Seit der Erbauung des ursprünglichen Komplexes im 9. Jahrhundert hat sich vieles getan. Das wichtigste profane Baudenkmal der Stadt Mülheim war Wohnsitz dutzender Adeliger. Darunter auch der späteren preußischen Königin Luise, die einige Jahre ihrer Jugend auf dem Schloss verbrachte. Heute ist ihr ein Raum im Historischen Museum gewidmet.
Kriege, Eroberungen, Um- und Ausbauten wie auch Eigentümerwechsel kennzeichnen den Werdegang der ältesten Burganlage aus spätkarolingischer Zeit im deutschsprachigen Raum. Das Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr vermag alleine über seinen heutigen Baubestand wie Fundamente alter Verteidigungsanlagen viele Geschichten zu erzählen. Es ist das wichtigste profane Baudenkmal der Stadt Mülheim und beeindruckende Sehenswürdigkeit inmitten des malerischen MüGa-Parks.
Sperrfort gegen die Normannen
Seine Ursprünge gehen auf die Jahre 883 und 884 zurück, als das Schloss nach seiner Erbauung vermutlich als Sperrfort gegen die Normannen diente – einer strategisch defensiv ausgerichteten Verteidigungseinrichtung, die an der historischen Ruhrfurt des alten Hellwegs lag. Ende des 11. Jahrhunderts bauen die Edelherren von Broich es zu einem Herrschaftssitz aus. Verschiedene Adelige wie die Grafen von Limburg beanspruchen den Ort später für sich. Teile der Burg zerstören Eroberer wie der Kölner Erzbischof Dietrich von Moers im 15. Jahrhundert, einige Bewohner nehmen Erweiterungen und Restaurationsarbeiten vor.
Heutzutage fühlen sich Geschichtsfans vor allem in andere Zeiten versetzt, wenn sie das Historische Museum im Hochschloss der Anlage betreten, das wiederum an die ursprüngliche Ringmauer angrenzt. Urkunden, Gemälde, Modelle, Waffen und Ausgrabungsstücke zeugen hier von verschiedenen Epochen. Das „Luisenzimmer“ ist der wohl bedeutendsten Persönlichkeit aus der Schlossvergangenheit gewidmet, der preußischen Königin Luise, die in ihrer Jugend zwischen 1787 und 1791 in den Räumlichkeiten wandelte und lebte. Das Stadtarchiv und der Geschichtsverein bieten regelmäßig Führungen an, bei denen die eine oder andere Anekdote zum Nachdenken anregt.
Ein barrierefreier historischer Erlebnispfad macht zudem seit April 2024 den spätkarolingischen Kern von Schloss Broich begehbar. Hier erfahren Gäste anhand einer zweisprachigen Beschilderung mit weiterführenden QR-Codes mehr über die freigelegten Mauerzüge und Grundmauern. Der nun erkundbare Grabungsbereich war seit den sechziger Jahren für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Eine AR-App komplettiert künftig die Zeitreise, indem sie Besuchenden das ursprüngliche Aussehen der spätkarolingischen Saalbauten und der nachfolgend romanischen sowie staufischen Burganlage vor Augen führt.
Camera Obscura in Wasserturm
Wer noch mehr Kultur auf oder rund um das Schloss erleben möchte, hat mehrfach im Jahr die Chance dazu. Musikfestivals wie das Castle Rock oder die Ruhrbühne warten. Kleinkunstliebhaber sind bei der Broicher Schlossnacht genau richtig. Eindeutiger Höhepunkt im Programm ist jedoch das Pfingst-Spektakulum, bei dem die grüne Parkfläche rund um das Schloss genügend Platz für Gaukler, Ritter und Spielleute bietet. Handwerkszelte, Heerlager und der große aufgebaute Turnierplatz laden zum Verweilen ein. Eine Visite der nahegelegenen Camera Obscura im Eisenbahn-Wasserturm Broich ist nicht nur an diesen Tagen möglich.