Wer heute gemütlich an der Mauer der Burg Linn entlangschlendert, einen Spaziergang durch den englischen Garten unternimmt oder das Burgmuseum am ehemaligen Eingang des historischen Ortskernes von Linn besucht, der fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Die Anlage spiegelt das perfekte Abbild einer mittelalterlichen Burg wieder, obwohl sie noch gar nicht so alt ist.
Das hat mehrere Gründe: Ein Brand wütet 1704 im spanischen Erbfolgekrieg und zerstört die einstige Burganlage gänzlich, die bereits ab dem 12. Jahrhundert nach und nach ausgebaut und erweitert wurde. Eine historische Kulturstätte verfällt, während ein idyllisches Jagdschloss im Vorhof neu errichtet wird. Die überwucherte Burgruine wandelt sich nach dem zweiten Weltkrieg erneut zu einem beeindruckenden Prachtbau, dem in den 1950er-Jahren nach originalen Plänen neues Leben eingehaucht wird.
Geschichte beginnt mit Otto von Linn
Noch heute zeugen die Außenmauern von der außergewöhnlichen Geschichte der Burg Linn, die mit einem Wohn- und Wehrturm des Adelsmanns Otto von Linn beginnt. Der Ritter verkauft sein Eigentum 1188 an den Erzbischof von Köln, der ihn wiederum als Lehnsherren einsetzt. Von Linn lässt eine Ringmauer errichten und durch Flankentürme schützen. Weitere Gebäude wie der Torzwinger, der Rittersaal und der Bergfried folgen erst unter den Grafen von Kleve, die ab 1264 mit dem Burgbesitz als Lehnsherren betraut werden. Die Gründung eines historischen Ortskernes zu Füßen der Anlage, Belagerungen und verteidigungsstärkende Ausbauten schließen sich in den folgenden Jahrhunderten an.
„Klein, aber oho“, „ideal für einen Sonntagsausflug“, „Ein Kleinod am Niederrhein“, so urteilen Besucher auf verschiedenen Onlineportalen aktuell über den steinernen Giganten mit seinen vielen kleinen Attraktionen wie dem repräsentativen Saalbau, dem ausgehobenen Wassergraben und der wunderschönen Grünfläche, die das Gelände umgibt.
Ritterspiele, Schaukämpfe und Darbietungen
Jedes Jahr am Pfingstwochenende bietet der Flachsmarkt Besuchern auf der Burg die Chance, die Kunst verschiedener Handwerkszweige kennenzulernen. Mehr als 300 Schmiede, Flachsspinner, Sattler, Schreiner oder Glasbläser aus dem ganzen Land demonstrieren vor den Augen der Gäste, wie in vergangenen Zeiten gearbeitet wurde und was sich in puncto Technik zu heute getan hat. Zum Rahmenprogramm des bunten Marktes – der einer der größten historischen Handwerkermärkte Deutschlands ist – gehören Ritterspiele, Schaukämpfe und musikalische Darbietungen. Die Zeitreise kann beginnen.