Regina von Westphalen

Das erste JahrBei der Beetschwester gibt’s ausschließlich Green Cuisine

Schon bei dem Gedanken läuft Katrin Vaal das Wasser im Munde zusammen. „So ein richtig gutes veganes Mac and Cheese“, sagt sie und schaut zu ihrer Freundin Regina von Westphalen. „Das wäre mega klasse.“ Ihr Gegenüber hat die Aufforderung verstanden. Die Challenge gilt. Spätestens im Winter soll eine vegane Version des Nudelgerichts auf der Speisekarte der „Beetschwester“ stehen. Bis dahin darf sich Katrin weiter auf Karottenlachs freuen. Ihr absolutes Lieblingsgericht, das „ich mir zu Hause aber nie selber machen würde“. Viel zu kompliziert und aufwändig. Wie gut also, dass es Regina und ihr kleines veganes und vegetarisches Restaurant im Zentrum von Münster gibt. Und wie gut, dass die 30-Jährige nicht aufgegeben hat, bevor es überhaupt begonnen hatte. Denn der Mietvertrag für das schnuckelige Ladenlokal am Tibusplatz war schon unterschrieben, „als Corona noch niemand kannte“. Dann kam der erste Lockdown. Und kaum hatte Regina von Westphalen ihre „Beetschwester“ im vergangenen Sommer eröffnet, musste sie auch schon wieder schließen. „Dabei hatte ich mich so auf die erste Weihnachtszeit hier gefreut ...“

Weihnachten kann kommen

Ein Glühweinstand vor dem Restaurant. Gebrannte Mandeln. Und der Duft von Zimt und Kardamom. Gedanklich sind Regina von Westphalen und Katrin Vaal an diesem schönen Sommertag schon ein paar Monate weiter. Sie sprühen vor Ideen. Machen Pläne. Und können es noch immer nicht recht glauben. So lange haben sie sich nicht gesehen, nur miteinander telefoniert. Nun sitzen sie genau ein Jahr nach der Eröffnung des vegetarischen Restaurants wieder zusammen bei einem Glas Wein vor dem großen, fein gezeichneten Wandgemälde in der „Beetschwester“ und erinnern sich, wie es überhaupt dazu kam. Die eine, Katrin, seit Jahren überzeugte Veganerin. Die andere, Regina, „zu 95 Prozent Vegetarierin“, wie sie selbst von sich sagt.

Kennengelernt haben sich die beiden im Restaurant von Reginas Mutter, dem „Großen Kiepenkerl“. In einem der bekanntesten und ältesten Gasthäuser in Münster „ist das Fleisch der Star auf dem Teller“, wie Regina sagt. „Wirtshaus eben.“ Vegetarisch ist die westfälische Küche allerdings eher bescheiden, um es vorsichtig auszudrücken. In der „kleinen Schwester“, wie Regina ihr erstes eigenes Lokal bezeichnet, sind deshalb andere die Stars. Fleisch gibt es nicht. Stattdessen Green Cuisine aus aller Welt. Shakshuka aus Israel. Porridge aus Großbritannien. Indische Teiglis sowie neuerdings auch Hasselback Potatoes aus Skandinavien. Und natürlich Karottenlachs für Katrin. Gekocht wird allerdings beim großen Bruder, da Regina keine eigene Küche im Lokal hat. 

Ein Mehr-Generationen-Ort

Langsam füllt sich das kleine Restaurant. Es ist Mittagszeit. Gäste begrüßen sich herzlich. Im Hintergrund brummt die Kaffeemaschine. Geschirr klappert. Es wird viel gelacht. „Ich liebe diese Geräuschkulisse“, sagt Regina und ihre Augen strahlen. Die junge Frau lebt für das, was sie hier tut. Ebenso wie für Katrin, die regelmäßig aus Bielefeld zurück in ihre Wahlheimat Münster kommt, ist die Gastronomie auch für Regina ein „kultureller Ort“. Ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Menschen aller Generationen zusammenkommen. So wie heute. Auf der überdachten Terrasse des Klinkerbaus sitzen Familien mit kleinen Kindern, Frauen, Männer und Paare. Auch aus der benachbarten Seniorenresidenz begrüßen Regina und ihr Team hinter der Theke regelmäßig Gäste.

Sie alle haben der jungen Gastronomin während des Lockdowns die Treue gehalten. „Ein Pärchen kam beinahe jeden Tag vorbei, brachte sich Kaffee mit und hat bei uns vor der Tür sozusagen Picknick gemacht“, erinnert sich Regina. „Und als es Hals über Kopf dann wieder losging, hatten wir den Schlüssel noch nicht ganz rumgedreht, als schon die ersten Gäste vor der Tür standen und die Sektkorken knallen ließen.“ Noch immer ist die hochgewachsene Frau, die so vor Elan sprüht, ganz gerührt. Am liebsten würde sie jeden von ihnen umarmen. Auch jeden aus ihrem Team. Es hat auch in der unsicheren Zeit fest zusammengehalten und „war sofort da, als die Nachricht kam, dass wir wieder öffnen dürfen“. Diese kam nicht nur für Regina etwas plötzlich. „Wir konnten nicht mal einkaufen und waren wohl auch ein bisschen eingerostet.“ Geklappt hat es trotzdem. „Die Gäste haben uns viel verziehen.“

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Deshalb blickt Regina auch nicht mehr zurück, sondern lieber nach vorn. „Die Beetschwester hat noch einiges vor sich“, sagt sie und verrät, dass es womöglich bald in Münster noch ein weiteres Restaurant mit dem Logo geben wird, das übrigens an die Frau auf der Rückseite der früheren 50-Pfennig-Münze erinnert. „Nur cooler und lässiger ... mit lässigem Zopf und Karotte.“ Nach geeigneten Räumen für das neue „Familienmitglied“ wird bereits gesucht. Es soll etwas größer sein als das Original und eine eigene Küche haben. Katrin wird bei der Eröffnung ganz sicher dabei sein. Aber vorher steht ja noch der Winter ins Haus. Die ersten Weihnachten in der Beetschwester. Vielleicht diesmal mit „Mac and Cheese“? Challange accepted!

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