Sascha Stemberg

Porzellan statt PappeAuf die nächste Carte blanche von Monika und Max Maaßen im Haus Stemberg

„Ich habe meine Teller vermisst!“ Wer diesen Satz sagt, muss vermutlich entweder ein bisschen verrückt oder Koch sein. Oder beides. Oder er heißt Sascha Stemberg, ist 41 Jahre alt, mit einem Michelin-Stern dekorierter Küchenchef und Überzeugungstäter. Bereits in fünfter Generation führt der zweifache Familienvater das Restaurant „Haus Stemberg“ in Velbert. Die letzten Monate aber waren auch für ihn die wohl ungewöhnlichsten in seiner bisherigen Laufbahn als Gastronom. Was allerdings nicht an zu wenig Arbeit gelegen hat. Im Gegenteil. Sechs Tage die Woche hat der Mann mit der weißen Kochschürze, der schwarzen Hose und den knallroten Turnschuhen monatelang Take-away-Boxen mit feinsten Speisen aus seiner Küche gefüllt. „Tausende werden es wohl gewesen sein“, schätzt Sascha Stemberg und berichtet von Gästen, die sein Menü draußen auf der Laderampe eines 7,5-Tonners zelebriert haben. Oder von denen, die regelmäßig gekommen sind, ohne sein Lokal je betreten zu haben. Es gab viele solcher Momente, die den Koch mitunter auch amüsiert haben. Aber nichts freut den Perfektionisten am Herd nun mehr, „als endlich wieder auf Porzellan anrichten zu können“.

Sterneküche muss mich berühren

Saschas Gegenüber nickt vehement. „Take away in allen Ehren“, ergänzt Stammgast Max Maaßen, „aber Pappe und Porzellan sind eben zwei verschiedene Gerichte“. Und schon ist das Gespräch der beiden in vollem Gange. Es geht um gutes Essen, regionale Küche und ausgezeichnete Produkte. Darum, dass Genuss verbindet und Gastronomie letztlich von Gesellschaft und familiärer Atmosphäre lebt. Fast überflüssig zu erwähnen, dass die beiden Männer sich beim Essen kennengelernt haben. Der 42-jährige Foodblogger, der allein 2020 geschätzt 18.000 Foodfotos veröffentlicht hat und mit Ehefrau Monika regelmäßiger Gast in Haus Stemberg ist, schätzt an Saschas Küche einerseits die Bodenständigkeit und gleichzeitige Raffinesse sowie andererseits die Leidenschaft, mit der sie zubereitet wird. Denn Sterneküche bedeute nicht, „mit Trüffeln um sich zu schmeißen“. Sondern, wie Max es ausdrückt: „Sterneküche muss mich berühren.“

Dass das auch anderen Menschen so geht, bewiesen die langen Schlangen, die sich im späten Frühjahr selbst bei Regenwetter vor dem Restaurant im Kuhlendahl bildeten. Denn bevor Sascha Stemberg sein Restaurant wieder eröffnen konnte, lud er Genießer aus ganz Nordrhein-Westfalen zu einer kulinarischen Weltreise mit dem eigens angeschafften Foodtruck ein. Unter anderem entführten die Stemmis ihre Gäste nach Sylt, Sardinien, Japan, Thailand und Mexiko.  Bei der Umsetzung solcher Ideen hilft dem Gastronomen Max Maaßen, der daheim in Hattingen eine kleine Agentur betreibt. Unter anderem haben sie gemeinsam auch einen eigenen Döner vermarktet, der innerhalb von kürzester Zeit ausverkauft war. „Eine einmalige Aktion“, wie Sascha Stemberg betont. Denn seit der „junge Wilde“ wieder in den Normalbetrieb umgeschaltet hat, will er sich und seinem Team nicht noch mehr zumuten. Immerhin hat er alle 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während des gesamten Lockdowns halten, bezahlen und motivieren können. Darauf ist der 41-Jährige besonders stolz und hält auch an den geplanten Betriebsferien fest.

