Eine Kirmes mitten in der Altstadt? Jedes Jahr Anfang November verwandelt sich die Soester Innenstadt für volle fünf Tage in einen großen, leuchtenden Jahrmarkt. Am ersten Mittwoch nach Allerheiligen beginnt das große Fest.
Auf der größten Altstadtkirmes Europas spielt sich der Rummel nicht auf unpersönlichen Flächen vor den Toren der Stadt ab, sondern findet mitten in der historischen Altstadt mit ihren idyllischen Straßen, Gassen und Plätzen statt. Jedes Jahr aufs Neue tauchen hier die grellbunten Beleuchtungen der modernen High-Tech-Fahrgeschäfte das weltweit einzigartige Grünsandstein-Ensemble der Soester Altstadt in ein unbeschreibliches Farben- und Lichtermeer.
Eine Millionen Besuchende jährlich
Wenn knapp eine Million Besuchende die Stadt fluten, wird es natürlich eng im Städtchen Soest, das außerhalb der Kirmes von nur 50.000 Menschen bewohnt wird. Aber genau das macht die unvergleichliche Stimmung der Allerheiligenkirmes aus.
In der pittoresken Altstadtkulisse kommen die rund 400 Buden, Stände und Fahrgeschäfte besonders gut zur Geltung. Von den über 40 Fahr-, Lauf- und Belustigungsgeschäften sind mehr als 15 allein für Kinder gedacht, was der Allerheiligenkirmes zusätzlich zur ihrer gemütlichen Stimmung noch den Ruf einer Familienkirmes verschafft.
Dabei sollten große und kleine Besuchende gut zu Fuß sein, wenn sie die gesamte Kirmes an einem Tag erkunden wollen: Würde man alle Fahrgeschäfte und Buden aneinanderreihen, ergäbe das eine Frontfläche von drei Kilometern.
Religiöser Hintergrund
So groß war die Allerheiligenkirmes jedoch nicht schon immer. Der Jahrmarkt geht auf ein Fest zurück, das zu Ehren der ältesten Kirche von Soest gefeiert wurde. Die Kirche St. Petri wurde einst am Allerheiligentag geweiht und zu diesem Anlass feierte die Stadt ein großes Fest, zu dem auch Gaukler, Puppenspieler, Seiltänzer, kleine Händler, aber auch große Kaufleute kamen, die Vieh, Pferde, Wachs und Pelze verkaufen und Kontakte zu den Kaufleuten der Hansestadt Soest knüpfen wollten.
Das Wort Kirmes leitet sich auch tatsächlich vom mittelhochdeutschen Wort „kirchwihmesse“ ab, das die Weihe vor dem ersten Gottesdienst bezeichnet. Auch in den Jahren nach der ersten Weihung begingen Städte häufig den Weihetag als Kirchenfest. So entwickelte sich auch das Kirchenfest in Soest zu einem wiederkehrenden Jahrmarkt.
Traditioneller Pferdemarkt
Die Tradition des alten Jahrmarkts lässt sich auch heute noch beim Pferdemarkt erleben. Jährlich am Kirmes-Donnerstag kommen rund 100 Händler:innen, die nicht nur Pferde, sondern auch „Vieh, Landmaschinen und Kram“ verkaufen. Wenn die „billigen Jakobs“ hier als traditionelle Marktschreier ihren Käse, Dauerwürste oder Früchte anpreisen, fühlen sich Besuchende zurückversetzt in längst vergangene Zeiten.
Zurück im modernen Getummel der Kirmes wartet noch eine andere Tradition auf trinkfeste Genießer:innen: Das Bullenauge gilt als typisches Getränk der Allerheiligenkirmes und verdankt seinen merkwürdigen Namen seinem Aussehen, das durch die Mischung von Mokkalikör und einem Schuss Sahne zustande kommt.