössische Skulpturen bereichern die Grünflächen des Parks, doch entlang der Wasserachse begegnen Entdeckende zunächst den zwölf „Ständischen“ – Skulpturen, die Düsseldorfer Bildhauer zur Reichsausstellung schufen. Sie repräsentieren die Berufe und Stände des „schaffenden Volkes“. Bauer, Bäuerin, Fischer, Falkner, Winzerin und Schäferin erzählen hier ihre Geschichten. Die übrigen sechs Arbeiten sind noch während der Reichsausstellung im Jahr 1937 verschollen.
Von ihnen ausgehend führt der Weg zum Fontänenplatz, dem unbestrittenen Herzstück des Parks. Mit seinem kunstvollen Springbrunnen, den raumbildenden Säulengängen (Pergolen) und der angrenzenden Ausstellungshalle „Ballhaus“ zieht er die Gäste magisch an. Hier tanzen Wasserfontänen aus 160 Sprühdüsen in einer perfekt abgestimmten Choreografie. Das Spiel aus Bewegung, Licht und Reflexion verleiht der Szenerie einen fast meditativen Charakter. Besuchende verweilen, atmen tief durch und lassen das malerische Bild auf sich wirken.
In eine andere Hemisphäre
Doch der Nordpark entfaltet seine Schönheit nicht nur in Stein und Wasser. Schritt für Schritt wird die Umgebung lebendiger, Farben gewinnen an Intensität. Auf den weitläufigen Rasenflächen der Gartenachse, im Blumenring oder auf den terrassierten Ebenen des sogenannten Tanzrings ragen bunte Gewächse ihre Köpfe in den Himmel, während Blüten in allen Nuancen um die Wette leuchten.
Die Farben bleiben. Vor allem Grün dominiert. Doch die Atmosphäre wandelt sich. Sie wird ruhiger, fast entrückt. Wie durch ein verborgenes Tor betreten Entdeckende eine völlig andere Hemisphäre: den Japanischen Garten im Nordwesten des Parks. Diese fernöstliche Oase strahlt Anmut und Stille aus. Kiefern, kunstvoll geschnitten in der traditionellen Niwaki-Technik, säumen die geschwungenen Wege. Japanischer Fächerahorn leuchtet in sattem Rot, und feine Steinlaternen werfen geheimnisvolle Schatten auf kleine Teiche. Dieses Geschenk der japanischen Gemeinde Düsseldorfs ist mehr als nur ein Garten – es ist ein Gedicht aus Stein, Wasser und Pflanzen.
Bevor die Besucher den Park verlassen, sollten sie noch einen Abstecher in den Kakteen- und Sommerblumengarten oder in den Aquazoo mit Löbbecke Museum unternehmen. Hier sind Zoo, Aquarium und Naturkundemuseum in einem Gebäude vereint und bieten Einblicke in die faszinierende Tierwelt. In der zentral im Park gelegenen Einrichtung können kleine und große Tierfreunde rund 5000 Tiere aus 500 Arten bestaunen, deren Lebensräume eng mit dem Wasser verknüpft sind. Die Institution zieht jährlich 500.000 Gäste an, die nicht nur die Tierwelt lieben, sondern auch Naturobjekte aus den Bereichen Biologie, Geologie und Paläontologie zu schätzen wissen. So endet ein Spaziergang durch den Nordpark, der weit mehr ist als nur eine Grünanlage.