Über meine Nachbarstadt Bochum hat mal jemand gesungen, sie hätte einen „Pulsschlag aus Stahl“. Das stimmt vielleicht, aber eigentlich hätte er mich meinen müssen. Essen! Denn mit Gründung der ersten eigenen Gussstahlfabrik legte die Unternehmerfamilie Krupp zu Beginn des 19. Jahrhunderts ausgerechnet bei mir den Grundstein für die Industrialisierung in ganz Deutschland. Damit wäre das geklärt. Dass allerdings aus mir mal die grünste Stadt des Ruhrgebietes und eine der grünsten Großstädte in ganz Deutschland werden sollte, in der Wandern der neue Trendsport ist, ahnte damals noch niemand. Ich selbst auch nicht. Und Alfred Krupp wohl ebenfalls nicht, obwohl er das repräsentative Wohnhaus der Familie in einen großen englischen Landschaftsgarten hoch über dem Baldeneysee einbetten ließ. Noch heute steht die Villa Hügel dort und sorgt mit ihren 269 Räumen für einiges Erstaunen bei den Besuchenden.
Doch zurück zum Anfang. Denn mit der Industrialisierung begann auch meine lange Bergbaugeschichte. Über Jahrzehnte haben Kohle und Stahl mich und mein Image geprägt, bis mit der letzten Schicht auf Zeche Zollverein im Jahr 1986 plötzlich Schluss war. Du kannst Dir sicher vorstellen, was das für mich bedeutet hat. Immerhin war die Industrieanlage mit dem markanten Doppel-Förderturm in der Hochphase die größte Steinkohlenzeche der Welt. Heute gehören die Zeche und die angrenzende Kokerei zum Welterbe der Unesco. Denn wir waren schlau! Statt die Anlage einfach abzureißen, haben wir auf dem gesamten Gelände einen besonderen Ort der Industriekultur geschaffen, der sich stetig weiterentwickelt und sein Gesicht – dank der Natur – immer wieder verändert. Unter anderem kannst Du hier den „Weg der Kohle“ nachverfolgen. Du kannst im Ruhr Museum mehr über meine Geschichte erfahren oder im Red Dot Design Museum auf Hochglanz polierte Design-Schätze vor rostiger Kulisse bewundern. Es gibt ein Werksschwimmbad, im Winter eine Eisbahn und ein Casino. Du kannst im „Industriewald“ seltene Tier- und Pflanzenarten entdecken oder bei Einbruch der Dunkelheit eine ganz besondere Lichtinstallation auf Dich wirken lassen.
Oder Du gehst heute mal mit mir wandern. Ich lade Dich ein auf den ZollvereinSteig. Er ist einer von mittlerweile vier neu angelegten Rundwegen, auf denen Du mich von meiner grünen Seite kennenlernst. Und ich verspreche Dir: Was Du hier unterwegs erlebst und zu sehen bekommst, hast Du so garantiert nicht erwartet. Allerdings solltest Du ein bisschen Zeit, Kondition und Verpflegung mitbringen. Denn unter 27 Kilometern mache ich es nicht.