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Qualitytime im Restaurant

„Meine Leute haben sich ihren Urlaub verdient“, sagt der Koch, der an sich selbst und seine Gerichte die höchsten Ansprüche stellt und sich deshalb nicht verzetteln will. Auch wenn viele Gäste angerufen und gefragt, wann es endlich wieder losgeht und ob der Foodtruck auch weiterhin auf dem Parkplatz vor dem Restaurant steht. Nahezu im Halbstundentakt klingelte das Telefon. Lange musste der Chef die Anrufer vertrösten, bis es Mitte Juni auch im Haus Stemberg unter den gegebenen Umständen wieder losgehen konnte. Max und Monika Maaßen hatten ihren Tisch da längst reserviert. Seit 14 Jahren sind die beiden ein Paar, haben sich – wie könnte es anders sein – auch beim Essen kennengelernt. „Max war damals mein Kellner“, erinnert sich die 35-Jährige. Heute ist sie mit ihm verheiratet und hält sich aus „Küchenangelegenheiten“ raus. Die übernimmt zu Hause Max. Und bei der gemeinsamen „Qualitytime“ im Restaurant vertrauen die beiden Genussmenschen aus Hattingen Sascha Stemberg blind, werfen deshalb auch gar keinen Blick in die Speisekarte. „Wir geben der Küche immer eine Carte blanche und lassen uns überraschen“, sagt Max. Enttäuscht wurden Monika und er noch nie. Im Gegenteil. „Wir entdecken jedes Mal neue Geschmacksrichtungen.“ Auf welchem Porzellan Sascha Stemberg den beiden Stammgästen und Freunden seine neuen und traditionellen Kreationen allerdings servieren würde, blieb bis zum ersten Besuch noch eine Überraschung. Zwei neue Tellerserien waren schon bestellt. „Welches Gericht sie vorgeben“, wie der Küchenchef es formuliert, „weiß ich vorher nicht“. Der Prosecco, den es immer vor dem ersten Gang gibt, war dagegen längst kaltgestellt.

Eiszeitliches Wildgehege Bachtal mit Fluss Düssel
Eiszeitliches Wildgehege Bachtal mit Fluss Düssel, Tourismus NRW e.V.

Entdeckungen im NeanderlandDer pure Genuss

Plötzlich bauen sie sich auf. Die Berge der Elfringhauser Schweiz. Auf halber Strecke zwischen Ruhrgebiet und Rheinland erstreckt sich die Hügelkette durch das neanderland im Kreis Mettmann. Umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern steht in den Städten Hattingen, Wuppertal, Sprockhövel und Velbert der Genuss an oberster Stelle. Für Wanderer bietet die Region mit dem Neanderlandsteig und den 26 Entdeckerschleifen romantische Natur pur, während bei Mountainbikern auf steilen Bergabfahrten der Adrenalinpegel steigt. Und auch wer gutes Essen schätzt, kommt rund um Velbert-Neviges voll auf seine Kosten. Allein sechs Biohöfe, von denen auch Sternekoch Sascha Stemberg die meisten Produkte für seine regional-typischen Gerichte bezieht, reihen sich im Windrather Tal aneinander. So mischt sich bei einer Genusstour durch die bäuerliche Kulturlandschaft mitunter der Duft von frisch gebackenem Brot in den Geruch aus Gras, Bäumen und Bauernhof. Hier und da grasen friedlich ein paar Kühe. Auf den Streuobstwiesen blühen die Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäume. Und an den urigen Hofcafés, aus denen es nach Kaffee und selbstgebackenem Kuchen duftet, führt kein Weg vorbei. Zudem bieten die Landwirte ihre hofeigenen Erzeugnisse wie frische Milch, Eier und Gemüse zum Kauf an. Aber noch besser ist es natürlich, mal nicht selbst in der Küche stehen zu müssen, sondern sich von anderen bekochen und verwöhnen zu lassen. Sascha Stemberg und seine Kolleginnen und Kollegen im neanderland übernehmen das gern. Regional. Leidenschaftlich. Bergisch.

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